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Iranischer Protestsänger zu drei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt

Demonstrantinnen gegen das iranische Regime singen Shervin Hajipours Protestlied Baraye
Demonstrantinnen gegen das iranische Regime singen Shervin Hajipours Protestlied Baraye (© Imago Images / NurPhoto)

Vergangenes Jahr gewann der Iraner Shervin Hajipour, der die Hymne der Mahsa-Amini-Proteste schrieb, bei den Grammys den Special Merit Award für den besten Song für sozialen Wandel.

Der iranische Sänger Shervin Hajipour, dessen Lied Baraye  (Deutsch: »Für«) als Hymne der »Frau, Leben, Freiheit«-Proteste im Jahr 2022 gilt, wurde am Freitag zu drei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteil. Zusätzlich wurde ihm auferlegt, ein Lied gegen die USA zu schreiben. Dabei betrug das Strafmaß für Veröffentlichung von »Propaganda gegen das Regime« acht Monate und jenes für »Aufwiegelung zu Unruhen mit der Absicht, die Sicherheit des Landes zu stören« drei Jahren Haft, die nacheinander abzusitzen sind.

Der Sänger wurde außerdem angewiesen, eine Liste der »Errungenschaften der [Islamischen] Revolution« sowie dreißigseitige Zusammenfassungen der Bücher Die Frau und ihre Rechte im Islam von Ayatollah Morteza Motahari und Die Frau im Spiegel von Schönheit und Ruhm von Javadi Amoli in den sozialen Medien zu veröffentlichen. Außerdem wurde ihm die Teilnahme an einem Kurs über »Verhaltensfähigkeiten und Kenntnisse auf dem Gebiet der Kunst« auferlegt.

Hajipour veröffentlichte ein Foto des Urteils auf seinem Instagram-Account, dankte seinen Anwälten für ihre Bemühungen und betonte, den Namen des Richters und des Staatsanwalts seines Falles nicht veröffentlichen zu wollen, damit sie nicht angegriffen oder bedroht würden, »weil Beleidigungen und Drohungen nicht in der Religion der Menschlichkeit sind. Eines Tages werden wir uns verstehen. Bis dahin!«, schloss Hajipour.

Laut dem von dem Sänger veröffentlichten Dokument stellte das Gericht fest, dass er »keine Reue für seine Handlungen gezeigt hat« und »die Führung durch Experten nicht dazu beigetragen hat, das Verhalten des Angeklagten zu korrigieren«.

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Hymne der Proteste

Im Februar letzten Jahres gewann Hajipour bei den Grammys den Special Merit Award für den besten Song für sozialen Wandel für sein Lied Baraye. Im Jahr 2022 kam es im Iran zu Protesten, nachdem die kurdische Iranerin Jina Mahsa Amini von Beamten der Sittenpolizei in Teheran verhaftet und verprügelt worden war, woraufhin sie zusammenbrach und kurz darauf an den Folgen der Schläge starb.

Die Proteste, die unter dem Slogan »Frau, Leben, Freiheit« (kurdisch: »Jin, Jiyan, Azadî«) bekannt wurden, erregten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Videos zeigen, wie Demonstranten in noch nie dagewesener Weise offen mit iranischen Sicherheitskräften zusammenstießen. In mehreren Videos, die im Internet verbreitet wurden, war zu sehen, wie bewaffnete Sicherheitskräfte flüchteten, als sich Massen von Demonstranten ihren Versuchen, die Demonstrationen zu unterdrücken, entgegenstellten.

Im August bezeichnete der Oberbefehlshaber des Korps der Islamischen Revolutionsgarden des Irans (IRGC), Hossein Salami, die Proteste als »die stärksten, gefährlichsten und schwerwiegendsten« Demonstrationen in der Geschichte des Regimes.

Der Text von Hajipours Lied Baraye enthält eine Reihe von Tweets, die von Iranern während der Proteste veröffentlicht wurden, wobei jedem Textteil das Wort »für« vorangestellt ist. Das Lied endet mit »Für den Menschen, das Heimatland, den Wohlstand. Für das Mädchen, das sich wünschte, ein Junge zu sein. Für die Frau, das Leben, die Freiheit. Für die Freiheit.«

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