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Iranische Atomanlage im Juli 2020 angeblich von Israel sabotiert

Der Iran soll einen Anschlag auf eine geheime Nuklearwerkstatt in Teheran verschleiert haben
Der Iran soll einen Anschlag auf eine geheime Nuklearwerkstatt in Teheran verschleiert haben (Imago Images / Newscom / GDA)

Der Iran hat eine angeblich israelische Sabotageaktion gegen eine geheime Atomwaffenwerkstatt im Teheraner Stadtteil Shadabad vertuscht, die vor vier Jahren in Brand gesetzt worden war.

Diese erstaunlichen Enthüllungen veröffentlichte am Sonntag die unabhängige Nachrichtenorganisation Iran International anhand von Dokumenten, die sie kürzlich von einer Hackergruppe erhalten hatte. Der infrage stehende Sabotageakt scheint im Juli 2020 von einer Gruppe von neun Personen verübt worden zu sein, deren Anführer Masoud Rahimi von einer anonymen Person beauftragt worden sein soll, die ihm gegenüber behauptete, sich an dem Eigentümer der unscheinbaren Werkstatt rächen zu wollen. Dabei bot der Unbekannte 10.000 Dollar plus eine Prämie an, wenn Rahimi die Werkstatt in Brand setzen, Eigentum zerstören und das Ereignis filmen würde.

Dass die angeheuerten Täter auf eine der nicht deklarierten Atomanlagen des Regimes angesetzt wurden und eine geheime Werkstatt in Brand gesetzt hatten, war ihnen nicht bekannt. Alle neun Mitglieder der Gruppe wurden noch im selben Monat verhaftet. Zellengenossen einiger der Verdächtigen erklärten gegenüber Iran International, die Brandstifter seien getäuscht worden und hätten nichts von der Art der Arbeit in dem Lagerhaus gewusst.

Weiters berichtete die Agentur, dass »die Islamische Republik laut Gerichtsdokumenten den israelischen Geheimdienst Mossad als Hauptverantwortlichen für diese Sabotageaktion betrachtet«. Die dissidente iranische Publikation wies darauf hin, dass die neun Angeklagten wegen »Konfrontation mit der islamischen Regierung«, »Sabotage«, »Zerstörung eines Geräts der Atomenergie-Organisation«, »Handlungen gegen die nationale Sicherheit durch Zusammenarbeit mit Israel« und »Besitz von Schusswaffen und Drogen« angeklagt wurden.

Einem Gerichtsdokument zufolge schrieb der Chefermittler der ersten Abteilung des Heiligen Gerichts, Ali Qanatkar, diesbezüglich an den Teheraner Staatsanwalt: »Der Chef der CIA und der Nationale Sicherheitsberater Amerikas sagten, dass arbeitslose, drogensüchtige und sozial unangepasste Personen geeignete Kapazitäten für operative Aktivitäten im Land sind.«

Wichtige Werkstätte

Der politische Direktor der Denkfabrik United Against Nuclear Iran (UANI), Jason Brodsky, erklärte gegenüber der israelischen Nachrichtenplattform i24NEWS, die Ende März über die Geschehnisse berichtete: »Diese Werkstätte taucht in den laufenden Untersuchungen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) nicht auf, sodass sich für die IAEO ernsthafte Fragen zur Sicherheitsüberwachung in der Islamischen Republik stellen.«

Da das Gebäude mit der Atomenergie-Organisation des Irans verbunden war, »ist es wahrscheinlich, dass man sich dort auf die Zentrifugenproduktion oder die Anreicherung konzentrierte und nicht auf die Waffenherstellung, da die Aktivitäten zur Waffenherstellung von der Organisation für Verteidigungsinnovation und -forschung übernommen wurden, die Teil des iranischen Verteidigungsministeriums ist«.

Iran International zitierte einen ehemaligen Vertreter des als Islamische Beratende Versammlung bekannten Parlaments, er sei »mit fast allen nuklearen Aktivitäten der Islamischen Republik vertraut und habe deren Zentren oft aus der Nähe gesehen, aber ich habe noch nie von solchen Einrichtungen in der Gegend von Shadabad gehört. Wenn man bedenkt, dass das Geheimdienstministerium und die Justiz glauben, dass dieser Vorfall das Werk Israels war, handelt es sich definitiv um eine wichtige Werkstatt.«

Die Zerstörung des geheimen Nuklearlabors wurde als Vorfall mit höchster Priorität eingestuft, weswegen er auch die allerobersten Ebenen der iranischen Führung beschäftigte, wie es im Bericht von Iran International heißt: »Die Brandstiftung wurde schnell zu einem der wichtigsten Themen der nationalen Sicherheit im Iran, und die Berichte erreichten Ali Khamenei, den Obersten Führer der Islamischen Republik.«

Iran International sagte, es habe seinen Investigativbericht »auf der Grundlage von Dutzenden Dokumenten der Justiz und des Geheimdienstministeriums erstellt, die von Ali’s Justice zur Verfügung gestellt wurden, einem Netzwerk von Hackern, die in den vergangenen Jahren Unmengen von iranischen Regierungsdokumenten leakten. Einige der erwähnten Dokumente gehören zu den Millionen von Gerichtsakten, welche die Gruppe am 21. März 2024 veröffentlicht hat.«

Die Enthüllung, dass das Regime die sabotierte Werkstatt nicht an die IAEO gemeldet hat, erfolgte zu einem heiklen Zeitpunkt. Ende Februar hatte die IAEO einen Bericht veröffentlicht, laut dem der Iran seine Bestände an angereichertem Uran weiter vergrößert und den Inspekteuren der Behörde verweigert hatte, sein Atomprogramm zu überwachen. Auf eine Anfrage in Bezug auf Shadabad von Iran International teilte die IAEO mit, »keine Informationen über diesen Standort« zu besitzen.

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