Erweiterte Suche

Wenn sich der Iran über israelische Flaggen in Jordanien freut

Jordanische Ministerin läuft über israelische Flagge
Jordanische Ministerin läuft über israelische Flagge

Der jordanische Gewerkschaftsdachverband hat angekündigt, an den Eingängen zu seinen Einrichtungen israelische Flaggen auf den Boden zu malen, damit jeder dort Beschäftigte und jeder Besucher beim Betreten und Verlassen des Gebäudes darüber laufen und so, ob er will oder nicht, seine Verachtung des jüdischen Staates zum Ausdruck bringen muss. „Wir werden an allen Eingängen zu dem Gebäudekomplex in Amman und seinen Zweigstellen in den Provinzen Flaggen malen“, sagte Ibrahim al-Tarawneh, der Chef des Dachverbands, der auch Vorsitzender der Zahnärztegewerkschaft ist, laut israelischen Presseberichten der jordanischen Tageszeitung Ad-Dustour.

Die Ankündigung erfolgte im Zuge eines Vorfalls, der zu neuerlichen Spannungen zwischen Jordanien und Israel geführt hat: Kurz vor Silvester hatte eine jordanische Website ein Foto veröffentlicht, das zeigte, wie die jordanische Informationsministerin Jumana Ghneimat beim Betreten des Hauptquartiers des Gewerkschaftsdachverbands über die israelische Flagge läuft. Dagegen legte das israelische Außenministerium diplomatischen Protest ein. Israel und Jordanien hatten 1994 einen Friedensvertrag unterzeichnet. Wie die Website Times of Israel berichtet, nehme das Außenministerium in Jerusalem die Angelegenheit „extrem ernst“ und habe den jordanischen Botschafter einbestellt, um ihm mitzuteilen, dass man darüber besorgt sei.

Majed Qatarneh, ein Sprecher des jordanischen Außenministeriums, sagte dem Bericht zufolge, Israel habe um eine „Klärung“ des Sachverhalts gebeten, das Ministerium kümmere sich darum über „diplomatische Kanäle“. Wie die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet, hatte der jordanische Ministerpräsident Omar Razzaz das Gebäude bei dem gleichen Anlass durch einen Nebeneingang betreten, um zu vermeiden, auf die Flagge zu treten. Razzaz, der frühere Bildungsminister, amtiert sei Juni 2018; Demonstrationen der Gewerkschaften gegen die Wirtschafts- und Steuerpolitik der Regierung sowie die hohen Lebenshaltungskosten hatten damals die Vorgängerregierung unter Hani Al-Mulki gestürzt. Razzaz wird daher versuchen müssen, weder den israelischen Nachbarn vor den Kopf zu stoßen, zu dem Jordanien enge Wirtschaftsbeziehungen unterhält, noch die von fanatischen Israelhassern beherrschten Gewerkschaften gegen sich aufzubringen.

So ist Jordanien zwar einerseits zur Senkung der immensen Energiekosten auf Erdgas aus Israel angewiesen, andererseits protestieren dieselben Gewerkschaften, die die hohen Lebenshaltungskosten beklagen, gegen israelische Gasimporte. Im Juli 2018 hatte der jordanische Gewerkschaftsdachverband zu einer Demonstration in Jordaniens zweitgrößter Stadt Irbid im äußersten Nordwesten des Landes aufgerufen, um gegen die Gasimporte aus Israel zu protestieren. Auf Transparenten waren Slogans wie „Nein zur Normalisierung“ und „Das Gas ist unser Blut nicht wert“ zu lesen. Ohne israelisches Gas müsste ein großer Teil des in Jordanien benötigten Stroms weiterhin zu hohen Kosten und unter Inkaufnahme starker Luftverschmutzung durch die Verbrennung von Schweröl oder Diesel produziert werden.

Begeistert über den Flaggenvorfall reagierte Press-TV, das international tätige Medienunternehmen des iranischen Regimes. Es berichtete darüber unter der Überschrift „In Jordanien breitet sich das Trampeln auf der israelischen Flagge aus“. Die Sitte, die israelische Flagge zu verunglimpfen, indem sie an Gebäudeeingängen auf den Boden gemalt wird – oft mit schwarzen Fußstapfen versehen, um allen Passanten den Zweck klar zu machen – hatte das Khomeiniregime im Iran nach der Machtergreifung 1979 eingeführt. Aus dem Iran kommen allerdings immer wieder Berichte und Videos, die zeigen, dass viele Iraner einen Schritt zur Seite oder sogar einen Hüpfer machen, um zu vermeiden, auf die Flagge treten zu müssen.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!