Ein Telefonat zwischen Hamas-Mitgliedern belegt, wie die Terrorgruppe Treibstoff aus einem Krankenhaus abzweigt.
Ein abgehörtes Gespräch zwischen Hamas-Befehlshabern und dem Leiter des Indonesien-Krankenhauses im Gazastreifen beweist nach Angaben des israelischen Militärs, dass die Terrorgruppe Treibstoff aus den Krankenhäusern der Enklave stiehlt. Das Telefongespräch, dessen Aufzeichnung die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) am Mittwoch veröffentlichten, wurde zwischen dem stellvertretenden Kommandeur des westlichen Jabalia-Bataillons der Hamas, einem Hamas-Kommandeur (identifiziert als »Bewohner des Gazastreifens«) und dem Direktor des Indonesien-Krankenhauses in Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen, Atef Al Kahlout, geführt.
Der stellvertretende Hamas-Befehlshaber, der sich zum Zeitpunkt des Telefonats gemeinsam mit Al Kahlout im Krankenhaus aufhält, will Treibstoff, aber es scheint einen Streitpunkt zu geben. Er ruft daraufhin offenbar seinen Vorgesetzten, den Hamas-Befehlshaber, an, um die Sache zu klären. Der Kommandeur, der wiederholt darauf hinweist, dass Treibstoff aus dem Krankenhaus an die Terrorgruppe abgezweigt wurde, fordert Al Kahlout auf, dem stellvertretenden Kommandeur Treibstoff auszuhändigen.
Al Kahlout erklärt, ein Beamter des Finanzministeriums habe ihm »gestern Abend« gesagt, er solle einem Hamas-Mann tausend Liter Treibstoff geben. »Ich sagte ihm, dass sie [das Krankenhaus] sechshundert Liter Vorrat haben. Er befahl mir, diese für sie bereitzustellen.« Daraufhin antwortet der Kommandant: »Wir werden alle als Regierung zum Wohle des Landes arbeiten« und fügt hinzu: »Um Gottes Willen, geben Sie ihm jetzt den Treibstoff, die Leute setzen uns unter Druck.«
Nach Angaben der IDF bestätigt die Aufnahme, dass die Hamas die Treibstoffverteilung in Gaza kontrolliert. »Trotz des sensiblen Charakters dieser Informationen wird diese Aufnahme freigegeben, um die zynische Ausbeutung der humanitären Ressourcen im Gazastreifen durch die Hamas aufzuzeigen«, so der Sprecher der Armee. Er fügte hinzu, dass die Hamas »den Bedürfnissen der Terroristen Vorrang vor jenen der Zivilbevölkerung einräumt«.
Israel hat sich bereit erklärt, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu lassen, sofern sie nicht an die Hamas umgeleitet werde, die Hilfslieferungen aber stoppen würde, sollte sich herausstellen, dass sie an die Terrorgruppe gingen.
Sorge über Entwendung von Hilfslieferungen
Auch die USA haben erklärt, die Unterstützung im Falle einer Umleitung einzustellen. »Wenn die Hamas die Hilfe umleitet oder stiehlt, werden sie ein weiteres Mal unter Beweis gestellt haben, dass sie sich nicht um das Wohlergehen des palästinensischen Volkes kümmert. Die Hilfe wird dann eingestellt«, sagte US-Präsident Joe Biden in einer Stellungnahme am 18. Oktober bei einem Besuch in Israel.
Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte am Mittwoch, die Regierung habe »noch keine Entwendung der humanitären Hilfe gesehen, nachdem diese in den Gazastreifen gelangt ist«, fügte aber hinzu: »Es ist ein Problem, das uns Sorgen bereitet, und es ist ein Problem, das der israelischen Regierung große Sorgen bereitet, also werden wir es weiter beobachten.«
Während die von Israel genehmigte humanitäre Hilfe auf Lebensmittel, Wasser und Medikamente beschränkt war, erklärte das Außenministerium am 30. Oktober, auch Treibstoff liefern zu wollen. »Treibstoff ist für die Verteilung von humanitärer Hilfe, die Entsalzung von Wasser und die medizinische Versorgung unerlässlich und wir wollen, dass er für diese Zwecke so schnell wie möglich bereitgestellt wird«, so das Außenministerium. Gespräche über die Einbeziehung von Treibstoff in die Hilfslieferungen machten Fortschritte.
Hamas lagert Treibstoff
Letzte Woche veröffentlichten die israelischen Behörden Luftaufnahmen von Hamas-Tankbehältern im Gazastreifen, die mindestens eine halbe Million Liter Treibstoff enthalten. Fragen über Engpässe sollten an die islamistische Gruppe und nicht an Jerusalem gerichtet werden.
Ebenfalls letzte Woche zitierte die New York Times arabische und westliche Offizielle mit der Aussage, dass die Hamas Lebensmittel, Treibstoff und andere Vorräte anhäufe. Sie bestätigten damit entsprechende israelische Behauptungen.
Die Hamas hat Hunderte Kilometer an Tunneln unter dem Gazastreifen gebaut und sie mit Vorräten befüllt, die für einen langen Kampf benötigt werden, berichteten die Offiziellen, die unter der Bedingung der Anonymität sprachen, um Geheimdienstquellen nicht zu gefährden. Laut ihnen verfüge die Hamas über Hunderttausende von Litern Treibstoff, Munition, Sprengstoff, Lebensmittel, Wasser und Medikamente, sagten sie.
(Der Artikel ist vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)
