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Hinrichtungen im Iran steigen um 76 Prozent

Oppositionelle in den USA protestieren gegen die Hinrichtungen im Iran
Oppositionelle in den USA protestieren gegen die Hinrichtungen im Iran (© Imago Images / NurPhoto)

Ein neuer Bericht zeigt, dass der Iran im heurigen Jahr 307 Hinrichtungen vollstreckt hat, davon fast 150 allein im vergangenen Mai.

Ein neuer Bericht der in Oslo ansässigen Menschenrechts-NGO Iran Human Rights (IHR) hat am Donnerstag alarmierende Zahlen enthüllt, laut denen allein im Mai mindestens 142 Menschen hingerichtet wurden. Diese Zahl, die im Durchschnitt mehr als vier Hinrichtungen pro Tag entspricht, ist die höchste monatliche Zahl seit 2015. Heuer wurden damit bereits mindestens 307 Menschen Jahr hingerichtet, was ein Anstieg von 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ausmacht und Menschenrechtsorganisationen dazu veranlasst, von einer »Tötungsorgie« zu sprechen, die dazu dient, die iranische Bevölkerung einzuschüchtern und die seit September anhaltenden Proteste niederzuschlagen.

In dem Bericht forderte IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam die internationale Gemeinschaft dringend auf einzugreifen, um die iranische »Tötungsmaschinerie« zu stoppen: »Der Zweck der Intensivierung willkürlicher Hinrichtungen durch die Islamische Republik besteht darin, Angst in der Gesellschaft zu verbreiten, um Proteste zu verhindern und die Herrschaft des Regimes zu sichern.«

Die Hinrichtungen haben zugenommen, nachdem im September letzten Jahres als Reaktion auf den Tod von Mahsa Amini in Polizeigewahrsam landesweite Proteste gegen das Regime ausgebrochen waren. Die Behörden reagierten auf die Proteste mit gewaltsamer Repression, im Zuge derer der Hunderte getötet und Tausende verhaftet wurden. 

Mittelalterliche Praxis

Die Justiz hat im Zusammenhang mit den Protesten mehrere Todesurteile verhängt, aber viele wurden zur Tarnung wegen anderer Vergehen verurteilt, darunter Drogen- und Blasphemiedelikte. Dem IHR-Bericht zufolge wurden im vergangenen Monat mindestens 78 Menschen wegen Drogenvergehen hingerichtet. »Die Verhängung der Todesstrafe für Drogendelikte ist mit den internationalen Menschenrechtsnormen und -standards unvereinbar«, ließ UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Turk vergangenen Monat in einer Pressemitteilung verlautbaren.

Vergangene Woche wurde in der Stadt Maragheh in der Provinz Ost-Aserbaidschan eine öffentliche Hinrichtung vor einer großen Menschenmenge vollzogen. Der Mann, dessen Identität in der Presse nicht genannt wurde, war vor fünf Jahren verhaftet und wegen Korruption und Prostitution angeklagt worden. Staatliche Medien verbreiteten Bilder und Videos, auf denen der Verurteilte mit verbundenen Augen neben zwei Henkern steht. Anschließend wurde er fotografiert, als er mit einem Seil um den Hals an einem Kran hing. 

Menschenrechtsgruppen verurteilten die öffentliche Hinrichtung umgehend und bezeichneten sie als »mittelalterliche Praxis«. »Die heutige öffentliche Hinrichtung und ihre Veröffentlichung durch die staatlichen Medien zeigen das wahre, entsetzliche Gesicht einer Regierung, die versucht, ihre Herrschaft durch Grausamkeit, Demütigung und Einschüchterung der Gesellschaft zu verlängern«, sagte IHR-Direktor Amiry-Moghaddam in einer Erklärung in der vergangenen Woche.

Laut Amnesty International ist der Iran nach China der zweitgrößte Henker der Welt in absoluten Zahlen, während er in Relation zur Bevölkerungszahl die höchste hinrichtungsrate aufzuweisen hat.

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