Bei ihrem ersten Treffen mit dem israelischen Außenminister sparte Annalena Baerbock nicht mit Kritik an der israelischen Siedlungspolitik.
Annalena Baerbock (Grüne), die neue deutsche Außenministerin, ist zu einer Vorstellungsreise in den Nahen Osten gereist. Ihr erster Besuch galt Israel, danach stehen Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem Außenminister der palästinensischen Autonomiebehörde Rijad al-Maliki auf dem Programm. Den Abschluss der Reise bilden Gespräche in Jordanien und Ägypten.
In Israel gab es den traditionellen Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Auf Twitter äußerte Baerbock ihre tiefe Betroffenheit über die Vernichtung der Juden während des Zweiten Weltkriegs. Deutschland hätte nach wie vor die Verantwortung für diese Verbrechen zu tragen, weshalb auch ein »Auftrag für die Gegenwart und Zukunft« seitens Deutschlands gegenüber seiner Verantwortung für die sichere Existenz Israels bestehe.
Nach der Kranzniederlegung in Yad Vashem führte sie in Tel Aviv ein Gespräch mit dem israelischen Außenminister Jair Lapid. Auch die neue deutsche Regierung stehe zu ihrer Verantwortung gegenüber Israel, betonte Baerbock bei der anschließenden Pressekonferenz. Allerdings hielt sie sich nicht mit Kritik in Bezug auf den Siedlungsbau im Westjordanland zurück, den sie in Widerspruch zum Völkerrecht sieht. Zum Konflikt mit den Palästinensern meinte sie, dass eine Zwei-Staaten-Lösung die einzige Möglichkeit sei, um langfristig Frieden zwischen Israel und den Palästinensern zu ermöglichen. Dies sei »die beste Option«, sagte Baerbock.
Für kurze Aufregung sorgte eine Instagram-Story Baerbocks mit mehreren Fotos, in der es um den Besuch von Yad Vashem ging. Ein Bild zeigte die Außenministerin mit ihrem israelischen Amtskollegen am Strand von Tel Aviv, im Begleittext zeigte sich Baerbock »tief berührt« von der Holocaust-Gedenkstätte. Auf dem darauffolgenden Bild waren an Felsen brechende Meereswellen zu sehen, die mit den Worten kommentiert wurden: »Aber nun kommt endlich wieder die Sonne raus.«
Via Twitter auf diese unpassende und wenig taktvolle Aneinanderreihung aufmerksam gemacht, reagierte das Auswärtige Amt prompt und entfernte das Posting. Die Ministerin sei von Yad Vashem »tief bewegt« gewesen, die »von uns in einer Slide der Insta-Story verwendeten Bilder und Sprache fangen die Eindrücke nicht ein. Dafür entschuldigen wir uns. Wir haben die Slide daher gelöscht.«