Nach Angaben der US-Marine fielen Schüsse, als der Iran versuchte, zwei Öltanker im Golf von Oman zu beschlagnahmen.
Die iranische Marine hat Versuche abgebrochen, zwei Öltanker in der Nähe der Straße von Hormus zu beschlagnahmen, nachdem die amerikanische Marine Mittwochnacht auf diesen Schritt reagiert hatte. Die Vorgänge sind laut US-Militärbeamten das jüngste Anzeichen dafür, dass sich der Tankerkonflikt erneut verschärft hat.
Die in Bahrain stationierte Fünfte Flotte der US-Marine entsandte gegen ein Uhr morgens Ortszeit einen Zerstörer und ein Überwachungsflugzeug, nachdem sie in internationalen Gewässern im Golf von Oman ein iranisches Schiff entdeckt hatte, das einen unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden Öltanker verfolgte, sagte ein amerikanischer Beamter gegenüber dem Nachrichtenportal Al-Monitor. Das iranische Schiff verließ das Gebiet, nachdem der US-Zerstörer in Begleitung eines Aufklärungsflugzeugs vor Ort eingetroffen war, teilte die Fünfte Flotte der Marine mit. Etwa drei Stunden später reagierte das Schiff auf den Notruf eines weiteren, unter der Flagge der Bahamas fahrenden Öltankers, der von einem anderen Schiff der iranischen Marine weiter südlich, etwa dreißig Kilometer vor der omanischen Küste, verfolgt wurde.
Das iranische Schiff feuerte Waffen auf den Tanker ab, als dieser entkommen wollte, berichtete der US-Beamte. Bei den in der Nähe der Wohnräume der Tankerbesatzung einschlagenden Schüssen sei niemand verletzt worden, und der Schaden habe den Betrieb nicht beeinträchtigt. Auch hier habe das iranische Schiff die Verfolgung abgebrochen, als sich der US-Zerstörer dem Gebiet näherte.
US-Sanktionen
In den vergangenen Monaten haben Berichte über iranische Versuche, Öltanker im Golf zu beschlagnahmen, zugenommen, da die Vereinigten Staaten ihre Beschlagnahmungen von sanktionierten iranischen Öl- und Gaslieferungen ins Ausland wieder aufgenommen haben.
Im April etwa beschlagnahmte die iranische Marine einen von Chevron gecharterten Tanker, der Erdöl von Kuwait nach Houston, Texas, transportierte. Dazu kam es, nachdem das amerikanische Justizministerium die Eigner eines unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden Tankers erfolgreich dazu gedrängt hatte, seine iranische Erdölladung den Vereinigten Staaten zu übergeben, anstatt sie nach China zu liefern.
Die iranischen Seestreitkräfte verfolgten diesen Tanker zwar, konnten ihn allerdings nicht abfangen, als er zur Ostküste der USA umgeleitet wurde, wo seine Ladung im Rahmen einer Klage im Namen der Familien der Opfer des 11. Septembers 2001 gelöscht wurde, wie die Financial Times damals berichtete. Eine überparteiliche Gruppe von Abgeordneten hatte die Biden-Regierung zuvor dazu aufgefordert, dem Heimatschutzministerium die Verfolgung sanktionierter iranischer Öl- und Gaslieferungen zu ermöglichen, nachdem der iranische Ölminister erklärt hatte, die Erdölexporte des Landes hätten den höchsten Stand seit dem Jahr 2018 erreicht.
Bislang ist unklar, ob die Beschlagnahmungsversuche am Mittwoch mit neuen US-Bemühungen zur Beschlagnahme von iranischem Öl und Gas in Zusammenhang standen. Nach Angaben der amerikanischen Marine haben die iranischen Streitkräfte in den letzten zwei Jahren versucht, mindestens fünf Öltanker zu kapern und fünfzehn Handelsschiffe in der Golfregion an der Weiterfahrt zu behindern. Die USA und ihre maritimen Koalitionspartner erhöhten im Mai die Häufigkeit ihrer Patrouillen in und um die Straße von Hormus, nachdem iranische Streitkräfte binnen einer Woche zwei Handelsschiffe beschlagnahmt hatten.