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Wahlen im Irak: Kandidatinnen sind mit Denunziationen konfrontiert

Wahlen im Irak: Kandidatinnen sind mit Denunziationen konfrontiert„Die Kandidatinnen bei den diesjährigen Parlamentswahlen im Irak sind mit einer Flut von Drohungen, Verleumdungen und öffentlichen Denunziationen konfrontiert. Wählern und Aktivisten zufolge ist der Irak vom Erreichen der Geschlechtergleichheit in der Politik noch weit entfernt. Bei den Wahlen vom 12. Mai sind 25 Prozent der 329 Parlamentssitze für Frauen reserviert. Es wird gehofft, dass das Quotensystem die Beteiligung von Frauen an den Regierungsgeschäften allmählich steigern wird. Frauenquoten haben sich im Irak bereits bewährt und das Land hat in dieser Hinsicht eine schnellere Entwicklung durchgemacht als viele andere Entwicklungsländer. Doch warnen Frauenrechtsaktivisten, dass noch viele kulturelle Hürden überwunden werden müssen. (…)

Im Wahlkampf, und insbesondere in den sozialen Medien, hat es mehrere Fälle gegeben, in denen Kandidatinnen aus sexuellen Gründen denunziert wurden, um sie zu desavouieren und von einer Kandidatur abzubringen. Die Nasr (Sieges-)Koalition von Haider al-Abadi zog eine ihrer Kandidatinnen zurück, nachdem Aufnahmen online zirkulierten, die sie angeblich beim Sex zeigten. Intidhar Ahmed Jassim, eine Professorin, erklärte, das Video sei eine Fälschung und es handele sich um eine Verschwörung gegen sie. Ein weiteres in Umlauf befindliches Video zeigt einen Mann, der ein Wahlplakat von Habda al-Hasnawi küsst und dabei eine sexuelle Handlung simuliert. Al-Hasnawi kandidiert in Najaf auf der Ansar al-Haq (Verteidiger der Wahrheit)-Liste. Der Mann wurde zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von IQD 100 Millionen (70.000 Euro) verurteilt. Dr. Heshu Rebwar, die auf der Liste der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) kandidiert, stellte Anzeige, nachdem ein Video, das sie in einem kurzen Kleid auf dem Geburtstag ihres Mannes zeigt, ohne ihre Zustimmung auf Facebook verbreitet wurde.

In all diesen Fällen spielten die sozialen Medien eine wichtige Rolle. Kandidatinnen haben schnell erkannt, wie wichtig diese Plattformen für die Verbreitung ihrer Botschaften sind, sich dadurch aber auch anfällig für Angriffe von Provokateuren gemacht. Die Botschaft dieser Provokateure ist laut und klar. Frauen, die sich am Leben der Zivilgesellschaft beteiligen, sind Freiwild und müssen mit Drohungen, Verleumdungen und Denunziationen rechnen, nicht ihrer politischen Ansichten wegen, sondern ihres vermeintlichen Mangels an Sittlichkeit und Tugendhaftigkeit und ihres Aussehens wegen.“ (Robert Edwards: „Iraqi politics ‚not even close‘ to achieving women’s equality: female voters“)

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