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Iranische Sunniten protestieren gegen das Regime 

Proteste der sunnitischen Minderheit in der iranischen Stadt Zahedan
Proteste der sunnitischen Minderheit in der iranischen Stadt Zahedan (Quelle: Iran International)

Seit vielen Monaten demonstriert die Bevölkerung der Provinz Sistan-Belutschistan Woche für Woche gegen die Islamische Republik Iran. Eine neue Dimension haben die Kundgebungen durch den Mordversuch des Mullah-Regime gegen einen sunnitischen Geistlichen erreicht.

Die mehrheitlich der sunnitischen Minderheit der Belutschen angehörigen Bewohner der im Südosten des Irans gelegenen Provinz Sistan-Belutschistan haben letzten Freitag erneut regierungsfeindliche Kundgebungen abgehalten, bei denen es Berichten zufolge zu vereinzelten Zusammenstößen kam. 

Es war der 38. Freitag in Folge, an dem in der Provinz gegen die Regierung demonstriert wurde, doch diesmal waren die Kundgebungen deutlich größer, nachdem sunnitische Geistliche und Aktivistengruppen zu Protesten aufgerufen hatten, da das Regime seine Kampagne gegen den sunnitischen Führer Mowlavi Abdolhamidintensiviert hat. Seit im September letzten Jahres landesweite Proteste ausgebrochen waren, prangert der prominente religiöse Führer die Behörden in seinen wöchentlichen Freitagspredigten an.

In den mehrheitlich von Sunniten bewohnten Städten Iranshahr, Chabahar, Khash, Rask, Pishin und Souran strömten die Menschen nach dem Freitagsgebet auf die Straßen. Videos zeigen, wie Bewohner in den Vierteln ihrer Städte Steine auf die Sicherheitskräfte warfen.

Nach Angaben der Interessengruppe Haalvsh, die über die Probleme der Belutschen in der überwiegend sunnitischen Provinz berichtet, feuerten Sicherheitskräfte in mehreren Städten auf Demonstranten, die Parolen skandierten. Die Website von Haalvsh berichtet auch von der Festnahme Dutzender Menschen, als die Zivilkräfte des Regimes die Demonstranten angriffen und nach den Kundgebungen sogar deren Häuser durchsuchten.

Die Freitagsdemonstrationen waren im Vergleich zu jenen der vorangegangenen Wochen besonders groß und heftig, da kurz davor Berichte aufgetaucht waren, laut denen der Geheimdienst der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) einen Auftragskiller beauftragt hatte, um den sunnitischen Geistlichen aus Zahedan zu vergiften und zu töten. So berichtete Haalvsh, die Sicherheitskräfte der Makki-Moschee, in der Abdolhamid seine Predigten hält, hätten einen Mann festgenommen, der sich als Religionsstudent ausgab und den Prediger ermorden wollte.

Seit Beginn der gegen das iranische Regime gerichteten Proteste im September letzten Jahres hielt Abdolhamid scharfe Reden gegen das harte Durchgreifen der Polizei und die Tötung von Demonstranten und bezeichnete das Vorgehen der Regierung als Verbrechen. Zusätzlich fordert Abdolhamid die Abhaltung eines Referendums im Iran unter der Aufsicht internationaler Beobachter.

Internet großräumig deaktiviert

Wie üblich wurde das Internet in Zahedan und in mehreren anderen Städten der Region am 23. Juni, dem Tag der jüngsten Proteste, abgeschaltet, was die Menschen jedoch nicht davon abhielt, an den Kundgebungen teilzunehmen oder Bildmaterial von ihren Protesten und Abdolhamids Predigten zu veröffentlichen.

In seiner Predigt an diesem Freitag kritisierte Abdolhamid das Regime wegen der Unterdrückung von Personen, die sich kritisch über die Machthaber äußern, darunter sogar Funktionäre und Parlamentsmitglieder. Der sunnitische Geistliche betonte, die Iraner würden niemals ihre Forderungen nach Freiheit und Gerechtigkeit aufgeben und sagte, die nationalen Interessen des Volkes seien durch die Entscheidungen und Handlungen der »Regierungen und Funktionäre des Landes« geschädigt worden.

Abdolhamid wies darauf hin, dass die Menschen in allen Lebensbereichen aufgrund falscher Entscheidungen der Regimevertreter unter Druck stünden, weshalb er keine vielversprechende Zukunft für das Land sehe, in dem die Herausforderungen ungelöst blieben. Um die Wirtschaft zu verbessern, brauche man fähige Leute und effiziente Pläne und Mechanismen: »Solange dies nicht der Fall ist, können die grundlegenden Probleme nicht gelöst werden«, fügte er hinzu. Mit einer impliziten Anspielung auf das gegen ihn geplante Attentat unterstützte Abdolhamid den legitimen politischen Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und eine funktionierende Wirtschaft: »Wir kämpfen für die Interessen der Menschen, und auf diesem Weg nehmen wir jede Bedrohung für unser Leben in Kauf.«

Der Iran hat mit einer schweren Wirtschaftskrise zu kämpfen, die zum Teil auf die amerikanischen Sanktionen zurückzuführen ist, aber auch auf das von der Regierung kontrollierte System, den fehlenden Wettbewerb und die weit verbreitete Korruption.

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