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Iran hat im vergangenen Jahr mindestens 834 Menschen hingerichtet

Protest gegen die Todesstrafe im Iran
Protest gegen die Todesstrafe im Iran (© Imago Images / IMAGO / Middle East Images)

Dies stellt einen »schwindelerregenden« Anstieg gegenüber dem Vorjahr dar, sagen zwei Menschenrechtsgruppen in einem aktuellen Bericht über den Iran.

Die Todesstrafe in der Islamischen Republik hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, schreiben zwei Menschenrechtsgruppen in einem neuen Bericht. So hat der Iran im letzten Jahr mindestens 834 Menschen hingerichtet, was die höchste Zahl an vollstreckten Todesurteilen seit dem Jahr 2015 darstellt. Die Zahl der Hinrichtungen, die der Iran 2023 durch Erhängen vollstreckt hat, ist im Vergleich zu 2022 um 43 Prozent gestiegen.

Nach den 972 Hinrichtungen im Jahr 2015 war 2023 erst das zweite Mal in den beiden letzten Jahrzehnten, dass mehr als 800 Hinrichtungen in einem Jahr verzeichnet werden mussten, so die in Norwegen ansässige Organisation Iran Human Rights (IHR) und die in Paris beheimatete Organisation Together Against the Death Penalty (ECPM) in ihrem gemeinsamen Bericht.

Konterrevolution

Die Menschenrechtsgruppen beschuldigen den Iran, die Todesstrafe zu benutzen, um Angst in der Gesellschaft zu verbreiten, nachdem die Proteste, die durch den Tod von Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam im September 2022 ausgelöst wurden, das Regime erschüttert hatten. »Angst in der Gesellschaft zu schüren ist die einzige Möglichkeit des Regimes, sich an der Macht zu halten, und die Todesstrafe ist sein wichtigstes Instrument in diesem Zusammenhang«, meinte IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam in dem Bericht, der die Zahl von 834 als »schwindelerregende Summe« bezeichnet.

Der Iran hat neun Männer in Fällen hingerichtet, die mit Angriffen auf Sicherheitskräfte während der Proteste im Jahr 2022 in Verbindung stehen – zwei im Jahr 2022, sechs im Jahr 2023 und bisher einen im laufenden Jahr –, so die Rechtsgruppen. Aber auch bei anderen Anklagen wurden vermehrt Todesurteile ausgesprochen und Hinrichtungen durchgeführt, insbesondere bei Fällen im Zusammenhang mit Drogendelikten, bei denen Exekutionen in den Jahren davor zurückgegangen waren.

Der Direktor des ECPM, Raphael Chenuil-Hazan, sagte, die »fehlende Reaktion« des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung sende »das falsche Signal an die iranischen Behörden«.

Amiry-Moghaddam wiederum zeigte sich besorgt, dass die fehlende internationale Empörung über die Hinrichtungen, die nicht zuletzt der Konzentration auf den Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas geschuldet ist, die Islamische Republik nur dazu ermutige, weitere Hinrichtungen durchzuführen. »Die inkonsequente Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf die Hinrichtungen im Iran ist bedauerlich und sendet ein falsches Signal an die Behörden.«

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