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Hisbollahs Waffenarsenal auf modernsten Stand

Zwei israelische F-35-Jets
Zwei israelische F-35-Jets (Quelle: JNS)

Nach einem Bericht des Alma Research and Education Centers verfügt die Terrororganisation Hisbollah über ein Waffenarsenal, das eine gefährliche Bedrohung für den Staat Israel darstellt.

Yaakov Lappin

Als Vergeltung für einen Raketenbeschuss (wahrscheinlich durch den Palästinensischen Islamischen Dschihad), der am Abend zuvor erfolgt war, griff die israelische Luftwaffe am 4. Dezember in der Morgendämmerung einen Militärposten der Hamas im Gazastreifen an. Die Hamas, die zu diesem Zeitpunkt eine Eskalation vermeiden wollte, feuerte keine einzige Rakete auf israelische Ortschaften ab, veröffentlichte jedoch Aufnahmen, auf denen zu sehen war, wie ihre Aktivisten tragbare Luftabwehrsysteme (MANPADS) des Typs Strela-2 auf die israelischen Jets abfeuerten.

Die von der Schulter aus abgefeuerten Raketen trafen ihr Ziel nicht und die israelischen Jets drehten um, um das Gebiet anzugreifen, von dem aus die Hamas sie beschossen hatte, um eine klare Botschaft zu senden: jeder Versuche, den Israelischen Luftstreitkräfte (IAF) Schaden zuzufügen wird, mit Vergeltung geahndet.

Waffen alter Bauart

Die Bauart der Strela geht auf die Sowjetunion im Jahr 1964 zurück, wurde aber seither mehrfach verbessert. Viele der Strela-2-, Kornet- und andere Arten von schultergestützten Raketen wurden vor Jahren aus Libyen durch Tunnel, die den ägyptischen Sinai mit dem Gazastreifen verbinden, in den Gazastreifen geschmuggelt. Die meisten dieser Tunnel sind inzwischen vom ägyptischen Militär zerstört worden, einige wenige könnten jedoch noch aktiv sein.

Im Gespräch mit dem Jewish News Syndicate (JNS) sagte eine westliche Sicherheitsquelle, im russisch-ukrainischen Krieg habe sich gezeigt, dass niedrig fliegende russische Hubschrauber und Flugzeuge durch ukrainischen MANPADS-Beschuss angreifbar seien. So habe die russische Luftwaffe mit einer hohe Abschussquote zu kämpfen, sobald ihre Flugzeuge Einsätze nicht in großer Höhe außerhalb der MANPADS-Reichweite fliegen. Israelische Flugzeuge hingegen fliegen nur selten tief über Gaza.

Während der Anfangsphase seines Krieges gegen die Ukraine verlor Russland eine Reihe von Flugzeugen durch solche Angriffe, darunter Sukhoi SU-25 Luftunterstützungsjets sowie Mil Mi-35, Mil Mi-28 und Kamov Ka-52 Kampfhubschrauber. Die Ukrainer schossen in den ersten zwei Wochen mit den von den USA gelieferten MANPADS Stinger-Raketen mindestens 150 russische Kampfhubschrauber und 25 Suchoi-Flugzeuge ab.

Dabei wurde die Stinger, ähnlich wie die Strela 2, ebenfalls vor Jahrzehnten entwickelt und seitdem ständig weiterentwickelt. Die hohe Konzentration solcher MANPADS-Systeme in der Ukraine stellt eine noch nie dagewesene Dichte an solcher Waffenkraft dar.

Neue Abwehrsysteme

Die Ereignisse in Osteuropa könnten auch für die israelische Luftwaffe eine wichtige Lehre für die Zukunft sein, was die Risiken von Luftabwehrsystemen angeht. Traditionell werden MANPADS durch einen Infrarot-Wärmesensor gesteuert, neuere Modelle verfügen jedoch auch über Ultraviolett-Sensoren, die ihre Präzision erhöhen. Eine der Methoden, mit denen Flugzeuge auf solche Bedrohungen reagieren, ist das Abwerfen von Leuchtraketen, die als Köder dienen und feindliche Raketen anlocken. Um mit den neuen UV-Sensoren zurecht zu kommen, werden auch mehrfarbige Leuchtraketen eingesetzt.

»Flugzeuge benötigen sowohl eine weiche als auch eine harte Verteidigung, um mit Bedrohungen fertig zu werden«, erklärt eine westliche Quelle und bezog sich mit letzterem auf die Möglichkeit, Raketen durch den Laser-Einsatz in die Irre zu führen, indem deren Zielsuchsensoren zu geblendet oder die Raketen kinetisch abgefangen werden.

Israelische Drohnen (UAV) scheinen aufgrund ihrer großen Flughöhe vom Beschuss durch Boden-Luft-Raketen aus dem Gazastreifen weitgehend unbeeinflusst zu sein. Gleichzeitig sind sie aber nicht immun gegen solche Angriffe, wobei vor allem die in mittlerer Höhe fliegendem einem größeren Risiko ausgesetzt sind.

Im Falle einer größeren Eskalation im Gazastreifen, bei der Hubschrauber der israelischen Luftwaffe möglicherweise die Bodentruppen aus der Luft unterstützen müssen, müssen die Flugzeuge mit einer Reihe von Raketenabwehrsystemen ausgestattet werden, um sicher zu sein. »So wie es passive und aktive Verteidigungssysteme an Bord von Panzern gibt, benötigen auch alle anderen Plattformen solche Abwehrsysteme, um überlebensfähig zu sein«, so die westliche Quelle.

Die israelischen Merkava-Panzer Mark III und Mark IV sind mit dem aktiven Schutzsystem Trophy von Rafael Advanced Defense System ausgestattet, das ankommende Panzerabwehrraketen und Panzerfaustgeschosse mittels Radar erkennt und Abfangmunition abfeuert, um die Bedrohung zu neutralisieren. Das System wurde erstmals 2011 im Gazastreifen eingesetzt.

Bedrohliche Hisbollah

Letztlich ist die Gefahr, die von Gaza für israelische Flugzeuge ausgeht, gering, vor allem im Vergleich zur weitaus größeren Bedrohung, die von den Boden-Luft-Raketensystemen der Hisbollah im Norden ausgeht. Die libanesische Terrorgruppe verfügt sowohl über schultergestützte Raketen als auch über Flugabwehrbatterien und kann mit ihnen Kampfjets, Hubschrauber, Raketen und UAVs ins Visier nehmen, wie aus einem im Jahr 2021 veröffentlichten Bericht des Alma Research and Education Center hervorgeht.

Im Februar letzten Jahres feuerte die Hisbollah ein MANPADS-Geschoss auf eine israelische Aufklärungsdrohne über dem Südlibanon ab. Die vom Iran unterstützte Terrormiliz verfügt dem Bericht zufolge auch über Stingers, die wahrscheinlich aus libanesischen Armeedepots stammen, sowie ebenfalls über Strelas.

»Die intensive Beteiligung der Hisbollah am syrischen Bürgerkrieg hat ihr Zugang zu vielen Waffentypen verschafft, darunter auch fortschrittliche Waffen aus russischer Produktion, die aus Waffendepots der syrischen Armee stammen«, so der Alma-Bericht weiter. Dazu gehören SA-17- und SA-22-Raketenwerfer sowie LKW-gestützte SA-22- und die SA-8-Raketenwerfer, die eine weitaus größere Reichweite haben und per Radar zu ihren Zielen gelenkt werden.

In einem künftigen Krieg mit der Hisbollah könnte die israelische Öffentlichkeit mit abgeschossenen IAF-Flugzeugen konfrontiert sein; eine Entwicklung, mit der die Terrororganisation glaubt, der israelischen Moral einen schweren Schlag versetzen zu können, auch wenn sich diese nur geringfügig auf den Ausgang des Kriegs auswirken würde.

Währenddessen scheint der Iran durch seine Unterstützung Moskaus im Ukraine-Krieg auf dem besten Weg zu sein, russische Sukhoi Su-35-Kampfjets zu erhalten. Dies wäre das erste Mal seit Jahrzehnten, dass die iranische Luftwaffe moderne Flugzeuge erhält; eine Entwicklung, die erhebliche Auswirkungen auf die Golfregion und möglicherweise auch auf Israel haben könnte.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News SyndicateÜbersetzung von Alexander Gruber.)

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