Die Taliban buhlen um die Anerkennung des islamischen Emirats in Afghanistan und verweisen dabei auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel.
Tom O’Connor, Newsweek
In Kommentaren, die Newsweek exklusiv zugespielt wurden, fordert ein hochrangiger Taliban-Funktionär die weltweite Anerkennung der Herrschaft seiner Gruppe über Afghanistan, wobei er schwor, dass es seinen Kämpfern nie wieder erlaubt sein werde, Angriffe gegen andere Länder zu starten. Und er sagte, seine Gruppe habe viel zu bieten, wenn die Welt sie aufnehme.
Seit die Taliban – die offiziell als Islamisches Emirat Afghanistan auftreten – Kabul in einem schnellen, und weitgehend kampflosen Vormarsch eingenommen haben, hat noch kein Land den Machtwechsel offiziell anerkannt. Dennoch ist die Frage der Anerkennung ein wichtiger Diskussionspunkt, da die Regierungen, einschließlich derjenigen Chinas, Russlands, Irans, Pakistans und sogar der Vereinigten Staaten, Kontakt zu der Gruppe halten, die nun faktisch das Land regiert.
Im Zuge dessen erklärte Abdul Qahar Balkhi, ein Mitglied der Kulturkommission der Taliban, gegenüber Newsweek, dass seine Gruppe die weltweite Anerkennung des Islamischen Emirats anstrebe.
„Wir hoffen, nicht nur von den Ländern der Region, sondern von der ganzen Welt als legitime repräsentative Regierung des afghanischen Volkes anerkannt zu werden“, sagte Balkhi: als Vertretung jenes Volkes, das „sein Recht auf Selbstbestimmung gegen eine ausländische Besatzung mit dem Rückhalt und der Unterstützung einer ganzen Nation nach langem Kampf und immensen Opfern trotz aller Widrigkeiten errungen hat”.
Balkhi argumentierte, dass ein solcher Schritt nicht nur für Afghanistan, sondern für alle Länder der Welt von Vorteil wäre: „Wir glauben, dass die Welt eine einzigartige Gelegenheit hat, sich gegenseitig anzunähern und zusammenzukommen, um die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen nicht nur wir, sondern die gesamte Menschheit steht. Diese Herausforderungen, die von der Sicherheitsfragen bis zum Klimawandel reichen, brauchen die gemeinsamen Anstrengungen aller und können nicht erreicht werden, wenn wir ein ganzes Volk ausschließen oder ignorieren, das in den letzten vier Jahrzehnten durch aufgezwungene Kriege verwüstet wurde.”
Die größten Bedenken im Zusammenhang mit der Herrschaft der Taliban gehen auf die letzte Übernahme Afghanistans durch die Gruppe vor 25 Jahren zurück. Die Behandlung von Frauen und Minderheiten durch die Gruppe wurde von vielen in der internationalen Gemeinschaft verurteilt, ebenso wie die Präsenz von Al-Qaida, die Afghanistan als Rückzugsraum nutzte, um tödliche Anschläge gegen andere Nationen zu verüben – vor allem die Anschläge vom 11. September, die die US-geführte Invasion auslösten, die die Taliban-Regierung vor zwei Jahrzehnten schließlich stürzte.
(Aus dem Artikel „Seeking World Recognition, Taliban Vows to Help Fight Terror and Climate Change“, der bei Newsweek erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)