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Iraks Wasserreserven auf historisch niedrigstem Stand 

Die Wasserstände an Euphrat und Tigris im Irak gehen immer weiter zurück
Die Wasserstände an Euphrat und Tigris im Irak gehen immer weiter zurück (© Imago Images / photothek)

Die beiden wichtigsten irakischen Flüsse, Euphrat und Tigris, könnten bis zum Jahr 2040 völlig ausgetrocknet sein, werden nicht bald Maßnahmen gegen den sinkenden Wasserstand gesetzt.

Die irakischen Wasserreserven haben sich auf fast die Hälfte der Menge des vergangenen Jahres reduziert und sind damit auf den niedrigsten Stand in der Geschichte des Landes gefallen, berichtete ein Sprecher des Ministeriums für Wasserressourcen am Montag. »Die aktuellen Wasserreserven im Irak sind die niedrigsten in der Geschichte des Landes und betragen rund fünfzig Prozent der Vorjahresmenge«, sagte Khaled al-Shamali in einem Telefonat mit der kurdischen Nachrichten-Website Rudaw

Wie der Ministeriumssprecher weiters erklärte, sei die Wassermenge, die über den Tigris und den Euphrat in den Irak fließe, kleiner als jene Menge, die von den Staudämmen an beiden Flüssen abgelassen werde. So nehme der Mosul-Damm am Tigris 275 Kubikmeter Wasser pro Sekunde auf, gebe aber vierhundert ab, während der Haditha-Damm am Euphrat zweihundert abgibt, aber nur 153 Kubikmeter an nachfließendem Wasser aufnimmt.

Die von al-Shamali vorgelegten Zahlen und Statistiken sind insofern alarmierend, als sie bedeuten, dass die von den beiden Dämmen angestauten Reservoirs immer weiter schwinden. Generell hat der Irak stark mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen; die Region im Speziellen ist von Dürre und Wüstenbildung betroffen, und der rapide Rückgang des Wasserspiegels bedroht das Leben der Einwohner, die Viehbestände und die Landwirtschaft im Allgemeinen.

Austrocknung von Euphrat und Tigris?

Die in der Türkei entspringenden Flüsse Tigris und Euphrat sind die wichtigsten Wasserquellen des Iraks. Anfang dieses Jahres berichtete das irakische Ministerium für Wasserressourcen, die Wasserreserven im Irak seien auf sieben Milliarden Kubikmeter gegenüber sechzig Milliarden im Jahr 2020 gesunken. Derzeit lägen die Wasserreserven nur noch bei fünf Milliarden Kubikmetern, so der Sprecher des Ministeriums. Der Irak verfügt derzeit über zwanzig Wasserrückhaltedämme innerhalb seiner Grenzen, die zusammen fast achtzig Milliarden Kubikmeter Wasser speichern können. 

Im März traf Premierminister Mohammed Shia’ al-Sudani mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara zusammen, um über eine Erhöhung der Wasserabgabe an den Irak zu verhandeln. Erdogan willigte ein, die Wasserabgabe aus dem Tigris für einen Monat zu verdoppeln.

In einem Bericht des irakischen Ministeriums für Wasserressourcen wurde Ende letzten Jahres prognostiziert, dass die beiden wichtigsten irakischen Flüsse bis zum Jahr 2040 völlig ausgetrocknet sein werden, wenn nicht dringend etwas gegen den sinkenden Wasserstand unternommen wird.

Nach Angaben der Vereinten Nationen gehört der Irak zu jenen Ländern, die weltweit am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels, darunter der Wasser- und Ernährungsunsicherheit, betroffen sind. Aufgrund geringerer Niederschläge und höherer Temperaturen sowie der Verschwendung und Misswirtschaft ist das Land mit einer schweren Wasserknappheit konfrontiert.

Die Krise wird durch Staudämme flussaufwärts in der Türkei und im Iran verschärft, die zu einem erheblichen Rückgang der ins Land gelangenden Wassermenge geführt haben. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) warnt seit Langem, dass die Wasserverfügbarkeit im Irak bis 2025 um rund zwanzig Prozent zurückgehen wird, was die langfristige Stabilität der Landwirtschaft und der Industrie massiv bedroht.

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