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Krieg gegen die Hamas: Mutter von drei Kindern befehligt IDF-Bataillon

Israels Premier im Gesrpäch mit einer Soldatin des Caracal-Bataillons über deren Kampf gegen Hamas-Terroristen am 7. Oktober. (© imago images/ZUMA Wire)
Israels Premier im Gesrpäch mit einer Soldatin des Caracal-Bataillons über deren Kampf gegen Hamas-Terroristen am 7. Oktober. (© imago images/ZUMA Wire)

In Einheiten, die normalerweise für den Schutz der Zivilbevölkerung in Israel zuständig sind, kämpfen Frauen und Männer gemeinsam gegen die Hamas.

Wie die israelische Armee vergangenen Sonntag mitteilte, operiert erstmals ein Such- und Rettungsbataillon des Heimatfront-Kommandos im Gazastreifen, das aus Männern und Frauen besteht. Das 1992 aufgestellte Heimatfront-Kommando dient dem Schutz der Zivilbevölkerung in Israel. Zu den Aufgaben dieser Heimatschutz-Einheit gehören unter anderem die Leitung des Zivil- und Katastrophenschutzes, die zivile Luftrettung und die Bereitstellung von Schutzmitteln gegen atomare, biologische und chemische Waffen.

Die Soldatinnen und Soldaten des 498. Such- und Rettungsbataillons Shahar unterstützen die israelischen Bodentruppen bei der Offensive gegen die Hamas im Gazastreifen. Wie viele Männer und Frauen der Einheit genau im Gazastreifen operieren, ist nicht bekannt; die Rede ist von einer zweistelligen Zahl. Nach Angaben der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) waren die Angehörigen des Bataillons etwa zusammen mit Truppen der 460. Brigade im Stadtteil Shati in Gaza-Stadt im Einsatz. Shati war vor dem Krieg eine Hochburg der Hamas und wurde Mitte November von der israelischen Armee nach intensiven Gefechten mit der Terrororganisation eingenommen.

Das Heimatfront-Kommando war auch an den Kämpfen im Süden Israels am 7. Oktober beteiligt. Oberst Elad Edri, der Kommandeur der Rettungs- und Ausbildungsbrigade, sprach von einem Gefecht, das mit neun Verwundeten und sieben Toten geendet habe, und einem weiteren im Kibbuz Urim, »bei dem sieben unserer Soldaten fielen und mehrere verletzt wurden«. Die Brigade habe bei der Evakuierung der Gemeinden im Süden und Norden Israels geholfen und unterstütze nun die Bewegungen der Bodentruppen im Gazastreifen. »Die wichtigsten einzigartigen Fähigkeiten sind die Rettung und Unterstützung, wenn ein Gebäude über unseren Truppen einstürzt, und Mauerdurchbrüche. Unsere Rettungsausrüstung dient den manövrierenden Kräften, vor allem in dicht bebauten Gebieten«, so Edri.

Laut Oberst Edri sind 40 Prozent jener Angehörigen des Bataillons, das derzeit im Gazastreifen ist, Frauen. »Sie erledigen alle Aufgaben, die auch die Männer erledigen.« Als Beispiel nennt Edri einen israelischen Angriff auf ein Hotel in Gaza, in dem sich Hamas-Terroristen verschanzt hatten. Dabei seien die Soldatinnen und Soldaten des 498. Bataillons in einen Keller eingedrungen, wo sie Waffen und Geheimdienstmaterial der Hamas entdeckt hätten.

Mutter von drei Kindern

Seit September 2022 wird das Bataillon von einer Frau befehligt, Oberstleutnant Yarden Shukron Yifrah. Laut Times of Israel ist sie Mutter von drei Kindern. In Shati habe ihr Bataillon den Truppen geholfen, indem sie in ein Gebäude eingedrungen seien, um ein schnelleres Vordringen durch das Lager zu ermöglichen, sagte Oberstleutnant Yarden Shukron.

»Wir haben Werkzeuge, die die Truppen nicht haben«, erklärte sie. Zum 498. Bataillon gehören auch Ingenieure, welche die Bodentruppen beraten, ob ein beschädigtes Gebäude sicher zu betreten ist oder nicht. »Der Satz ›ein freies Volk in unserem Land zu sein‹, bekommt für mich eine zusätzliche Bedeutung, wenn ich mir die Hilfe vorstelle, die das Shahar-Bataillon den Einwohnern Israels leisten wird, wenn es den Befehl dazu erhält«, hatte Shukron Yifrah bei einer Zeremonie zu ihrem Amtsantritt im vergangenen Jahr erklärt. Wie die Times of Israel weiter berichtete, sind in den letzten Jahren immer mehr Frauen in die Kampfeinheiten und andere Funktionen eingetreten, die zuvor ausschließlich von Männern besetzt gewesen waren:

»Im Juni [2022] ernannte IDF-Stabschef Aviv Kohavi die erste weibliche Kommandeurin einer Kampfbrigade, Oberst Reut Rettig-Weiss. Im Mai teilte das Militär mit, dass Frauen zum ersten Mal in der von Hubschraubern gestützten Such- und Rettungseinheit 669 dienen dürfen. Außerdem haben die IDF vor Kurzem eine Offizierin zur Leiterin eines leichten Infanteriebataillons und eine weitere zur Kommandantin eines Bataillons der Luftverteidigung ernannt.« Beides sei ein Novum gewesen, so die Times of Israel.

Hoch motiviert, aber vorsichtig

Mena-Watch sprach per Telefon über den Einsatz des 498. Such- und Rettungsbataillons Shahar im Gazastreifen mit IDF-Pressesprecher Arye Shalicar: »Wir sind mit sehr vielen Kräften vor Ort, verschiedenste Infanterie-, Elite- und Kommandoeinheiten, Luftwaffe, Marine und alles, was mit der Aufdeckung und Zerstörung von Tunneln zu tun hat.« Was die Infanterie betreffe, seien zunächst nur Einheiten eingesetzt worden, die nicht gemischt seien. »In den Golani-, Givati- oder Nahal-Einheiten oder auch in Elite- und Fallschirmjägereinheiten gibt es in der Regel keine Frauen, die mitkämpfen.« Aber es gebe auch mehrere gemischte Bataillone wie etwa Caracal.

»Das Such- und Rettungsbataillon ist ebenfalls gemischt. Es ist einerseits eine Kampfeinheit, genauso Infanterie wie andere auch, aber mit der zusätzlichen Qualifikation ›Suchen und Rettung‹«, so Shalicar. Er erklärt, dass dieses Bataillon in der Vergangenheit auch bei Hilfseinsätzen in Erdbebengebieten zum Einsatz gekommen sei, etwa in der Türkei, in Haiti oder Mexiko. »Die Such- und Rettungseinheit ist dann jene, die an erster Stelle die Situation vor Ort einschätzt und nach Überlebenden sucht.«

Im Kampf gegen den Terror in Hamas-Hochburgen wie Jabaliya oder Beit Hanoun oder Bezirken von Gaza-Stadt sei es von Vorteil, wenn Soldatinnen und Soldaten außer der Kampfausbildung auch eine Such- und Rettungsausbildung hätten, um sich einen Eindruck der Lage zu machen und auch, um nach Geiseln Ausschau zu halten. »Zudem muss man wissen, wie man sich in Gebieten, die angegriffen werden, so auch aus der Luft, am Boden fortbewegen kann.«

Ebenso wie ihre männlichen Kameraden seien die Soldatinnen im Gazastreifen hoch motiviert: »Sie sind Teil dieses Verteidigungskriegs und wollen ihren persönlichen Einsatz in diese Situation einbringen, insbesondere, was die Geiselbefreiung betrifft. Davon ist jeder betroffen und jeder Soldat ist hoch motiviert. Andererseits sind alle Soldaten und Soldatinnen im Gazastreifen mit Vorsicht unterwegs, weil sie wissen, wie die Hamas-Terrororganisation vorgeht: in erster Linie aus dem Hinterhalt. Man weiß, dass in jeder Sekunde ein Scharfschütze aus einem Kilometer Entfernung schießen oder man zum Ziel einer Panzerfaust werden kann, wenn man sich in offenen Gebieten fortbewegt.«

Die Sexualverbrechen der Hamas

Ein verstörendes Video, das beispielhaft ist für das Grauen des 7. Oktober: Ein mit einer Pistole bewaffneter Hamas-Terrorist holt eine gefesselte Frau aus dem Kofferraum eines Geländewagens. Ihre Hände sind hinter dem Rücken mit einem Kabelbinder zusammengebunden. Ihre Hose ist blutverschmiert und sie blutet an Armen und Händen. Sie ist barfuß, ihre rechte Achillessehne wurde durchgeschnitten. Unter Freudenschüssen, Freudenpfiffen und immer wiederkehrenden »Allahu-Akbar«-Rufen wird sie auf die Rückbank des Autos gestoßen. Passanten filmen die Szene mit ihren Handys.

Die Leugnung der Sexualverbrechen, die am 7. Oktober von der Hamas an Frauen und Mädchen verübt wurden, gehört zu den besonders verstörenden Phänomenen der letzten Wochen. Die Opfer werden der Lüge bezichtigt. Samantha Pearson etwa, die Leiterin des Zentrums für sexuelle Gewalt an der kanadischen Universität Alberta, nannte die Berichte über die Vergewaltigungen am 7. Oktober »ungeprüfte Anschuldigungen«. Sie wurde inzwischen entlassen.

Auch in den sozialen Medien werden die Frauen und Mädchen, die der Hamas zum Opfer fielen, verspottet. Ein besonders widerwärtiger Fall ist ein inzwischen gelöschter Tweet des Accounts Syrian Girl (@Partisangirl, 331.000 Follower), auf dem kürzlich zu lesen war: »Was mich am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass man uns glauben machen will, dass irgendjemand das Verlangen haben könnte, diese von Krankheiten befallenen Hexen zu vergewaltigen.«

Die Aussage wurde von Anhängern der Hamas auf der Plattform X übernommen und weiterverbreitet. Auf die Frage, ob der Kampfeinsatz der Soldatinnen vor dem Hintergrund der sexuellen Gräueltaten, der Verhöhnung israelischer Frauen und der erzählten Lügen auch eine Botschaft an die Opfer und an die Täter aussendet, meint Arye Shalicar: »Jene, die Israel und die Juden verhöhnen wollen, verhöhnen ja alles, was wir in den letzten Wochen gesagt, getan oder aufgedeckt haben.« Das fange an mit dem, was am 7. Oktober passiert ist. »Angeblich wurden gar keine Menschen ermordet, keine Kinder verbrannt; angeblich wurden keine Körperteile abgetrennt, keine Frauen vergewaltigt«, so Shalicar.

»Wenn wir Terrortunnel unter Krankenhäusern oder Waffenproduktionsstätten in Moscheen aufdecken, gibt es Leute, die das alles nicht glauben und als Fake bezeichnen. Das sind dieselben Leute, die alles, was Juden oder Israelis tun oder nicht tun, als etwas Böses darstellen. Die Juden sind schuld, und alles, was sie sagen, nimmt man ihnen nicht ab. Das ist Antisemitismus. Auf der anderen Seite wird einer Terrororganisation, einer Mörderbande, Glauben geschenkt, was auch immer sie für Statistiken herausgeben oder welche Bilder veröffentlichen.«

Das sei »das Absurde«. In dieser Situation bewegten sich der Staat Israel, das Volk und die Armee. »Natürlich erfüllt es israelische Frauen, nachdem sie Bilder und Videos von den Misshandlungen anderer Frauen gesehen haben, mit Pflichtbewusstsein und Motivation auch diesen Frauen gegenüber, aber nicht nur ihnen, sich an vorderster Front einzusetzen.«

Seit dem 7. Oktober im Krieg

Gaza ist nicht der erste Kampfeinsatz des Such- und Rettungsbataillons. Auch an den Kämpfen am 7. Oktober war es beteiligt. Zehava, die Mutter einer bei den Gefechten gefallenen Soldatin, Unterleutnant Adar Ben Simon, ließ über die sozialen Medien folgende Botschaft mitteilen: »Meine zwanzigjährige Tochter Adar, Offizierin, Kommandeurin und Kampfsoldatin in der Such- und Rettungsbrigade, erfuhr am 7. Oktober, dass Terroristen in ihre Militärbasis eingedrungen waren. Mit großer Entschlossenheit verteidigten sie und ihre Freunde einhundertzwanzig neue Rekruten. Adar führte alle in den Schutzraum und kämpfte tapfer gegen die Terroristen. Bitte teilen Sie ihre Geschichte im Gedenken an sie.«

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