Erweiterte Suche

Sudan: UN-Vermittler Perthes zur »Persona non grata« erklärt

Der UNO-Sondergesandte für den Sudan, Volker Perthes. (© imago images/Derek French)
Der UNO-Sondergesandte für den Sudan, Volker Perthes. (© imago images/Derek French)

Die sudanesische Regierung erklärte den UNO-Sondergesandten Volker Perthes zur »unerwünschten Person«. Der will trotzdem weitermachen.

Die sudanesische Regierung hat in einem Brief an UNO-Generalsekretär António Guterres den Sudan-Sondergesandten der Vereinten Nationen, Volker Perthes, zur »Persona non grata« erklärt. Das gab das sudanesische Außenministerium am Donnerstag bekannt. Aus Sicht der Regierung ist Perthes für den Ausbruch der Kämpfe zwischen dem Militär und der konkurrierenden Miliz, den Rapid Support Forces (RSF, Schnelle Eingreiftruppen), verantwortlich, die seit April im Land toben. Er habe in seinen Berichten mit »Lügen« die wahre Situation in Khartum »verschleiert« und damit Rebellenführer Mohammed Hamdan Dagalo zum militärischen Losschlagen ermuntert.

Die Vorwürfe gegen Perthes sind nicht neu. Bereits im Mai hatte die sudanesische Regierung dem Deutschen vorgeworfen, einseitig zugunsten der Schnellen Eingreiftruppen zu agieren. Kritik an Perthes kam aber nicht nur seitens der Regierung und der Armee, sondern auch von zivilgesellschaftlichen Aktivisten, die ihm vorwarfen, die verschiedenen militärischen Kräfte des Sudans gestärkt und damit die Rückkehr des Landes auf den Weg der Demokratisierung behindert zu haben.

Im Oktober 2021 hatten die heutigen Rivalen, Armeegeneral Abdel Fattah al-Burhan und RSF-Führer Dagalo, noch gemeinsame Sache gemacht und die zivile Regierung unter Premierminister Abdalla Hamdok aus dem Amt geputscht. Während alle Beteiligten sich offiziell zu einer Rückgabe der Macht an eine zivile Regierung bekannten, wuchsen die Spannungen zwischen den beiden bewaffneten Machtzentren des Landes, der Armee und den RSF, bis der erbitterte Kampf im April schließlich eskalierte.

Grobe Fehleinschätzung

Obwohl viele Sudanesen den Ausbruch der Gewalt seit Wochen befürchtet und auch entsprechende Warnungen ausgesprochen hatten, schätzte UNO-Sondergesandter Volker Perthes die Situation falsch ein und zeigte sich sodann von den Ereignissen völlig überrascht. So wundert es kaum, dass ein Menschenrechtsaktivist gegenüber Middle East Eye Perthes kritisierte: »Er ist seit dem Staatsstreich vom Oktober 2021 Zeuge der anhaltenden politischen Krise im Sudan und hat nichts dagegen unternommen. Er hat keine friedlichen oder politischen Lösungen ermöglicht. Er verkompliziert nur und berichtet.« – Und dies, wie sich herausgestellt hat, offenbar mit geringer Einsicht in die tatsächlichen Entwicklungen im Land.

Die deutsche Bundesregierung ist über den de-facto-Rausschmiss von Perthes alles andere als begeistert und will an dem ehemaligen Leiter der die Bundesregierung beratenden »Stiftung Wissenschaft und Politik« in Berlin als UNO-Gesandtem festhalten. Perthes, der sich für Gespräche gerade in Äthiopien aufhielt, wird nicht mehr in den Sudan zurückkehren können, möchte seine Tätigkeit aber von Kenia aus fortsetzen. Wie das funktionieren soll, wenn einer der beiden wesentlichen Akteure mit ihm nichts mehr zu tun haben will, bleibt unklar.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!