in Ihrem Presse-Artikel über den USA-Besuch des israelischen Premiers Netanjahu schreiben Sie: „Die Geschichte der Nahost-Diplomatie zeigt indes, dass ohne Druck von außen kaum je Bewegung in die starren Fronten kam.“ Mich würde interessieren, worauf Sie sich bei dieser Einschätzung beziehen. Denn die drei wahrscheinlich wichtigsten Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte waren gerade nicht das Ergebnis äußeren Drucks und internationaler Einmischung, sondern vielmehr Folgen der Initiativen lokaler Akteure: Dem ägyptisch-israelischen Frieden ging der Kurswechsel Anwar as-Sadats voraus, der in dessen überraschender Reise nach Jerusalem 1977 und der Rede vor dem israelischen Parlament seinen markantesten Ausdruck fanden. Der israelisch-palästinensische Friedensprozess war das Ergebnis geheimer Verhandlungen zwischen Vertretern der Konfliktparteien im norwegischen Oslo. Und auch im Falle des Friedensvertrages zwischen Israel und Jordanien 1994 ist fraglich, ob äußerer Druck ein entscheidender Faktor war. Die „Geschichte der Nahost-Diplomatie“ scheint die These, dass „ohne Druck von außen kaum je Bewegung in die starren Fronten kam“, eher zu widerlegen, als sie zu bestätigen.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank