Israel lässt mehr Palästinenser frei als die Hamas israelische Geiseln. Eine britische Journalistin wittert darin israelischen Rassismus.
Israel und die Hamas haben sich in indirekten Verhandlungen darauf geeinigt, dass Israel 150 verurteilte Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlässt, während die Hamas im Gegenzug dafür rund fünfzig der über 230 israelischen Geiseln freilässt, die sie am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt hat.
So einfach der Sachverhalt ist, so unfähig erweisen sich manche Medien, darüber in angemessener Art und Weise zu berichten. ARD und ZDF fanden es beispielsweise angebracht, in diesem Zusammenhang von einem »Geiselaustausch« zu sprechen. Sie setzten das Verschleppen völlig unschuldiger Menschen mit der Inhaftierung von Verbrechern gleich, von denen einige an Terroranschlägen beteiligt waren – in beiden Fällen handle es sich laut den deutschen Fernsehanstalten um »Geiseln«.
Das sorgte nicht nur bei der israelischen Botschaft für Empörung, die per X (vormals Twitter) klarstellte:
Wir tauschen keine Geiseln aus. Geiseln gibt es nur auf einer Seite. Geiseln hat ausschließlich die Terrororganisation Hamas genommen. Israel hat niemals irgendwelche Geiseln genommen. Wir sind nun gezwungen verurteilte Gewalttäter aus dem Gefängnis zu lassen, um unsere Familien wieder zu vereinen.«
Low, lower, Sky News
Noch skandalöser war allerdings ein Interview, das die Journalistin Kay Burley auf Sky News mit dem israelischen Regierungssprecher Eylon Levy führte. Sie habe mit einem Geisel-Verhandler gesprochen, erzählte Burley, der die fünfzig israelischen Geiseln, die von der Hamas freigelassen werden sollen, mit den 150 Palästinensern verglich, die aus israelischen Gefängnissen freikommen sollen. Er habe angesichts der Zahlen auf das »Faktum« hingewiesen, dass »Israel nicht denkt, dass palästinensische Leben gleich viel wert sind wie israelische Leben«.
Der Gesichtsausdruck Levys über diese Aussage sprach Bände, und erst nach einer Schrecksekunde antwortete er in aller erforderlichen Klarheit: »Das ist eine bemerkenswerte Anschuldigung. Wenn wir für jede Geisel einen Inhaftierten freilassen könnten, würden wir das selbstverständlich tun.« Bei den Palästinensern in den Gefängnissen handle es sich um Verbrecher, die teils an Messer- und Schusswaffenanschlägen beteiligt gewesen seien. »Es ist ungeheuerlich zu behaupten, dass der Umstand, dass wir bereit sind, mehr Gefangene freizulassen, um unsere eigenen unschuldigen Kinder zurückzubekommen, nahelegt, dass wir uns nicht um palästinensisches Leben kümmern. Das ist eine wirklich widerwärtige Anschuldigung.«
Ein X-User brachte es in seinem Kommentar zu dem Interviewausschnitt auf den Punkt: »Das muss man gesehen haben. Gerade wenn man denkt, dass der Journalismus nicht noch tiefer sinken kann … tut er es doch.«