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Syrien: Die Währung kollabiert, die Proteste nehmen zu

Die syrische Währung befindet sich im Sturzflug. (© imago images/ZUMA Wire)
Die syrische Währung befindet sich im Sturzflug. (© imago images/ZUMA Wire)

Die syrische Währung befindet sich im Sturzflug, und das Regime hat kaum Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken.

Während manche Medien und Politiker in Europa den Eindruck erwecken wollen, der Krieg in Syrien sei vorüber, das Assad-Regime habe die Kontrolle über den Großteil des Landes zurückerobert und sitze wieder fest im Sattel, hat das mit der Realität nur wenig gemein. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Menschen, wie vor Beginn des Blutvergießens von 2011, wieder vermehrt auf die Straße gehen, um den Abgang des Diktators Baschar al-Assad zu fordern.

Sechs Tage hintereinander demonstrierten Menschen zuletzt in der im Süden gelegenen Stadt Suweida, aber auch in anderen Städten des Landes gab es Proteste, und zwar auch in solchen, die unter der Kontrolle des Regimes stehen.

Ausgelöst wurden die erneuten Unmutsbekundungen durch die katastrophale wirtschaftliche Lage im Land, die von einer sich im Sturzflug befindenden Währung begleitet wird. Der offizielle Kurs stand am Freitag bei 10.700 Lira für einen Dollar, am Schwarzmarkt dürfte er noch deutlich schlechter stehen und sich in der Gegend von fast 14.000 Lira für einen Dollar befinden. Im Zeitraum vom zwei Monaten hat die Landeswährung zuletzt dreißig Prozent an Wert verloren.

Multifaktorielle Krise

Auf der Nachrichtenseite Middle East Eye führt ein Wirtschaftsexperte den Währungsverfall auf die anhaltende »Stagflation« zurück, einen Zustand, in dem verheerende Inflation Hand in Hand mit wirtschaftlicher Stagnation und steigender Arbeitslosigkeit einhergeht. »Bedauerlicherweise«, so der Experte, »verfügt die Zentralbank nur über begrenzte Instrumente, um dieser Panikspirale zu begegnen. Die Lage verschlimmerte sich, als die Diskussionen über die Kürzung der Subventionen für wichtige Rohstoffe, insbesondere Treibstoff, eskalierten, was sich auf die Preise von Produkten auswirkte, die in der gesamten Produktionskette mit Treibstoffderivaten verbunden sind.«

Erschwerend komme noch hinzu, dass das Regime die Kontrolle über die Ölquellen im Nordosten des Landes verloren hat, die sich in der Hand der kurdischen Autonomieregierung befinden. Der Verkauf von Öl und Gas ist damit kein Mittel, mit dem das Regime seine Fremdwährungsreserven auffüllen könnte. Auch die internationalen Sanktionen, die als Reaktion auf das Blutvergießen gegen das Regime verhängt wurden, verschärfen die wirtschaftliche Lage. Sie verhindern »syrische Exporte und den Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in den heimischen Markt«.

Der Kollaps des libanesischen Finanzsystems und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs machen sich ebenfalls nachteilig bemerkbar. Und schließlich war da noch das verheerende Erdbeben am 6. Februar, das neben riesigem materiellem Schaden ein Schrumpfen des BIP um 5,5 Prozent zur Folge hatte.

Syrien hatte große Hoffnungen auf die Wiederaufnahme des Landes in den Schoß der Arabischen Liga und darauf einsetzende Unterstützung durch die reichen Golfstaaten gesetzt, doch diese haben sich bislang nicht erfüllt.

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