Die Islamische Republik setzt auf eine neue Taktik: Sie beschuldigt Frauen, die Rädelsführer der jüngsten Proteste zu sein, um die Frauenrechtsbewegung zu zerschlagen.
IranWire
Am Abend des 20. November sendete das iranische Staatsfernsehen das Geständnis einer Frau, die bei den jüngsten Protesten festgenommen wurde. Die Frau wurde den Zuschauern als Fatemeh Davand vorgestellt und nachdem sie einige Sätze gesprochen hatte, erklärte der Moderator der Sendung, sie sei eine der Anführerinnen der Unruhen, die ausbrachen, nachdem die Regierung eine Erhöhung der Benzinpreise angekündigt hatte. Das Programm behauptete weiter, dass „Frauen“, „Gruppen, die sich gegen die iranische Regierung richten“, „Amerika“ und „konterrevolutionäre Gruppen“ die jüngsten Proteste angeführt hätten.
Sieben Tage nach Beginn der landesweiten Proteste, bei denen mindestens 100 Menschen von Sicherheitskräften getötet und Tausende weitere verletzt, oder verhaftet wurden, kehrte der Rundfunk der Islamischen Republik Iran (IRIB) zu einer altbekannten Taktik zurück: das Filmen falscher und erzwungener Geständnisse, die dann im nationalen Fernsehen ausgestrahlt werden. Doch diesmal gab es eine neue Wendung: Die Frauen werden beschuldigt, die „Anführer der Unruhen“ zu sein. (…)
Das Programm zeigte anschließend Frauen inmitten der Demonstranten, wobei einige von ihnen ihre Gesichter verhüllten. Die Sprecherin sagte, dass diese Frauen „die Anführerinnen der Gruppen waren, die die Straßen blockieren und öffentliches Eigentum zerstören wollten.“ Anschließend betonte sie, dass die Frauen mit „den Gefühlen und Emotionen der Menschen“ spielen würden. (…)
Es scheint, dass die neueste Strategie der Islamischen Republik darin besteht, engagierte Frauen und weibliche Aktivistinnen ins Visier zu nehmen und ihre Teilnahme an Protesten als Ausrede zu benutzen, um die Bürgerrechtsbewegung der Frauen zu zerschlagen.
Zwangsgeständnisse im Fernsehen sind seit langem eine beliebte Taktik, mit der die Islamische Republik Opposition und Dissens unterdrückt. (…) Diese Taktik ist nichts Neues, aber was es noch nie gegeben hat, ist die gezielte Konzentration auf Frauen. Enttäuscht von den Forderungen der Frauen nach Gleichberechtigung und größerer Freiheit in den letzten vier Jahrzehnten, hat das Regime einen Weg gefunden sie zu bestrafen und sie als öffentliche Feinden zu brandmarken, die die Nation verunglimpfen würden.