Saudische Regierung plant Aufhebung der Geschlechtertrennung

Saudische Regierung plant Aufhebung der Geschlechtertrennung„Ein saudisches Regierungsprogramm zur Verbesserung der Lebensqualität im Königreich fordert eine Legalisierung der Mischung der Geschlechter und ein Ende der Regeln, die Unternehmen zwingen, während der Gebetszeiten zu schließen. Dies wären bedeutsame Schritte zur Lockerung der gesellschaftlichen Maßregeln in dem konservativen Land. Das 236seitige Dokument wurde Journalisten Donnerstagabend zugestellt. Es umreißt das neue Quality of Life Program der Regierung. Darin heißt es, man solle sich für eine Änderung der besagten Gesetze einsetzen. In diesen Bereichen seien ‚sofortige Regeländerungen erforderlich‘.

Allein eine derartige Empfehlung würde einen maßgeblichen Wandel in der offiziellen Rhetorik bezüglich zweier heikler religiöser Angelegenheiten darstellen und könnte eine negative Gegenreaktion konservativer Saudis provozieren. Die Empfehlungen waren auf Seite 156 des Dokuments versteckt und wurden auf einer am Donnerstag abgehaltenen Pressekonferenz zur Bekanntgabe des Programms nicht erwähnt. In Fassungen, die später online gepostet wurden, fehlten sie. Regierungsvertreter mochten sich zu diesbezüglichen Fragen zunächst nicht äußern.

Die Abschwächung der gesellschaftlichen Maßregeln spielt eine entscheidende Rolle bei den Bemühungen des Kronprinzen Mohammed bin Salman, die vom Öl abhängige Wirtschaft des Landes zu modernisieren und ausländische Investitionen anzulocken. Die sogenannte Vision 2030 des Prinzen will Frauen ermutigen, berufstätig zu werden. Zudem betont sie das starke Wachstumspotenzial der Unterhaltungsindustrie. (…) Das langjährige Verbot von Kinos wurde bereits aufgehoben. Zudem ist Frauen inzwischen das Autofahren gestattet worden und es wurden Konzerte für ein gemischtgeschlechtliches Publikum gefördert. Bislang haben die Veränderungen kaum öffentlichen Widerspruch erregt. Allerdings greift die Regierung gegen Kritik hart durch. (…) In dem Journalisten zugestellten Dokument wird die ‚Vermischung beider Geschlechter zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts‘ gefordert und eine Legalisierung der Öffnung von Geschäften während der Gebetszeiten. Zudem sollten Frauen an öffentlichen Sportereignissen teilnehmen dürfen. Entsprechende neue Regelungen würden die Teilnahme von Bürgern an gesellschaftlichen Aktivitäten erhöhen und das Vertrauen potenzieller Investoren steigern.“ (Vivian Nereim: „Saudi Program Calls for Gender-Mixing, No Prayer Closure“)

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