Steinmeiers Verneigung vor einem Mörder

Historisch betrachtet war Jassir Arafat ein großer Mann. Selbst in Ägypten geboren, darf er als Erfinder des Volks der ‚Palästinenser‘ gelten. Vor der Charta der Palestine Liberation Organization (PLO) von 1964 bezeichnete man mit diesem Begriff alle Menschen, die das „Bevölkerungsmandat für Palästina“ bewohnten.

Heute gelten die ‚Palästinenser‘ als eigenes Volk, zu dem die arabischen Einwohner der palästinensischen Autonomiegebiete samt deren Angehörigen im Ausland ebenso zählen wie die während der Mandatszeit im Ausland geborenen arabischen Palästinenser und deren Nachkommen. Zwar stand Arafat erst ab 1969 an der Spitze der PLO, aber erst unter seiner Führung ist es dem neu entdeckten Volk der Palästinenser gelungen, seine Anliegen mit einer jahrelang andauernden Serie von Flugzeugentführungen und Terroranschlägen ins Zentrum der Weltöffentlichkeit zu rücken.

Arafats Aufstieg begann als Mitbegründer der Kampforganisation Al Fatah, deren Ziel die Vernichtung Israels und die Errichtung eines sozialistischen Palästina war. Um die palästinensische Unabhängigkeit zu erreichen, setzte die Fatah auf den bewaffneten Kampf.

Die Schlacht im jordanischen Karame, ein Jahr nach dem 6-Tage-Krieg 1968, begründete Arafats Ruhm und bestätigte den militärischen Kurs der Fatah innerhalb der Dachorganisation PLO. Zwar hatte Israel sein Ziel erreicht, die militärische Basis der PLO in Karame zu zerstören, und Arafat musste fliehen, aber seine Fatah hatte der israelischen Armee schwere Verluste zugefügt. Ein Jahr später wurde er Vorsitzender der PLO. Als deren bewaffneter Arm verübte die Fatah jahrzehntelang terroristische Anschläge und Bombenattentate.

„We know only one word – jihad. jihad and jihad. Whoever does not like it can drink from the Dead Sea or from the Sea of Gaza.“ (Arafat, 21.10.1996)

Steinmeiers Verneigung vor einem Mörder

Der Terror der PLO beschränkte sich nicht auf israelische, jordanische und libanesische Ziele. Arafat trug den Kampf gegen Israel in die ganze Welt und war für alle palästinensischen Terroranschläge mit verantwortlich. Er hat sie logistisch unterstützt, finanziert, geplant und manchmal direkt befehligt. Die PLFP (Popular Front for the Liberation of Palestine), eine andere Terrorgruppe unter dem Dach der PLO, spezialisierte sich auf spektakuläre Flugzeugentführungen. Die Städte Entebbe und Mogadischu brannten sich ins Gedächtnis einer ganzen Generation. An dieser Stelle nur ein kurzer Auszug aus Arafats langer terroristischen Laufbahn:

  • 1965-67 Bombenanschläge gegen israelische Dörfer, Wasserleitungen und Eisenbahnen, Häuser werden zerstört und Israelis getötet.
  • 21.2.1970 Bombenanschlag auf den Swiss Air Flug Nr. 330 nach Tel Aviv. 47 Tote.
  • 8.5.1970 Anschlag auf einen israelischen Schulbus. 9 Schüler und 3 Lehrer werden ermordet.
  • 6.-9.9. 1970 In den ‚Dawson’s Field-Entführungen‘ werden insgesamt 3 Flugzeuge der Linien EL-Al, TWA und BOAC mit 370 Geiseln entführt. Die Geiseln werden gegen inhaftierte Terroristen ausgetauscht.
  • Mai 1972 Die Japanische Rote Armee ermordet im Auftrag der PLO 26 Menschen am Flughafen Lod in Tel Aviv.
  • 5.9.1972 Der Schwarze September, eine Splittergruppe der Fatah, stürmt mit acht Mann das Quartier der israelischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen von München. Zwei Israelis werden ermordet, neun sterben bei dem dilettantischen Befreiungsversuch der deutschen Polizei. Das Desaster führt zur Gründung der GSG9 unter Ulrich Wegener. Arafat war über den Anschlag im Bilde, es gibt Vermutungen, dass er ihn persönlich geplant hat.
  • 11.4.1974 18 Menschen werden bei einem Anschlag in Kirjat Schmona ermordet, die Hälfte davon Kinder.
  • 15.5.1974 31 Israelis, darunter 21 Kinder, werden bei einem Anschlag auf eine Schule in Ma’alot ermordet.
  • 11.3.1978 Im ‚Küstenstraßen-Anschlag‘ tötet die Fatah 38 Israelis, darunter 13 Kinder.
  • 7.10.1985 Bei der Entführung des Kreuzfahrtschiffes ‚Achille Lauro‘ ermorden die Terroristen den 69-jährigen, an den Rollstuhl gefesselten, Leon Klinghoffer und lassen die Leiche samt Rollstuhl ins Meer werfen.
  • 1993 erhält Jassir Arafat den Friedensnobelpreis für die Anerkennung Israels. Die Anschläge der von ihm geführten und/oder finanzierten Terrorgruppen gehen weiter. Tausende Israelis fallen ihnen zum Opfer.

Mit selbst durchgeführten Anschlägen hat sich die PLO nicht begnügt. Auch die Terroristen der RAF erhielten in palästinensischen Terrorcamps den letzten Schliff. Buback, Ponto, Schleyer – 33 Morde und mehr als 200 Verletzte gingen auf das Konto deutscher Terroristen, die von Palästinensern ausgebildet worden waren. Auf Befehl Arafats oder wenigstens mit seiner Billigung, jedenfalls von seiner Organisation finanziert.

Steinmeiers Verneigung vor einem Mörder
Suha Arafat, Witwe des PLO-Führers

Trotz seiner Vergangenheit als Mörder und Terrorist bekam Yassir Arafat die Chance, als Friedensstifter und Gründer eines palästinensischen Staates in die Geschichte einzugehen. Ehud Barak und Bill Clinton haben ihm im Jahr 2000 in Camp David seinen Staat am Silbertablett präsentiert. Arafat hat sich für die Fortsetzung des Kampfs gegen Israel entschieden. In der Zweiten Intifada wurden 1.036 israelische Bürger ermordet und 7.054 verletzt.

In der Öffentlichkeit ist die Geschichte Jassir Arafats längst in Vergessenheit geraten. Doch der kleine Mann war kein schrulliger Staatsmann sondern ein notorischer Judenhasser, der für den Mord an tausenden israelischen Bürgern verantwortlich war. Und in Bezug auf Deutschland kommt der SPIEGEL zum Schluss: „Ohne die Unterstützung von palästinensischen Extremisten wären zahlreiche Anschläge und Terrorattentate der Roten Armee Fraktion (RAF) nicht möglich gewesen.“

Der deutsche Bundespräsident kennt die Geschichte Arafats. Er weiß ganz genau, wer der Mann war, an dessen Grab er in Ramallah einen Kranz niedergelegt hat. Frank-Walter Steinmeier weiß, vor wem er sich verneigt hat. Er weiß, wem er in Ausübung seines Amtes die letzte Ehre erwiesen hat. Die deutsche Öffentlichkeit ist empörungswillig. Eine unpassende Bemerkung über ein Dekolleté gemacht, einmal „süße Maus“ gesagt und der öffentliche Aufschrei kennt kein Halten mehr. Das Schweigen über die Verneigung des Präsidenten vor dem Grab des Judenmörders ist ohrenbetäubend.

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