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Mutter des Emirs von Katar: Araber haben vergessen, dass sie auch Semiten sind

Moza bint Nasser wärmt die Mär von den »Semiten« auf, die keine Antisemiten sein könnten
Moza bint Nasser wärmt die Mär von den »Semiten« auf, die keine Antisemiten sein könnten (Imago Images / PPE)

Im Krieg zwischen der Hamas und Israel meldet sich nun auch die Mutter des Emirs von Katar zu Wort. In einer Rede wirft sie Israel vor, gefälschte historische Narrative verbreitet zu haben, die nun nicht angetastet werden dürften, wolle man nicht als Antisemit gelten.

Die Mutter des Emirs von Katar und Vorsitzende der Qatar Foundation, Scheicha Moza bint Nasser, sagte in einer am 15. November auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlichten Ansprache, Israel bediene sich fabrizierter Geschichtsschreibung, um die Welt zu manipulieren. Jahrzehntelang habe man miterlebt, »wie Israel gefälschte historische Narrative verbreitet hat, die von vielen Historikern, auch israelischen, widerlegt wurden. Diese Narrative haben das kollektive Bewusstsein der Welt übernommen und wenn es jemand wagt, ein israelisches Narrativ zu diskutieren, wird er beiseitegedrängt und des Antisemitismus bezichtigt.«

Das, so fuhr Nasser fort, sei »an sich schon ein weiteres problematisches Narrativ«, denn »mit ›Semitismus‹ meinen sie, dass die Juden ein Monopol auf die semitische Rasse haben, die sie sich selbst zuschreiben, während sie anderen Völkern mit semitischen Sprachen wie den Arabern, den Assyrern und den Chaldäern die Anwendung verweigern.«

Damit bediente Nasser eines der ältesten Stereotype des arabischen Antisemitismus, das meint, Araber könnten keine Antisemiten sein, weil sie selbst Semiten sind. Nicht nur verleugnet es, dass der vom Deutschen Wilhelm Marr (1819–1914) geprägte Antisemitismus nicht anders als Judenhass bedeutet, sondern er macht in rassenkundlerischer Diktion aus den Sprechern semitischer Sprachen Angehörige »semitischer Völker«. Wie die Amadeu-Antonio-Stiftung in einer Widerlegung dieser oft gehörten Falschbehauptung so treffend schreibt:

»Zunächst einmal ist es sowieso völlig egal, wer oder was jemand ist. Wenn eine Aussage antisemitisch ist, dann bleibt sie das, egal, wer sie geäußert hat. Außerdem bezeichnet der Begriff ›Antisemitismus‹ nun schon seit mehr als hundert Jahren die Ablehnung alles Jüdischen, auch wenn noch so oft behauptet wird, dass das Wort ja eigentlich etwas ganz anderes bezeichnet. Begriffe haben eben manchmal eine andere Bedeutung, als das Wort vermuten lässt. Wer also glaubt, Antisemitismus beziehe sich nur auf ›Semiten‹, der glaubt vermutlich auch, dass eine Schildkröte eine Kröte ist und ein Zitronenfalter Zitronen faltet. … Außerhalb linguistischer Fachgespräche – ›semitisch‹ ist eine Kategorie der Sprachwissenschaften – macht der Verweis auf ›Semiten‹ genauso wenig Sinn, wie von ›Ariern‹ zu sprechen.«

»Als Männer geboren«

Sie sei aber ohnehin nicht hier, um eine Geschichtslektion zu erteilen, erläutert die Mutter des katarischen Emirs, sondern wolle davor warnen, »dass das Schweigen zu fehlerhaften historischen Erzählungen, das Vermeiden ihrer Untersuchung und der Erforschung ihrer Quellen« letztlich nur dazu diene, »sie mit der Zeit zu bestätigen und als die Wahrheit anzusehen«. Vielleicht sei gerade der Antisemitismus das beste Beispiel für das, wovor sie warne. »Sogar wir Araber, die wir Semiten sind, haben dies so akzeptiert, wie es ist, ohne Argumente. Jetzt versuchen wir in jeder Diskussion, den Vorwurf des Antisemitismus zu entkräften. Wir haben vergessen, dass wir Semiten sind.«

Es gebe, so fuhr Nasser fort, »zwei verschiedene Motivationen: eine zum Aufbau und eine zur Zerstörung. Wir haben keine andere moralische, rechtliche und menschliche Wahl, als uns dem zu stellen und die Motivation zum Aufbau zu unterstützen.« Sie selbst sei kürzlich schockiert über das Schweigen der UNESCO gewesen, »als in Gaza Schüler getötet und Schulen zerstört wurden«, weil dieses Schweigen absolut nicht im Einklang mit der Geschichte und den Werten der UNESCO stehe.

»Alles, was wir für unsere Brüder in Palästina, in Gaza und im Westjordanland tun, ist weniger, als sie verdienen«, erklärte Nasser abschließend: »An diesem Punkt der Geschichte stellen sie die Ehre unserer Nation dar, in einer Zeit der Unterlegenheit und Entschlossenheit. Zu den Kindern Palästinas sage ich: Ihr seid als Männer geboren. Mit eurer Standhaftigkeit habt ihr bewiesen, wie schwach und gebrochen das Volk ist, das wir einst für einen Mann hielten.«

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