Von Florian Markl
„Der Mann, der uns die Welt erklärt“, habe eine „hohe Auszeichnung“ bekommen, jubelt heute die Kronen Zeitung. Denn deren Außenpolitik-Chef, Kurt Seinitz, wurde gerade mit dem Leopold-Kunschak-Publizistikpreis ausgezeichnet. Benannt ist dieser nach jenem Mann, der vom Historiker Bruce F. Pauley als „eine der wesentlichsten Triebkräfte im Antisemitismus der Christlichsozialen Partei“ in der Zwischenkriegszeit charakterisiert wurde und der sich noch im Dezember 1945 öffentlich rühmte, stets Antisemit gewesen zu sein. Insofern wurde der Preis nicht unpassender Weise ausgerechnet an Seinitz verliehen, beliebt dieser doch Juden, die im Westjordanland leben, als „giftige(s) Natterngezücht“ zu bezeichnen – besser hätte es auch Kunschak nicht formulieren können.
Seine besondere Fachkenntnis stellte Seinitz heute prompt zwei Seiten nach der Meldung über seine Auszeichnung unter Beweis: Sollten die USA wirklich, wie von Donald Trump im Präsidentschaftswahlkampf versprochen, Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkennen, „haben 52 arabische Staaten den Rückzug ihrer Botschafter aus den USA angekündigt.“ Irgendwie muss dem „Mann, der uns die Welt erklärt“, entgangen sein, dass es auf der Welt tatsächlich nicht einmal halb so viele arabische Staaten gibt.