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Ägypten und Iran: Hindernisse auf dem Weg zur Normalisierung

Am Rande der UNO-Generalversammlung traf Ägyptens Außenminister Shoukry seinen iranischen Amtskollegen
Am Rande der UNO-Generalversammlung traf Ägyptens Außenminister Shoukry seinen iranischen Amtskollegen (© Imago Images / Xinhua)

Nach mehr als vierzig Jahren diplomatischer Krise zwischen dem Iran und Ägypten versuchen regionale Vermittler, die Standpunkte einander anzunähern und eine Normalisierung der Beziehungen zu erreichen.

Das Treffen zwischen dem ägyptischen Außenminister Sameh Shoukry und seinem iranischen Amtskollegen Hussein Amir-Abdollahian während der UNO-Generalversammlung in New York stellt die jüngste Entwicklung auf einem Weg der Annäherung zwischen Kairo und Teheran dar. Die Frage bleibt jedoch bestehen: Wird es den politischen Bemühungen gelingen, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu normalisieren?

Während des Treffens am vergangenen Donnerstag erörterten Shoukry und Amir-Abdollahian Möglichkeiten zur Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten. In einer Erklärung des ägyptischen Außenministeriums hieß es danach, bei den Gesprächen seien »die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und Wege zu ihrer Weiterentwicklung erörtert worden, die den Interessen der beiden Völker gerecht werden und auf den Grundsätzen des gegenseitigen Respekts, der guten Nachbarschaft, der Zusammenarbeit und der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Länder beruhen«.

Bei dem Treffen seien auch »einige regionale Fragen diskutiert worden, wobei beide Seiten ihr Bestreben bekräftigten, einen Beitrag zur Stabilität und Verbesserung der Sicherheit in ihrem regionalen Umfeld zu leisten. … Die beiden Minister kamen überein, ihre Kommunikation fortzusetzen, um den Dialog über verschiedene Themen, die für beide Länder von Interesse sind, auf bilateraler, regionaler und internationaler Ebene weiterzuführen.«

Einen Tag zuvor sagte der iranische Präsident Ebrahim Raisi auf einer Pressekonferenz in New York, Teheran setze bei seiner Nachbarschaftspolitik auf die Interaktion mit allen benachbarten islamischen Staaten, die gemeinsame Orientierungen haben und fügte hinzu: »Funktionäre der Islamischen Republik haben Ägypten darüber informiert, dass es keine Probleme bei der Aufnahme von Beziehungen gibt.« Die Konferenz der beiden Außenminister könnte ein Schritt sein, um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiterzuentwickeln.

Bereits im Mai wies Raisi das Außenministerium an, notwendige Maßnahmen zur Stärkung der Beziehungen zu Ägypten zu ergreifen, wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete. Nach erfolgreicher irakischer Vermittlung hatten Anfang des Jahres zwei Treffen zwischen Vertretern der iranischen und der ägyptischen Seite in Bagdad stattgefunden, um die Normalisierung der Beziehungen zu erörtern. Die omanische Vermittlung und der Besuch von Sultan Haitham bin Tariq in Teheran im vergangenen Mai trugen ebenfalls zum Tauwetter in den politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern bei.

Ägypten und der Iran brachen ihre diplomatischen Beziehungen im Jahr 1980 ab und nahmen sie elf Jahre später wieder auf, allerdings nur auf der Ebene von Geschäftsträgern und Interessenvertretungen, sodass bis heute noch keine vollständigen diplomatischen Beziehungen bestehen.

Jede Menge Hindernisse

Das ranghohe Mitglied des Ausschusses für nationale Sicherheit und Außenpolitik des iranischen Parlaments, Fada Hussein Maleki, sagte, das Treffen der beiden Minister in New York sei »ein erster Schritt zur Überwindung der Hindernisse und zur Anhebung der diplomatischen Beziehungen auf die Ebene des Austauschs von Botschaftern«. Der iranische Abgeordnete erwartet, dass nach dieser hochrangigen Ministerkonferenz in der zweiten Phase des Normalisierungsprozesses Pendelbesuche von Delegationen aus Politik, Wirtschaft und Tourismus zwischen den beiden Ländern folgen werden.

Maleki erklärte, das Treffen zwischen den Außenministern werde die Normalisierung zwischen Ägypten und dem Iran beschleunigen. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass in einer dritten Phase des Normalisierungsprozesses die Präsidenten der beiden Staaten zusammenkommen und die Aufnahme von Beziehungen und den Austausch von Botschaftern ankündigen werden.

Trotz dieser optimistischen Äußerungen gibt es noch eine Vielzahl an Hindernissen, die einer Normalisierung der Beziehungen entgegenstehen. Das Mitglied des Thinktanks Egyptian Council for Foreign Affairs, Ayman Salama, meinte, die Normalisierung sei »aufgrund diverser Hindernisse und Herausforderungen, vor allem bezüglich politischer und sicherheitspolitischer Differenzen, keine leichte Sache«. So hätten Kairo und Teheran unterschiedliche Auffassungen von regionalen politischen und sicherheitspolitischen Fragen, wie etwa der Situation in Syrien, im Jemen und im Irak.

»Es gibt einen Wettbewerb um den regionalen Einfluss«, analysierte Salama, »da sowohl Ägypten als auch der Iran versuchen, ihren regionalen Einfluss zu stärken, was in einigen Regionen wie etwa jener des Arabischen Golfs zu Konflikten zwischen den beiden Ländern führen kann«. Die jüngsten regionalen Veränderungen wie die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran hätten jedoch »ein positiveres Umfeld für Verhandlungen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Ägypten und dem Iran geschaffen«.

Der Experte am Al-Ahram Center for Studies, Mohamed Abbas, bemerkte dazu, Ägypten versuche, »das iranische Verhalten in der Region auf der Grundlage der Entwicklungen der letzten Monate, insbesondere der Verbesserung der Beziehungen Teherans zu den Golfstaaten, zu bewerten und zu prüfen, ob sich daraus die Gelegenheit für eine Änderung des iranischen Verhaltens in der Region ergibt«.

Abbas fügte hinzu, in der Geschichte der Beziehungen zwischen der Islamischen Republik und Ägypten seien Spannungen das Hauptmerkmal gewesen, was auf den regionalen Wettbewerb zwischen den beiden Ländern zurückzuführen sei. »Ägypten ist ein Gegner der iranischen Rolle im Jemen, in Syrien und im Irak und könnte sich nur zu einer Normalisierung der Beziehungen zum Iran entschließen, wenn Teheran bei der Lösung dieser regionalen Probleme Flexibilität zeigt.«

Trotz des positiven Beginns der Verhandlungen zwischen Ägypten und dem Iran ist es noch ein langer Weg bis zur Aufnahme vollständiger diplomatischer Beziehungen, da nicht zu erwarten ist, dass die Islamische Republik die seitens Ägyptens geforderte Flexibilität zeigen werde.

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