„Viele Ägypter sehnen sich nach Regen, der ihnen eine Pause vom heißen Sommer oder dem ausgetrockneten Boden etwas Feuchtigkeit bieten könnte. Khamis Ramadan ist ein 34jähriger Landarbeiter mit drei Kindern, der auf den Höfen seiner Nachbarn arbeitet und ihnen bei der Zwiebelzucht hilft. Doch hasst er feuchtes Wetter und betet häufig, dass es nicht regnen möge. ‚Für uns ist der Winter die schlimmste Jahreszeit. Die Kälte ist unerträglich und der Regen ist verheerend’, erklärt er. Die Stadt, deren Bevölkerung überwiegend aus Land- und Bauarbeitern besteht, die sich kaum über Wasser halten können, umfasst 38 Dörfer. Da die Mehrheit der Häuser keine Dächer hat, sind die Bewohner im Winter und im Sommer der harschen Witterung ausgesetzt. (…) Die Kosten für den Bau eines Zementdachs haben sich nach der Entwertung des ägyptischen Pfunds, das im November 2016 gegen den Dollar abstürzte, von 9000 EGP (511 $) auf 25.000 EGP (1420 $) mehr als verdoppelt. (…)
Offiziellen Statistiken zufolge, die 2017 veröffentlicht wurden, verfügen 40.000 Familien nicht über angemessene Badezimmer. Ramadan verdient weniger als 350 EGP (20$) im Monat. ‚Wir träumen vom einem Dach. Nur von einem Dach’, erklärt er. (…) Die ägyptische Statistikbehörde CAPMAS gab 2016 bekannt, dass 27,8% der Ägypter jährlich weniger als 6000 EGP (340$) verdienen und damit unterhalb der Armutsgrenze leben. (…) Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi schwor 2016, er werde alle Bewohner unsicherer Slums im Laufe der folgenden drei Jahre in neue Wohnungen umsiedeln. Das Projekt sollte 14 Milliarden EGP (1,58 Milliarden $) kosten und insgesamt 100.000 Menschen ein neues zu Hause bieten. (…) Während Regierungsprojekte Tausenden Slumbewohnern zugute gekommen sind, die in den letzten Jahren in neue Wohnungen im Tahya Misr (‚Lang lebe Ägypten’)-Projekt gezogen sind, haben Hunderttausende jede Hoffnung verloren.“ (Mohammed Mahmoud: „Living without a roof in Egypt’s slums: ‚It feels like we are naked‘“)