Die Entdeckung durch die Internationale Atomenergie-Organisation unterstreicht aufs Neue die ungezügelten atomaren Aktivitäten, die der Iran aktuell vorantreibt.
Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) haben in der vergangenen Woche im Iran Uran entdeckt, das nach Angaben zweier hochrangiger Diplomaten auf ein Niveau von nur knapp unter dem für eine Atomwaffe erforderlichen Wert angereichert wurde. Der Fund unterstreicht aufs Neue die ungezügelten atomaren Aktivitäten, die der Iran aktuell vorantreibt.
Die IAEO versucht nun zu klären, wie der Iran Uran mit einem Reinheitsgrad von 84 Prozent anreichern konnte, was den bislang höchsten Wert darstellt, den die Inspektoren bisher gefunden haben und der nur sechs Prozent unter dem für eine Atombombe erforderlichen liegt. Der Iran hatte der IAEO zuvor mitgeteilt, seine Zentrifugen seien so konfiguriert, dass sie Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 Prozent anreichern.
Im Zuge ihrer Untersuchungen müssen die Inspektoren feststellen, ob das gefundene Material bewusst hergestellt wurde, oder ob es sich bei der Konzentration um eine unbeabsichtigte Anhäufung innerhalb des Rohrnetzes handelt, das die Hunderten schnell drehenden Zentrifugen verbindet, die zur Isotopentrennung eingesetzt werden. Allerdings ist es bereits das zweite Mal in diesem Monat, dass die Beobachter verdächtige Aktivitäten im Zusammenhang mit der Urananreicherung entdeckt haben.
Immer gleiches iranisches Abstreiten
Ein hochrangiger iranischer Nuklearbeamter bestritt, dass der Iran bislang Uran über einen Reinheitsgrad von 60 Prozent angereichert habe und wies die IAEO-Erklärung als »Verleumdung und Verdrehung der Tatsachen« zurück. »Das Vorhandensein von Uranpartikeln mit einem Reinheitsgrad von über 60 Prozent ist nicht gleichbedeutend mit einer Anreicherung von über 60 Prozent«, sagte der Sprecher der Atomenergie-Organisation des Irans, Behrouz Kamalvandi, gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Islamic Republic News Agency (IRNA).
Die UN-Atomenergiebehörde reagierte am Sonntag und teilte in einem Tweet, in dem IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi zitiert wird, mit, sie erörtere mit dem Iran die Ergebnisse der jüngsten Überprüfungsaktivitäten und werde gegebenenfalls ihren Verwaltungsrat informieren.
Aktuell bereitet die IAEO für die Sitzung ihres Gouverneursrats am 6. März in Wien den vierteljährlichen Bericht über die iranischen Nuklearaktivitäten vor. Einem Diplomaten zufolge hat Teheran die erforderlichen Formulare nicht eingereicht, in denen er seine Absicht erklärt, die Urananreicherung in zwei Anlagen in der Nähe der Städte Natanz und Fordo zu erhöhen. Selbst wenn das entdeckte Material also aufgrund technischer Schwierigkeiten irrtümlich beim Betrieb der Zentrifugenkaskaden angehäuft wurde – was in der Vergangenheit schon einmal vorgekommen ist –, unterstreiche dies die Gefahr der iranischen Entscheidung, hochangereichertes Uran zu produzieren, sagte ein Diplomat.
Die IAEO hat wiederholt erklärt, dass selbst eine Anreicherung von nur 60 Prozent technisch kaum von dem für eine Atomwaffe erforderlichen Niveau entfernt ist. Die meisten Kernkraftwerke verwenden Material, das auf einen Reinheitsgrad von fünf Prozent angereichert ist.
Nach dem 2018 erfolgten Ausstieg aus dem Atomdeal von 2015 durch den damaligen US-Präsidenten Donald Trump weitete der Iran sein Atomprogramm aus. Teheran bestreitet zwar, Atomsprengköpfe bauen zu wollen, aber der hohe Urananreicherungsgrad verstärkt die Befürchtung, die Islamische Republik könnte doch die Technologie dafür entwickeln. IAEO-Chef Grossi bezeichnete das Atomabkommen im vergangenen Monat als »leere Hülle« und erklärte, der Iran verfüge über ausreichendes Nuklearmaterial für mehrere Waffen, sollte er die politische Entscheidung treffen, solche herstellen zu wollen.