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Teheraner Börse: Anleger fliehen in Scharen 

Händler an der Börse von Teheran beobachten die Krusentwicklung
Händler an der Börse von Teheran beobachten die Krusentwicklung (© Imago Images / UPI Photo)

Kritiker werfen der Regierung von Präsident Raisi bewusste Manipulation der Börsen- und Aktienmärkte vor, um so ihr Defizit decken zu können.

Die Teheraner Börse (TSE) hat in unlängst Zeit erneut einen massiven Kapitalabfluss erlebt, als ihr Hauptindex Anfang vergangener Woche unter die kritische Zwei-Millionen-Marke fiel. Nach wochenlangen Turbulenzen schloss der Hauptindex am Montag bei 1,95 Mio. Punkten und fiel damit auf den Stand von Mitte März zurück. Am Mittwoch stieg er wieder dann wieder ein wenig an und erreichte knapp über 2 Millionen Punkte.

Dies scheint jedoch weder die Kleinanleger, die in den vergangenen Wochen einen Großteil ihres Kapitals aus der TSE abgezogen haben, weil sie befürchten, alles zu verlieren, noch die großen Investmentgesellschaften zu beruhigen. Die Fortsetzung der Talfahrt stelle eine Schlüsselbotschaft für die Anleger dar, schrieb die Wirtschafts- und Handelszeitung Donya-ye Eghtesad: »Sie ist ein Signal, das den Exodus der Großinvestoren beschleunigt und zu Misstrauen gegenüber dem Markt geführt hat.«

Nach Ansicht von Experten gibt es mehrere Gründe für die derzeitigen Schwierigkeiten der TSE, doch die Regierungsentscheidung von Anfang der Woche, den Preis für das von ihr an die Industrie verkaufte Gas zu erhöhen, was vor allem die Devisen einbringende petrochemische Industrie betrifft, war der Hauptgrund für den Kapitalabfluss aus TSE. Die wenigen Industrien mit Exportmärkten – wie Stahl und Petrochemie – machen den größten Teil des Handels an der Börse aus.

Nach Angaben von Donya-ye Eghtesad sind jedoch in der vergangenen Woche die Aktien der meisten Unternehmen gefallen, unabhängig davon, ob ihr Wert in harter Währung gemessen wird, wie bei den Exporteuren, oder in der Landeswährung Rial, wie bei Bauunternehmen und Automobilherstellern.

Bewusste Manipulation

»Der massive Zusammenbruch des Aktienmarktes ist beabsichtigt und das Werk der Regierung«, twitterte die in den USA lehrende Universitätsprofessorin Mahsima Pooyafard am Dienstag. Sie wies darauf hin, dass die Regierung von Präsident Ebrahim Raisi mehrere Entscheidungen wie die Erhöhung bestimmter Zölle angekündigt habe, die die Rentabilität des Aktienmarktes stark beeinträchtigen und die Menschen dazu bringen, ihre Aktien abzustoßen. Der Zusammenbruch des Aktienmarktes würde der Regierung helfen, einige ihrer eigenen Geldprobleme zu lösen, argumentierte sie. 

Seit dem 7. Mai, einem Tag, der als »Schwarzer Montag der TSE« bezeichnet wird, befindet sich der Aktienindex aufgrund politischer Unsicherheiten auf Talfahrt – mit einigen kleinen Aufwärtsbewegungen, als die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Atomabkommens mit dem Iran dem Index kurzzeitig zu einem Anstieg verhalf.  

Kapitalmarktanalysten sagen voraus, dass jene Gelder, die von Kleinanlegern aus der TSE abgezogen werden, in die parallelen Gold-, Immobilien- und Devisenmärkte fließen werden, was in weiterer Folge die Wechselkurse in die Höhe treiben und der Regierung ermöglichen wird, ihre eigenen Petrodollars zu einem höheren Kurs zu verkaufen.

Im Jahr 2020 wurden Kleinanleger angesichts des Wertverlusts des Rial von der Regierung des damaligen Präsidenten Hassan Rohani ermutigt, Kapital auf dem Aktienmarkt anzulegen. Der Index stieg bis Mitte des Jahres auf zwei Millionen Punkte, fiel aber bald auf 1,2 Millionen Punkte, wodurch die Ersparnisse der Kleinanleger zunichte gemacht wurden. Damals waren es die Hardliner unter den Kritikern Rohanis, die der Regierung vorwarfen, sie habe absichtlich Menschen zu Investitionen in den Aktienmarkt gelockt, die zumeist öffentliche und halböffentliche Unternehmen repräsentierten, um ihr riesiges Haushaltsdefizit zu beheben.

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