Für einen ständigen maritimen Stützpunkt an der sudanesischen Küste wurde der Regierung des Landes vom iranischen Regime militärische Unterstützung im Bürgerkrieg angeboten.
Wie ein hoher sudanesischer Geheimdienstbeamter erklärte, habe der Iran sein Land erfolglos gedrängt, ihm den Bau eines ständigen Marinestützpunkts an der sudanesischen Küste des Roten Meeres zu gestatten. Der Hafen hätte es Teheran ermöglicht, den Seeverkehr von und zum Suezkanal sowie nach Israel zu überwachen.
Der Iran habe dem sudanesischen Militär Kamikazedrohnen für den Kampf gegen die mit der Regierung in einem Machtkampf befindlichen Schnellen Eingreiftruppen (RSF) des abtrünnigen Warlords Mohamed Hamdan Dagalo geliefert und angeboten, darüber hinaus ein Kriegsschiff mit Hubschraubern zur Verfügung zu stellen, sollte der Sudan die Genehmigung für den Stützpunkt erteilen.
»Die Iraner sagten, sie wollten den Stützpunkt zum Sammeln von Informationen nutzen«, so Ahmad Hasan Mohamed, ein Geheimdienstberater des sudanesischen Militärchefs in einem Interview. »Sie wollten dort auch Kriegsschiffe stationieren«, doch Khartum habe den iranischen Vorschlag abgelehnt, um die USA und Israel nicht zu verärgern.
Ein Marinestützpunkt am Roten Meer würde es Teheran ermöglichen, eine der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt, zu der mit Israel, Ägypten und Saudi-Arabien alle regionalen Rivalen des Irans direkten Zugang haben, noch stärker in den Griff zu bekommen, wo die Mullahs bereits jetzt die jemenitischen Huthi-Milizen bei ihren Angriffen auf Handelsschiffe unterstützen.
Unter dem langjährigen Machthaber Omar al-Bashir unterhielt der Sudan enge Beziehungen zum Iran und dessen palästinensischen Verbündeten von der Hamas. Nach Bashirs Sturz durch einen Staatsstreich im Jahr 2019 leitete der Führer der sudanesischen Militärjunta, General Abdel Fattah al-Burhan, jedoch eine Annäherung an die USA ein, um die internationalen Sanktionen zu beenden. Burhan bemühte sich auch um eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel.
Strategisch günstige Lage
Das Ersuchen des Irans um den Bau eines Stützpunktes zeige, wie regionale Mächte versuchen, den seit zehn Monate herrschenden Bürgerkrieg auszunutzen, um im Sudan Fuß zu fassen, schreibt das Wall Street Journal in einem Bericht. Das Land stellt nicht zuletzt wegen seiner 650 Kilometer langen Küste am Roten Meer einen strategischen Knotenpunkt zwischen dem Nahen Osten und dem Afrika südlich der Sahara dar.
»Der Sudan hat Drohnen aus dem Iran gekauft, weil wir präzisere Waffen brauchten, um den Verlust von Menschenleben zu verringern und das humanitäre Völkerrecht einzuhalten«, sagte Mohamed unter Bezug auf den sudanischen Bürgerkrieg der Regierung gegen die RSF.
Die iranischen Kamikazedrohnen hätten Militärchef Burhan geholfen, die Verluste gegen die abtrünnigen Milizen rückgängig zu machen, so mit den Kämpfen vertraute regionale Beamte und Analysten. In den vergangenen Wochen hat die Regierung die Kontrolle über wichtige Gebiete in Khartum und Omdurman, das direkt auf der anderen Seite des Nils gelegen ist, zurückgewonnen.
Im Februar äußerten sich die USA besorgt über iranische Waffenlieferungen an die sudanesische Armee. Damals sagte der damalige US-Botschafter im Sudan, John Godfrey, Berichte über iranische Hilfe für Khartum seien »sehr beunruhigend und eine Quelle großer Sorge für uns«.
Das Wall Street Journal berichtete im Oktober, Ägypten habe Drohnen an das sudanesische Militär geliefert und sudanesische Truppen im Umgang mit ihnen geschult. Ägyptische Beamte haben erklärt, ihr Land ergreife in dem Konflikt keine Partei und arbeite daran, ihn zu beenden.
In einem unveröffentlichten Bericht von UN-Ermittlern wird behauptet, auf der anderen Seite hätten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Waffen an die RSF geliefert, was von den VAE allerdings bestritten wurde. Dubai ist nicht nur der größte Importeur sudanesischen Goldes; im Jahr 2022 unterzeichnete ein Konsortium mit Sitz in den VAE ein Sechs-Milliarden-Dollar-Geschäft zum Bau einer neuen Hafenanlage an der sudanesischen Küste des Roten Meeres.