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Jahrestag des Tods von Jina Mahsa Amini: Die Nervosität des iranischen Regimes

Jahrestag von Aminis Tod: Weltweit wird es heute Demonstrationen zum Sturz des iranischen Regimes geben
Jahrestag von Aminis Tod: Weltweit wird es heute Demonstrationen zum Sturz des iranischen Regimes geben (© Imago Images / ZUMA Wire)

Nicht nur im Iran sind heute Proteste angesagt, sondern weltweit finden Demonstration zum Sturz der Islamischen Republik statt.

Heute jährt sich der Tod von Jina Mahsa Amini, die im vergangenen Jahr von der iranischen Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die Hidschabpflicht verhaftet und später in Polizeigewahrsam verstorben war. Ihr Tod löste unter dem Slogan »Jin, Jiyan, Azadi« (»Frau, Leben, Freiheit«) eine landesweite Protestwelle aus, die sich gegen die repressive Zwangsmoral, Verschleierungspflicht und Unterdrückung der Frauen im Besondern wie gegen das gesamte Regime der Islamischen Republik im Allgemeinen richtete.

Wie nervös die Regierung ist, angesichts des Jahrestags von Aminis Ermordung könnten die – mit Repression und brutaler Härte zurückgedrängten – Proteste wieder aufflammen, zeigte sich bereits Mitte August, als das Regime damit begann, potenzielle Demonstranten einzuschüchtern, indem es mindestens ein Dutzend Frauen- und Menschenrechtsaktivisten verhaftete. Auch die Familien jener rund fünfhundert Demonstranten, die von den Sicherheitskräften während der Demonstrationen getötet wurden, stehen verschärft im Fokus der Behörden.

Ende August eröffnete die Teheraner Staatsanwaltschaft für öffentliche und revolutionäre Angelegenheiten den Prozess wegen »Propaganda gegen das System der Islamischen Republik« gegen den Anwalt der Familie Amini, weil dieser im März eine neue Untersuchung des Todes von Jina Mahsa gefordert hatte.

Familie im Visier

Zuletzt wurde die Familie Amini selbst von den Behörden der Islamischen Republik wieder verstärkt ins Visier genommen. Die Aminis hatten sich seit Jina Mahsas Tod wiederholt kritisch gegenüber der Regierung geäußert und deren offizielle Darstellung, die junge Kurdin habe einen Herzinfarkt erlitten, öffentlich zurückgewiesen und stattdessen darauf beharrt, sie sei von Sittenpolizisten zu Tode geprügelt worden.

Im Juni hatten Sicherheitsbeamte dann das Grab Aminis geschändet. »In den vergangenen Tagen wollte die Stadtverwaltung von Saqqez das Grab von Jina verlegen und vor der Öffentlichkeit verstecken«, sagte ihr Cousin damals gegenüber den Medien – ein Versuch, den die Bewohner von Saqqez mit einem Streik beantworten.

Mit der Verlegung wollte das Regime Gedenkveranstaltungen beim Grab verhindern, die immer wieder zum Auftakt von Protesten und Demonstrationen geworden waren. Schon zum vierzigsten Tag nach Aminis Ermordung war ihre Familie im Dezember 2022 unter Hausarrest gestellt worden (der vierzigste Tag spielt im Trauerzyklus der islamischen Tradition eine besondere Rolle). Damit konnte aber nicht verhindert werden, dass Tausende zu Jinas Grab marschierten, um ihrer dort zu gedenken, wie ihr Onkel Erfan Mortazaei öffentlich erklärte.

Letzte Woche wurde mit Safa Aeli ein weiterer Onkel Aminis festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht. Und während der erste Todestag immer näher rückt, wurde gestern bekannt, dass auch ihr Vater zu einem Verhör vorgeladen war., wie die in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Tageszeitung The National berichtete. Amini sei mit der Verhaftung seines Sohnes gedroht worden, würde die Familie mit den Medien sprechen oder eine Zeremonie zum Todestag seiner Tochter durchführen, gab die Zeitung unter Berufung auf Radio Farda weiter.

Proteste angesagt

Während die Islamische Republik also versucht, an der Familie der in den Händen seiner Moralpolizei getöteten Jina Mahsa Amini ein Exempel zu statuieren, um jeglichen Protest anlässlich des Jahrestags ihres Todes zu verhindern, erklärten Aktivisten und Demonstranten, an diesem Wochenende trotz der starken Präsenz der Sicherheitskräfte wieder auf die Straße gehen zu wollen.

Doch nicht nur im Iran, sondern weltweit sollen am kommenden Samstag Gedenk- und Solidaritätsdemonstrationen stattfinden, denen man nur eine massenhafte Beteiligung wünschen kann – auf dass die Demonstranten im Westen die internationale Stimme der Demonstranten im Iran bilden, damit deren Anliegen endlich erfüllt werde: der Sturz des Regimes der Islamischen Republik.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 13. September. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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