Ein palästinensischer Mob hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine für Christen heilige Stätte bei Nablus, den sogenannten Jakobsbrunnen, der sich innerhalb der Mauern eines Klosters befindet, massiv beschädigt.
Wie mehrere Quellen berichten, verursachten mit Gewehren, Brandbomben und Steinen bewaffnete Palästinenser aus dem am Stadtrand von Nablus gelegenen Flüchtlingslager Balata schweren Schaden nicht nur am Brunnen, sondern auch am Kloster selbst. Der Wächter des Klosters, der achtzigjährige Pater Ioustinos vom Griechisch-Orthodoxen Patriarchat, wurde nicht verletzt, scheint aber von der Gewalt erheblich traumatisiert zu sein.
»Nablus wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde kontrolliert, die es versäumt, der christlichen Gemeinschaft zu helfen und die beunruhigende Gewalt gegen sie zu beenden«, sagte Elias Zarina, Mitbegründer und Community Manager der Jerusalemite Initiative, einer in Jerusalem ansässigen, gemeinnützigen Organisation, welche die Integration arabischer Christen in die israelische Gesellschaft fördert.
Christen glauben, dass der biblische Patriarch Jakob die im Neuen Testament als »Brunnen von Sychar« bezeichnete Wasserstelle gekauft hat. Im Jahr 1908 wurde mit dem Bau einer kleinen christlichen Anlage begonnen, zu der auch eine Kirche und ein Kloster gehörten. Aus bürokratischen und finanziellen Gründen wurde der Bau erst in den 1990er Jahren abgeschlossen.
Autonomiebehörde handelt nicht
Laut örtlichen christlichen Führern kämen palästinensische Attacken auf ihre Gemeinde und heiligen Stätten nur allzu oft vor. Nach dem Gründer der Ersten Baptistenkirche in Bethlehem, Naim Khoury, sei der Angriff vom Wochenende »nichts Außergewöhnliches, solche Vorfälle gibt es heutzutage überall, so auch in Jerusalem. Die ganze Situation ist sehr instabil und die Menschen sind frustriert über die Lage. Sie sollten aufpassen und sehen, was weiter passiert. Wir wissen sehr gut, dass kein Christ eine Moschee schänden würde.«
Wie Elias Zarina weiß, kommt es bei Vorfällen wie jenem in Nablus zu keinen Festnahmen, »und wir sehen auch nicht, dass die Palästinensische Autonomiebehörde an diesen sensiblen Orten, von denen sie weiß, dass sie regelmäßig angegriffen werden, Wachen aufstellen lässt«.
Der Community Manager der Jerusalemite Initiative, der über die christlichen Gemeinden im Heiligen Land forscht, sagte, dass die christliche Bevölkerung in den Palästinensergebieten seit dem Osloer Abkommen im Jahr 1993, das die Palästinensische Autonomiebehörde an die Macht brachte, immer mehr zurückgegangen ist. Als Beispiel nannte er Bethlehem: Als das Osloer Abkommen unterzeichnet wurde, machten die Christen 88 Prozent der Einwohner aus, während sie drei Jahrzehnte später nur noch zwölf Prozent der rund 29.000 Stadtbewohner stellen.
Die meisten Christen seien laut Zarina wegen des muslimischen Drucks, der auf sie ausgeübt wurde, ausgewandert: »Es ist nicht sehr schwierig zu verstehen. Für radikale Lesarten des Islams sind sowohl Christen als auch Juden Ketzer, gegen die man vor allem mit Gewalt vorgehen muss.«