„Der Konflikt wird [mit der iranischen Verletzung des israelischen Luftraums und den darauf folgenden Luftschlägen] aber kaum beendet sein, vermutlich war es erst der Beginn. Iran hat viel investiert im Syrien-Krieg. Seine Milizen sind praktisch zu Asads Bodentruppen geworden. Als Gegenleistung will Teheran eine permanente Präsenz mit Militär- und Marinebasen in Syrien. Damit würde die schiitische ‚Achse des Widerstands‘ von Iran über den Irak, Syrien bis nach Libanon endgültig zementiert. Für die Islamische Republik gilt dieser weitreichende Stachel bis an Israels Nordflanke als strategische Lebensversicherung. Der unerbittliche Kampf gegen das ‚zionistische Gebilde‘ ist zudem Teil der eigenen Identität und Legitimierung. Deshalb sieht die israelische Regierung im wachsenden iranischen Einfluss in Syrien eine existenzielle Bedrohung. Unter anderem fürchtet sie den Bau iranischer Raketenfabriken und Abschussrampen. Israel hat deshalb angekündigt, permanente iranische Basen in Syrien militärisch anzugreifen.
Das alles bringt Russland in die Zwickmühle. Es versuchte bisher, Israel zu beschwichtigen. Unter anderem garantierte Putin, dass keine iranischen Milizen in der Nähe der Golanhöhen an der Grenze zu Israel stationiert werden. Doch offensichtlich wachsen in der israelischen Führung die Zweifel, ob der Einfluss des Kremls auf Teheran wirklich ausreicht, um Iran im Zaum zu halten. Eine große israelische Militäraktion in Syrien allerdings würde Moskau zu einer äußerst schwierigen Wahl zwingen: entweder mit oder gegen Israel, mit oder gegen Iran, mit oder gegen Asad. Für einen Frieden in der Region und nicht zuletzt die Nachhaltigkeit des Atomabkommens muss Iran in Syrien auf irgendeine Weise in Schach gehalten werden. So bedrohlich der syrische Sumpf auch sein mag, diese Aufgabe können die USA und Europa nicht alleine Israel überlassen.“ (Christian Weisflog: „Der syrische Sumpf erreicht gerade eine neue Dimension“)