Zunächst zur Erinnerung: Die Diskussion im Feuilleton tobt um die Fragen, ob man mit einem einzigen jüdischen Großvater dennoch ein vollwertiger Jude sei oder nicht; weiters, ob der Autor Maxim Biller seinem Berufskollegen Max Czollek öffentlich vorwerfen dürfe, dass letzterer nach halachischer Regel, und nebenbei auch nach reformorientierter jüdischer Auffassung, gar kein Jude ist, dieses aber behauptet.
So etwas sei, so hört man also, doch bitte eine innerjüdische Debatte, oder: es sei antisemitisch, Juden nach Halb-, Viertel-, Achtel- oder Volljude einteilen zu wollen; oder: es sei ausgrenzend von den Juden, oder: nein, es sei eben religiös so entschieden; oder: ja, aber Czollek hat eben gelogen, und das sei das Problem, nicht seine ethnische Reinheit und so weiter und so fort. Darum dreht es sich also allerorten. Mir scheint, dass es in Deutschland bei dieser Diskussion einen, sagen wir, toten Winkel gibt: einen Blickwinkel auf diese Debatte, der irgendwie nie angesprochen wird, weil er aus welchen Gründen auch immer unbemerkt zu bleiben scheint.