Trotz angeblicher Reformen lehrt das Unterrichtsmaterial der Palästinensischen Autonomiebehörde, dass die Gleichheit zwischen Frauen und Männern eine Lüge sei.
Mike Wagenheim
Wie in einem aktuellen Bericht festgehalten ist, wird in den Lehrbüchern des palästinensischen Bildungssystems die Gleichstellung der Geschlechter als »Ungerechtigkeit« bezeichnet. Der am 8. März, dem Internationalen Frauentag, veröffentlichte Bericht des Institute for Monitoring Peace and Cultural Tolerance in School Education (IMPACT-se) untersuchte dreizehn Lehrbücher und Lehrerhandbücher, die derzeit in Gebrauch sind und auf den Online-Lehrplanportalen des Bildungsministeriums der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) öffentlich zugänglich sind.
Die Ergebnisse von IMPACT-se deuten darauf hin, dass die Unterrichtsmaterialien trotz der von den internationalen Geldgebern geforderten Reformen Elemente enthalten, die gegen die Grundsätze der Vereinten Nationen zur Gleichstellung der Geschlechter im Bildungswesen verstoßen – und dies, obwohl die Palästinensische Autonomiebehörde ein halbes Dutzend internationaler Konventionen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung unterzeichnet hat.
Laut IMPACT-se verstößt der Inhalt der Schulbücher auch gegen die Richtlinien der UNESCO für die Entwicklung von Lehrplänen und gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2023, die den Schutz von Frauen fordert und geschlechtsspezifische Diskriminierung als Ursache für Konflikte anprangert.
Gleichberechtigung durch Terrorismus
Ein Lehrerhandbuch für die zehnte Klasse enthält beispielsweise ein Video mit dem Titel »Gleichheit zwischen Frauen und Männern ist eine biologische Lüge«. Ein Lehrbuch für islamische Systeme in der zwölften Klasse lehrt, dass Frauen nicht geeignet seien, Nationen zu führen und Gott den Männern die Verantwortung für die Frauen übertragen habe.
Weitere im IMPACT-se-Bericht genannte Beispiele betreffen Unterrichtsmaterialien, in denen Frauen die Schuld dafür gegeben wird, Opfer sexueller Belästigung zu sein und in denen gelehrt wird, die einzige Möglichkeit, Gleichberechtigung zu erreichen, sei der gewaltsame Dschihad. Eine Lektion zu Letzterem verherrlicht eine palästinensische Terroristin.
»Die in den Lehrbüchern der Palästinensischen Autonomiebehörde vorgenommene Charakterisierung von Frauen als minderwertig spiegelt ein breiteres und besorgniserregendes Narrativ der Bigotterie in den Lehrplänen wider, das weiterhin die Ansichten von Millionen palästinensischer Kinder prägt«, erklärte Marcus Sheff, Geschäftsführer von IMPACT-se bei der Präsentation des Berichts. Diese Narrativ widerspreche »internationalen Verträgen zur Gleichstellung der Geschlechter, welche die Palästinensische Autonomiebehörde selbst ratifiziert hat«, fügte Sheff hinzu. »Insbesondere die Betonung der Beteiligung von Frauen an sogenannten Widerstandsaktivitäten«, sprich: an palästinensischem Terror, schaffe »als eine verzerrte Form der Gleichberechtigung der Geschlechter einen beunruhigenden Präzedenzfall«.
Die Palästinensische Autonomiebehörde hat einen Strategieplan für den Bildungssektor für den Zeitraum 2017 bis 2022 veröffentlicht, der angeblich darauf abzielt, »die Lehrpläne zu reformieren und weiterzuentwickeln« und sich auf die »Beseitigung aller Formen von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen« zu konzentrieren. Wie der IMPACT-se-Bericht zeigt, hatte der Plan, der bis zum vergangenen Sommer mit mehr als 21 Millionen Dollar aus Norwegen finanziert worden war, aber keinen Einfluss auf die Realität der Lehrpläne und -bücher.
(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)