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Trocknen Euphrat und Tigris im Irak aus?

Neben dem Klimawandel machen vor allem die vielen Dämme den beiden größten Flüssen im Irak zu schaffen
Neben dem Klimawandel machen vor allem die vielen Dämme den beiden größten Flüssen im Irak zu schaffen (© Imago Images / Le Pictorium)

Schon seit Langem gehen die Pegelstände der beiden Wasseradern im Irak immer mehr zurück. Die Wasserknappheit hat mehrere Ursachen und bedroht die gesamte Landwirtschaft.

Die Pegelstände der beiden wichtigsten Flüsse Tigris und Euphrat im Süden des Landes sind stark gesunken, teilten Beamte am Sonntag mit und versicherten, die dringend benötigten Maßnahmen zu ergreifen, um die Wasserknappheit zu lindern. In Nasiriyah, der Hauptstadt der Provinz Dhi Qar, sei das Flussbett des Euphrat nach Angaben eines AFP-Fotografen stellenweise bereits so gut wie ausgetrocknet.

Verantwortlich für die Situation in den südlichen Provinzen sei laut Wasserministerium »die geringe Wassermenge, die den Irak aus der benachbarten Türkei erreicht. Dies hat zu einem starken Rückgang der Wasserreserven des Landes geführt«, heißt es in einer vom Ministerium herausgegebenen Erklärung.

Schon seit Langem beschuldigt der Irak die Regierung der Türkei, in der die beiden Flüsse entspringen, mit Staudämmen das Wasser zurückzuhalten, wodurch sich die Zufuhr in den Irak drastisch verringere. Dies treffe auch für die Staudämme im Norden des Landes zu, was bei den Bewohnern im Süden zu großem Unmut führt. 

Zusätzlich werfen die irakischen Behörden den Landwirten vor, die Vorräte zu missbrauchen und die Beschränkungen für die Bewässerung ihrer Felder zu missachten. Die sich auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit auswirkende Wasserknappheit zählt bereits zu den »Hauptursachen für die Landflucht« im Irak, erklärten die Vereinten Nationen und mehrere Nichtregierungsorganisationen im Juni 2022. 

Dramatischer Rückgang

Offiziellen irakischen Statistiken aus dem letzten Jahr zufolge ist der Pegelstand des Tigris, wenn er in den Irak fließt, auf nur noch 35 Prozent des Durchschnittswerts des vorigen Jahrhunderts gesunken. Chaled Chamal, Sprecher des Wasserministeriums, beklagte, der Irak erhalte nur 30 Prozent der zu erwartenden Menge aus der Türkei. Bagdad fordert die Türkei regelmäßig auf, mehr Wasser abzugeben, und hat Maßnahmen zur Rationierung für die Landwirtschaft und den Hausgebrauch eingeführt.

Gleichzeitig erklärte Chamal gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP, der jüngste Rückgang der Wasserstände im Süden des Landes sei nur vorübergehend, da geplant sei, Staudämme in den nördlichen Regionen von Mosul, Dukan und Darbandikhan zu öffnen: »Innerhalb der nächsten zwei Tage sollte diese Maßnahme sichtbare Ergebnisse nach sich ziehen.« 

Nach jahrzehntelangen Konflikten wird der ölreiche Irak von Armut, Dürre und Wüstenbildung geplagt. Laut Angaben der Vereinten Nationen zählt er zu jenen fünf Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Aus diesem Grund forderte die Weltbank letzten Dezember die irakischen Behörden auf, Bewässerungs- und andere landwirtschaftliche Methoden zu modernisieren und die Infrastruktur seiner Dämme zu überprüfen.

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