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Al-Hol: Tausende irakische IS-Familien noch immer in syrischem Gefangenenlager

Drei IS-Frauen im syrischen Gefangenenlager al-Hol
Drei IS-Frauen im syrischen Gefangenenlager al-Hol (© Imago Images / wirestock)

Das syrische Lager al-Hol beherbergt über 50.000 Menschen , die mit der Terrorgruppe Islamischer Staat in Verbindung stehen oder Verbindungen zu ihr hatten. Die Rückführung in ihre Heimat erfolgt nur schleppend.

Der Irak hat bislang rund zwanzig Prozent der Familien aus dem syrischen Gefangenenlager al-Hol repatriiert, während der große Rest noch auf die Rückkehr wartet, erklärte ein irakischer Beamter am Samstag gegenüber Medien. »Bislang sind etwa 1.560 irakische Familien aus dem Lager al-Hol zurückgekehrt, während etwa 5.500 bis 6.000 Familien noch zurückgebracht werden müssen, sagte der Sprecher des Ministeriums für Migration und Vertriebene, Ali Abbas.

Mehr als die Hälfte der Bewohner von al-Hol, das in der kurdischen Provinz Hasaka in Syrien liegt, sind Iraker. Das Lager beherbergt insgesamt über 50.000 Menschen, von denen die meisten Ehefrauen und Kinder von Kämpfern der Terrororganisation Islamischer Staat sind.

Wie Ali Abbas erläuterte, gehe die Rückführung zügig weiter, wobei bald eine weitere Gruppe in ihre Heimat gehen könne: »Nach den Sicherheitsüberprüfungen werden sie zur Rehabilitation und Wiedereingliederung in die Gesellschaft in das Lager al-Dschada in [der irakischen Provinz] Ninive gebracht und später in ihre Heimatstädte zurückgeschickt.«

Widerstand gegen Rückführungen

Der irakische Minister für Migration und Vertriebene, Ivan Fayaq, erklärte im Dezember gegenüber Reportern, dass die Rückführung von Familien aus Syrien im gesamten Jahr 2024 fortgesetzt wird; allerdings konzentrierten sich die Rückführungen auf Frauen und Kinder, die »keinerlei Verbindung zum IS haben«. Nach Unterlagen aus dem Lager al-Dschada stammt die Mehrheit der Familien ursprünglich aus der im Westen des Iraks gelegenen Provinz Anbar. Über die Hälfte der Menschen im Lager sind weiblich und mehr als sechzig Prozent unter achtzehn Jahre alt.

Die Rückführung von Bürgern mit Verbindungen zum Islamischen Staat hat im Irak heftigen Widerstand ausgelöst, da die dortigen Stämme nicht bereit sind, Menschen aufzunehmen, die mit der islamistischen Terrorgruppe in Verbindung gebracht werden, die von 2014 bis 2017, als sie weite Teile des Landes kontrollierte, grausame Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen begangen hatte.

Der Irak hat in der Vergangenheit auch Männer nach Hause gebracht, die beschuldigt werden, direkt für den IS gekämpft zu haben. Außenminister Fuad Hussein teilte amerikanischen Beamten im vergangenen Juni mit, dass Bagdad rund dreitausend irakische IS-Kämpfer zurückgebracht habe, die im Nordosten Syriens, also in Rojava, inhaftiert wurden, nachdem sie von den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) verhaftet worden waren. Die meisten von ihnen wurden im Irak vor Gericht gestellt. 

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