Monatelange Kritik: BBC Arabic überarbeitet Israel-Berichterstattung

Nach Beschwerden reformiert bei BBC ihr arabischsprachiges Programm
Nach Beschwerden reformiert bei BBC ihr arabischsprachiges Programm (© Imago Images / imagebroker)

Nach Beschwerden wegen antisemitischen und israelfeindlichen Reportagen reformiert die Nachrichtenagentur ihre für Israel zuständige Abteilung.

Jewish News Syndicate

Recherchen der britischen Medienbeobachtungsorganisation CAMERA haben dazu geführt, dass die Nachrichtenagentur BBC Arabic hinter den Kulissen erhebliche Veränderungen in ihrer Berichterstattung über Israel und den Nahen Osten vorgenommen hat. Der Schritt erfolgte, nachdem die britische Nachrichtenagentur monatelang wegen der israelfeindlichen Ausrichtung ihres arabischsprachigen Dienstes stark unter Druck geraten war.

Nach Angaben der in London ansässigen Wochenzeitung Jewish Chronicledie ausführlich über die Angelegenheit berichtet hat, schickte der Leiter der Multimedia-Abteilung von BBC Arabic, Mohamed Yehia, Mails an seine Mitarbeiter, in denen er die Wichtigkeit der Einhaltung der Richtlinien des Nachrichtenunternehmens bekräftigte.

Haltungsänderung

In einer von Yehias Mails aus dem Oktober erinnerte der erfahrene Medienmann die Mitarbeiter daran, den jüdischen Staat »Israel« und nicht »Tel Aviv« zu nennen – eine Bezeichnung, die in den arabischen Medien häufig verwendet wird, um die angeblich fehlende Legitimität des Staates anzudeuten. Darüber hinaus forderte Yehia, den Begriff »Klagemauer« zu vermeiden, der im Arabischen ebenfalls negativ besetzt ist, und untersagte es, israelische Städte und Israelis als »Siedlungen« bzw. »Siedler« zu bezeichnen.

»Die gesamte Haltung gegenüber Israel hat sich geändert, seit der Jewish Chronicle seine Berichte veröffentlicht hat«, meinte eine BBC-Quelle gegenüber der Zeitung.

Ein weiterer Schritt der BBC war die Beendigung des Engagements des – ehemals auch bei der Deutschen Welle auftretenden – Analysten Abdel Bari Atwan, der über Jahrzehnte hinweg zahlreiche antisemitische und terrorverherrlichende Kommentare beisteuerte. Viele seiner Äußerungen wurden zuerst von CAMERA Arabic ins Englische übersetzt, wie zum Beispiel ein YouTube-Video vom April 2022, in dem Atwan die Ermordung von drei israelischen Zivilisten bei einem Terroranschlag in Tel Aviv als »Wunder« lobte.

»Früher hatten wir ihn häufig zu Gast, aber man hat uns angewiesen, ihn nicht mehr einzuladen«, berichtete die BBC-Quelle dem Jewish Chronicle. Auch habe die Leitung des Senders nach der Kritik von CAMERA Arabic ein virtuelles Treffen einberufen und den arabischsprachigen Mitarbeitern »die Leviten gelesen«. 

Kürzlich kündigte die BBC erhebliche Kürzungen bei den zweihundert Mitarbeitern seines arabischen Dienstes, wobei siebzig der etwa hundertfünfzig arabischsprachigen Arbeitsplätze im Broadcasting House wegfallen sollen. Auch soll der Radiosender geschlossen und die digitale Abteilung nach Amman verlagert werden.

Beispiellose Entschuldigung

Der aktuelle Bericht des Jewish Chronicle folgte auf die im November erfolgte Entschuldigung der BBC für ihren laschen Umgang mit den Beschwerden von CAMERA Arabic. »Wir entschuldigen uns für die inakzeptable Verzögerung und werden sicherstellen, dass so schnell wie möglich formale Antworten gegeben werden«, sagte ein BBC-Vertreter über das Versäumnis des Senders, auf die meisten der sechsundzwanzig Beschwerden einzugehen, die CAMERA Arabic seit Mai 2021 eingereicht hatte. 

Im Anschluss an diese seltene Entschuldigung lobte CAMERA die jüngsten Entwicklungen. »Die Entschuldigung vom letzten Monat und die Dutzenden von Korrekturen, gefolgt von den Enthüllungen dieses Monats über interne Warnungen und die Trennung vom antisemitischen Kommentatoren Abdel Bari Atwan sind ein Beweis für die Wirkung der beispiellosen Arbeit von CAMERA Arabic«, zeigt sich die Direktorin des CAMERA-Büros in Israel, Tamar Sternthal, zufrieden.  »Indem wir die fehlerhafte Berichterstattung aufdecken, die zuvor keiner internen oder externen Prüfung unterzogen worden war, schärfen wird das Bewusstsein der englischsprachigen Führung der Medienbetriebe.«

Unterdessen berichtete der Jewish Chronicle, eine parteiübergreifende Gruppe britischer Abgeordneter und Kollegen werde eine Untersuchung der BBC-Berichterstattung über Israel und Juden durchführen.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News SyndicateÜbersetzung von Alexander Gruber.)

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