„Israel hat sich aus dem syrischen Bürgerkrieg weitgehend herausgehalten, obwohl es Assad gerne losgeworden wäre. Stillschweigend hat es Syrern jenseits der Grenze medizinische Notbehandlungen und humanitäre Hilfsleistungen geboten. Als die Vereinigten Staaten klarstellten, dass sie im Süden Syriens nicht intervenieren würden, um Assad und die Russen zu stoppen, machte Netanyahu einen Deal mit Putin, um Israels Interessen zu schützen. Im Rahmen des Abkommens werden Israel (und vermutlich auch die Vereinigten Staaten) offiziell die Hoheit des Assad-Regimes in dem Gebiet anerkennen und sich um die Umsetzung der Vereinbarung von 1974 bemühen, die Grenzanlagen und die Stationierung von UNO-Beobachtern zwischen den Syrern und Israelis vorsah. Im Gegenzug verpflichtet Russland sich, (im Rahmen seiner Möglichkeiten) iranische Streitkräfte und Stellvertreterorganisationen nicht näher als 80 Kilometer an die israelische Grenze heranzulassen. Zudem hat Putin zugesagt, sich israelischen Luftschlägen gegen iranische Anlagen im Süden Syriens nicht entgegenzustellen, insbesondere, falls der Iran dort Waffen wie strategische Raketen- oder Luftabwehrsysteme stationieren sollte, die eine Bedrohung Israels darstellen.
Ob Russland den Iran überhaupt zu irgendetwas zwingen kann, wird allerdings von vielen bezweifelt. Der US-amerikanische Nachrichtendienstkoordinator Daniel Coats erklärte am Donnerstag beim Aspen Security Forum, dass ‚wir zu dem Schluss gelangt sind, dass Russland kaum willens oder fähig ist, sich in vollem Umfang durchzusetzen oder den Entscheidungen und der Einflussnahme des Iran [in Syrien] entgegenzutreten‘.
Dennoch ist dies im Großen und Ganzen ein Abkommen, mit dem Israel leben kann. Es schafft einen Rahmen für Israels Beziehungen zu seinem mächtigen neuen Nachbarn – Russland. Die realistische Einschätzung der Israelis, dass nicht mehr die Vereinigten Staaten, sondern Russland die Großmacht sei, mit der sie im Nahen Osten zusammenarbeiten müssen, kann man ihnen schwerlich nachtragen. ‚Der israelische Ministerpräsident fährt häufiger nach Moskau als er nach Washington reist‘, so der Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate in den Vereinigten Staaten Yousef al-Otaiba. ‚Ich erwähne das, weil es anzeigt, wie sehr der Nahe Osten sich verändert hat.‘ Für die Israelis zahlt das Abkommen sich aus, doch wie steht es um die Interessen der USA? Leider gibt es von der Trump-Administration keine klare Aussage dazu, worin diese bestehen.“ (Josh Rogin: „Inside the Putin-Netanyahu-Trump deal on Syria“)