Das Europäische Parlament vergibt den heurigen Sacharow-Preis für geistige Freiheit an Jina Mahsa Amini und die Frauen-, Lebens- und Freiheitsbewegung im Iran.
Am Donnerstag gab die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, bekannt, dass die im September 2022 in iranischer Polizeihaft ums Leben gekommene 22-jährige Jina Mahsa Amini und die Frauen-, Lebens- und Freiheitsbewegung, die nach Aminis Tod entstand, mit dem renommierten EU-Menschenrechtspreis ausgezeichnet werden. »Das Europäische Parlament steht an der Seite der Tapferen und Aufständischen, die weiter für Gleichberechtigung, Würde und Freiheit im Iran kämpfen. … Indem wir ihnen den Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2023 verleihen, erinnert dieses Haus an ihren Kampf und ehrt weiterhin all jene, die ihr Leben für die Freiheit geopfert haben«, erklärte Metsola.
Mit der posthumen Ehrung eines jungen Mädchens, das zu Tode kam, nur weil ihr Kopftuch nicht all ihre Haare verbarg, wie es das klerikal-faschistische Regime der Islamischen Republik vorschreibt, und der gleichzeitigen Preisvergabe andie Frauen-, Lebens- und Freiheitsbewegung setzen die EU-Parlamentarier ein symbolisches Zeichen der Solidarität mit den iranischen Frauen im Kampf gegen ihre Unterdrückung, die sie tagtäglich in allen Lebensbereichen erleiden müssen.
Wendepunkt in der Geschichte
Als es nach dem Tod von Jina Mahsa Amini zu landesweiten Massenprotesten gegen das Mullah-Regime kam, waren es vor allem die Frauen, die unter dem Slogan »Frau, Leben, Freiheit« auf die Straßen gingen. Quasi als Schlag ins Gesicht der iranischen Moralpolizei zeigten sich immer mehr Frauen ohne Kopftuch in der Öffentlichkeit, und vor allem die Jüngeren stellten Videos ins Netz, die sie beim Abschneiden ihrer Haare zeigen. Sie alle fordern ein Ende ihrer Unterdrückung und Diskriminierung und wollen endlich das Leben einer freien Frau führen.
Wie die Parlamentspräsidentin anmerkte, markierte »der brutale Mord von Jina Mahsa Amini einen Wendepunkt, der »eine Bewegung von Frauen ausgelöst« hat, die in die Geschichte eingeht«.
Der Sacharow-Preis wird seit 1988 vom Europäischen Parlament jährlich an Personen und Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen und ist mit 50.000 Euro dotiert. Im vergangenen Jahr zeichnete das EU-Parlament das »mutige ukrainische Volk«, vertreten durch seine Führung und die Zivilgesellschaft, aus. Die diesjährige Preisverleihung findet am 13. Dezember im Europäischen Parlament in Straßburg statt.
