Durch die überstürzte Flucht von Präsident Ashraf Ghani war ein Machtvakuum in der afghanischen Hauptstadt Kabul entstanden, das US-Präsident Biden nicht zu füllen bereit war.
Informationen der Washington Post zufolge sollen die USA den Taliban am 15. August bewusst die Kontrolle über Kabul überlassen haben, obwohl diese das anfangs gar nicht gewollt hatten:
„In einem eilig arrangierten persönlichen Treffen sprachen hochrangige US-Militärs in Doha – darunter McKenzie, der Kommandeur des US-Zentralkommandos – mit Abdul Ghani Baradar, dem Chef des politischen Flügels der Taliban. ‚Wir haben ein Problem‘, sagte Baradar nach Angaben des US-Beamten. ‚Wir haben zwei Möglichkeiten, es zu lösen: Ihr [das US-Militär] übernehmt die Verantwortung für die Sicherung Kabuls, oder ihr müsst uns erlauben, es zu tun.‘
Den ganzen Tag über hielt Biden an seiner Entscheidung, alle amerikanischen Truppen aus Afghanistan abzuziehen, fest. Der Zusammenbruch der afghanischen Regierung stimmte ihn nicht um.
McKenzie, der die Befehle kannte, erklärte Baradar, dass die US-Mission nur darin bestehe, amerikanische Staatsbürger, afghanische Verbündete und andere gefährdete Personen zu evakuieren. Die Vereinigten Staaten, so erklärte er Baradar, brauchten den Flughafen dafür. Nach Angaben von zwei weiteren US-Beamten wurde vor Ort eine Vereinbarung getroffen: Die Vereinigten Staaten könnten den Flughafen bis zum 31. August haben. Aber die Taliban würden die Stadt kontrollieren.“
Laut Washington Post seien die Taliban sowohl „überrascht“ als auch „erfreut“ gewesen. In den Worten eines ihrer Chefs, Muhammad Nasir Haqqani:
„‚Wir konnten unsere Emotionen nicht kontrollieren, so glücklich waren wir. Die meisten unserer Kämpfer haben geweint‘, sagte er. ‚Wir hätten nie gedacht, dass wir Kabul so schnell einnehmen würden.‘“
Artikel zuerst erschienen auf Jungleblog.