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Iranischer Atombomben-Countdown läuft

US-Unterstaatssekretär für Verteidigungspolitik Colin Kahl wart vor Irans Urananreicherung
US-Unterstaatssekretär für Verteidigungspolitik Colin Kahl wart vor Irans Urananreicherung (© Imago Images / ZUMA Wire)

Laut einem hochrangigen US-Verteidigungsbeamten könne der Iran in weniger als zwei Wochen genügend spaltbares Material für eine Atombombe herstellen.

Die Warnung von Colin Kahl, US-Unterstaatssekretär für Verteidigungspolitik, erfolgte, nachdem die Vereinten Nationen bestätigt hatten, dass der Iran in einer unterirdischen Nuklearanlage Uran auf nahezu waffenfähiges Niveau angereichert hat. Bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus letzten Dienstag sagte Kahl, das iranische Atomprogramm habe seit dem Ausstieg der Trump-Regierung aus dem Atomabkommen im Jahr 2018 erhebliche Fortschritte gemacht. Auf die Frage, weshalb die Biden-Administration versucht hat, das offiziell als Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) bekannte Abkommen wiederzubeleben, begründete Kahl dies mit den »bemerkenswerten nuklearen Fortschritten seit dem Ausstieg aus dem JCPOA«. 

Im Jahr 2018, als die vorherige Regierung beschlossen hatte, aus dem JCPOA auszusteigen, »hätte der Iran etwa zwölf Monate gebraucht, um spaltbares Material im Ausmaß für eine Atombombe herzustellen. Heute würde dieser Prozess nur noch zwölf Tage benötigen», sagte Kahl, weswegen »man immer noch der Meinung ist, dass eine diplomatische Lösung dieses Problems und eine Beschränkung des iranischen Atomprogramms besser sei als alle anderen Optionen«. Momentan jedoch liege das JCPOA auf Eis, schloss der Unterstaatssekretär seine Ausführungen. 

Zuvor schätzten US-Beamte Irans breakout time, also jene Zeit, die das Regime braucht, um genügend spaltbares Material für eine Bombe anzureichern, auf mehrere Wochen. Auch gehen die USA davon aus, dass der Iran noch nicht über die gesamte Technologie verfügt, die für den Bau einer Bombe erforderlich ist, und noch keine endgültige Entscheidung zur Herstellung getroffen hat.

Nur noch Tage statt Monate

Kürzlich hatten Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in der unterirdischen Atomanlage Fordo Uranpartikel gefunden, die auf bis zu 83,7 Prozent und damit auf ein Niveau knapp unter Waffenfähigkeit angereichert waren. Der an die Mitgliedsstaaten verteilte, vertrauliche vierteljährliche IAEO-Bericht wird die Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen wahrscheinlich weiter verschärfen.

Der IAEO-Bericht spricht nur von »Partikeln«, was darauf hindeutet, dass der Iran bislang keinen Vorrat an Uran mit einer Anreicherung von über 60 Prozent und damit jenem Niveau, auf dem das Land schon seit November anreichert, anlegt Weiters wird beschrieben, dass die Inspektoren am 21. Januar feststellten, dass zwei Kaskaden von IR-6-Zentrifugen in Fordo in einer Weise konfiguriert waren, die sich »erheblich« von den zuvor gemachten iranischen Angaben unterschied. Die entnommenen Proben enthielten Partikel mit einem Reinheitsgrad von bis zu 83,7 Prozent, was der Iran damit erklärte, es könnte während der Übergangszeit zu »unbeabsichtigten Fluktuationen im Anreicherungsniveau gekommen sein«.

Das Atomabkommen von 2015 beschränkte Teherans Uranvorrat auf 300 Kilogramm und die Anreicherung auf 3,67 Prozent, was ausreicht, um ein Atomkraftwerk zu betreiben. Die Aufkündigung des Abkommens durch Washington setzte eine Reihe von Eskalationen durch Teheran in Gang. So hat der Iran zwischenzeitlich begonnen, Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 Prozent anzureichern und damit auf einen Wert, für den es keine zivilen Verwendungszweck mehr gibt.

IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi warnte dementsprechend davor, dass der Iran nun über genügend Uran verfüge, um mehrere Atombomben herzustellen, sobald er sich dazu entscheide, dies – und der Einbau in einen Raketensprengkopf – aber wahrscheinlich noch Monate dauern würde.

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