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Irans Transgender-Community weiterhin bedroht

Erlaubt und doch verfolgt: Geschlechtsumwandlungen im Iran
Erlaubt und doch verfolgt: Geschlechtsumwandlungen im Iran (Quelle: Facebook)

Im Rahmen seiner Homophobie zwingt der Iran Homosexuelle zu Geschlechtsumwandlungen, um der Strafverfolgung zu entgehen. Zugleich sind Transgender-Personen von Diskriminierung und Verfolgung betroffen.

Während Menschen auf der ganzen Welt im Juni den Pride-Monat gefeiert haben, kämpft die iranische Transgender-Gemeinschaft weiterhin mit Diskriminierung und Bedrohung durch physischen und psychischen Missbrauch, obwohl sie von der iranischen Regierung teilweise anerkannt wird. Der Iran ist das einzige muslimische Land, in dem geschlechtsangleichende Operationen offiziell anerkannt sind und sogar von der Regierung subventioniert werden. Die staatliche Anerkennung schützt die Gemeinschaft jedoch nicht vor den weit verbreiteten Vorurteilen und sexueller Gewalt.

Obwohl er sich vor vielen Jahren umwandeln ließ, ist der vom kurdischen Nachrichtenportal Rudaw mit dem Pseudonym Dara vorgestellte transsexuelle Mann immer noch von Unsicherheit und Angst geplagt. »Ich befand mich im Krieg mit meinem eigenen Körper«, sagt Dara über sein Aufwachsen in einer konservativen muslimischen Gemeinschaft als Mann, der im Körper einer Frau gefangen ist. »Ich hatte immer Angst vor dem religiösen Aspekt und davor, als Sünder angesehen zu werden.« In der traditionellen islamischen Auslegung gilt es als Sünde, homo- oder transsexuell zu sein. Dennoch erlauben viele muslimische Gemeinschaften medizinische Eingriffe, um sie zu »behandeln« und zu »kurieren«, wie es in der offiziellen Sprachregelung heißt.

Dara kämpfte mit Selbstmordgedanken wegen der seinen Körper betreffenden Gefühle und erzählte professionellen Beratern und Psychologen auf der Suche nach einer Erleichterung oder Lösung davon, erhielt aber fast immer dieselbe Antwort: »Wenn du heiratest, wirst du geheilt.« Dies tat Dara auch, obwohl er sich weder körperlich noch emotional zu seinem Gatten hingezogen fühlte. Die Ehe hielt nicht lange, da Dara, der seine wahren Gefühle nicht unterdrücken konnte, bald die Scheidung beantragte. »Ich war unglücklich. Ich konnte mit niemandem darüber sprechen. Mein Leben war von Depressionen und Weinen bestimmt. Ich wusste, dass ich nie mit einem Mann zusammen sein konnte«, klagte er gegenüber dem Rudaw-Journalisten Chenar Chalak, dem er seine Geschichte erzählt. 

Eine lebensverändernde Begegnung

Danach zog Dara nach Teheran, um zu studieren und einen Bachelor-Abschluss zu machen. Er erinnert sich, seine Tage damit verbracht zu haben, sich von allen auf dem Campus zu isolieren. »Ich mochte die Mädchen, aber ich hatte zu viel Angst, es jemandem zu sagen. Ich zog mich anders an und verhielt mich anders als alle anderen.«

Später wurde er von einem Mädchen angesprochen, das ihm von einem Freund erzählte, der sich von einer Frau in einen Mann »verwandelt« hatte. Von diesem Gedanken fasziniert, kontaktierte er besagten Freund. »Er war früher ein Mädchen wie ich und fühlte sich sexuell zu Frauen hingezogen. Endlich hatte ich jemanden gefunden, dem es ähnlich geht wie mir. Von ihm erfuhr ich, dass Geschlechtsdysphorie auf der ganzen Welt verbreitet ist und man sich geschlechtsangleichenden Operationen unterziehen kann, wenn der Zustand medizinisch nachgewiesen werden kann.«

Dara unterzog sich fast zwei Monate lang medizinischen Untersuchungen, bevor er für die Operation für geeignet erklärt wurde. Da geschlechtsangleichende Operationen im Iran der Zustimmung der Eltern bedürfen, stieß Dara bei seiner Familie, insbesondere bei seinem Vater, auf großen Widerstand, konnte sie aber schließlich von ihr überzeugen. »Als ich die Operation hinter mir hatte, fühlte ich mich emanzipiert. Ich fühlte mich wie neu geboren, vor allem, als ich meinen Körper berührte und merkte, dass ich keine Brüste mehr hatte.«

Trans-Männer haben es leichter

Zwölf Jahre nach seiner Umwandlung erzählt Dara, immer öffentlich über seine Operation gesprochen und versucht zu haben, das Bewusstsein im Iran gegenüber Personen wie ihm zu schärfen. »Im Vergleich zu anderen Transmenschen wurde ich in der Gesellschaft leichter und schneller akzeptiert, weil ich ein Mädchen war, das sich in einen Jungen verwandelt hat. Die patriarchalischen Bräuche akzeptieren solche Fälle eher, aber das bedeutet nicht, dass ich keine Probleme hatte.«

Die konservative Gesellschaft im Iran neige dazu, Transgenderfrauen weit weniger zu akzeptieren. Vor der Geschlechtsumwandlung sind sie oft Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch ausgesetzt, und auch danach haben sie ständig Beleidigungen und Misshandlungen zu erleiden. »Transfrauen, denen bei der Geburt ein männliches Geschlecht zugewiesen wurde, werden von ihren Familien als Quell der Schande angesehen, weshalb sie nicht nur verprügelt und beleidigt werden und gesellschaftliche Inakzeptanz erfahren, sondern auch mit zerstörerischer Einsamkeit konfrontiert sind«, so Dara, der auch erwähnt, dass viele Transfrauen in jungen Jahren von zu Hause weglaufen und sich prostituieren, um nicht zu verhungern, da keine Organisationen oder zuständigen Behörden bereit sind, sie aufzunehmen.

Obwohl der Aufstieg der sozialen Medien der LGBTQI+-Gemeinschaft im Iran mehr Bewusstsein verschafft habe, werde jede Abweichung von der Heteronormativität vom Staat immer noch als »Geisteskrankheit« betrachtet. »Manche Familien gehen sogar so weit, ihre transsexuellen Kinder zu töten, weil die Leute über sie reden, während andere transsexuelle Menschen versuchen, Selbstmord zu begehen.«

Dara erzählt, wie er in den vergangenen Jahren aktiv versucht hat, LGBTQI+-Personen zu helfen und sein Haus in einen Schutzraum für die Gemeinschaft umgewandelt hat. Er hofft auf die Einrichtung eines Zentrums für Trans-Rechte, in dem geschlechtsuntypische Menschen von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen lernen können und Hilfe von medizinischen Fachkräften und Psychologen erhalten.

Während Geschlechtsumwandlungen vom iranischen Staat akzeptiert und sogar gefördert werden, betrachtet er Homosexualität als schwerwiegende Sünde, die streng geahndet wird. Gleichgeschlechtliche Beziehungen bzw. Sexualakte können sogar mit der Todesstrafe bestraft werden, was auch regelmäßig geschieht. So sollen seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 zwischen 4.000 und 6.000 Homosexuelle hingerichtet worden sein. Zahlreiche Homosexuelle, die wegen ihrer sexuellen Vorliebe für dasselbe Geschlecht vom iranischen Regime als Transsexuelle klassifiziert werden, werden zu geschlechtsangleichenden Operationen gezwungen, während sich viele andere für die Operation entscheiden, um so ihr eigenes Leben zu retten.

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