Israel-Berichterstattung des ZDF: die pure Nakba

Wenn das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) über Israel berichtet, geht es nicht immer mit rechten Dingen zu. Letztes Jahr hatte der – von allen Deutschen über eine Zwangsgebühr finanzierte – Sender in einer Programmankündigung behauptet, israelische Schulbücher würden die Kinder zum „Töten“ animieren. In dem betreffenden Beitrag der Korrespondentin Nicole Diekmann wurde die bekannte Anti-Israel-Aktivistin Nurit Peled-Elhanan (sie ist Gründerin des „Russell-Tribunals Palästina und nennt Israel einen „Apartheidsstaat“) interviewt, die unwidersprochen behauptete, israelische Schulbücher seien „rassistisch“. In der Schule, in den Nachrichten und auf der Straße“ werde israelischen Kinder gelehrt, „dass Palästinenser keine Menschen sind, mit denen man in Frieden leben oder gar befreundet sein kann“. Für keine der Anschuldigungen wurde irgendein Beleg präsentiert. Wie auch im Fall der skandalösen WDR-Dokumentation über Geert Wilders und der von Markus Rosch in der ARD verbreiteten Wasserlüge wurde eine einzelne radikale Anti-Israel-Aktivistin als glaubwürdige Expertin vorgestellt, deren Urteil der Zuschauer vertrauen soll (bzw. muss, denn eine andere Meinung wird sicherheitshalber erst gar nicht zugelassen).

Mittlerweile begeht das ZDF auch den „Nakba-Tag“. Am 15. Mai kommentierte der Sender den Jahrestag der israelischen Staatsgründung auf Twitter mit einem Kurzfilm, und weil der Anlass so traurig war, dass es einem die Sprache verschlägt, wurden die Kommentare nicht gesprochen, sondern eingeblendet:

„Zahlreiche Palästinenser haben heute mit Märschen an den Verlust ihrer Heimat nach der Staatsgründungs Israels 1948 erinnert #Nakba. Diese Schlüssel symbolisieren die verlassenen Häuser, die ihre Vorfahren zurücklassen mussten. ‚Rückkehr nach Palästinas‘. Seit 1948 erinnern die Palästinenser an jedem 15. Mai an die ‚Katastrophe‘. Damals wurde der Staat Israel gegründet. Für die Palästinenser war es ein Tag der Katastrophe. Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden 700.000 Palästinenser vertrieben. Israel schließt eine Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in das israelische Kernland aus, weil dies die jüdische Mehrheit im Land gefährden würde.“

 „Don’t mention the war“

Israel-Berichterstattung des ZDF: die pure Nakba
Armeefahrzeug der Arabischen Befreiungsarmee mit Handschar-Emblem (Zur Vergrößerung auf Bild klicken)

Don’t mention the war“, sagt John Cleese als Hotelbesitzer Basil Fawlty in der Comedyserie „Fawlty Towers“ immer wieder zu seinen Angestellten, als er Deutsche zu Besuch hat. Das scheint auch die Devise des ZDF zu sein. Liest man den Text, gewinnt man den folgenden Eindruck: Bis zu jenem 15. Mai 1948 herrschte Frieden zwischen Juden und Arabern. Dann kamen die Juden auf die Idee, einen eigenen Staat zu gründen und vertrieben aus heiterem Himmel „700.000 Palästinenser“.

Die Wirklichkeit war freilich völlig anders. An jenem 15. Mai war der Krieg, von dem das ZDF nichts wissen will, bereits in vollem Gange, und die Juden – denen die Briten, anders als den Arabern den Besitz von Waffen verboten hatten –  waren überall in der Defensive und vielerorts umzingelt. Einige politisch wichtige Daten:

  • Am 9. Juni 1946 berieten die arabischen Führer bei ihrer Konferenz in Bludan, Syrien, über eine bewaffnete Intervention in Palästina.
  • Am 16. September 1947 sprach sich das Politische Komitee der Arabischen Liga bei einer Konferenz in Sofar, Libanon, dafür aus, die Araber in Palästina mit Geld und Waffen zu unterstützen.
  • Am 12. Dezember 1947 trafen sich arabische Regierungen in Kairo. Der irakische Premier Salih Jabr drängte auf die sofortige Umsetzung des Plans von Bludan, konnte sich mit der Forderung aber nicht durchsetzen. Stattdessen wurden die Bewaffnung von 3.000 arabischen „Freiwilligen“ und deren Transfer über Syrien nach Palästina beschlossen. Dabei handelte es sich zum großen Teil um syrische Söldner, die für das Vichy-Regime gekämpft hatten, dazu einige frühere SS-Soldaten aus Europa und spanische Falangisten. Die „Arabische Befreiungsarmee“, so der Name, wuchs bis zum Frühjahr 1948 auf 7.000 Kämpfer an. Ihr Emblem: ein arabischer Krummdolch (Handschar), der einen Davidstern ersticht.

Die arabischen Milizen verübten zahlreiche Überfälle auf jüdische Ortschaften und Kibbuzim, es gelang ihnen zudem, die wichtigsten Straßen des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Im April 1948 überfielen sie am Mount Scopus in Jerusalem einen Konvoi von jüdischen Ärzten und Krankenschwestern. Sie schlugen 80 Menschen mit Messern in Stücke oder verbrannten sie bei lebendigem Leib. Das war, wohlgemerkt, noch vor dem 15. Mai, jenem Tag, der für das ZDF der „Nakba“-Tag ist, an dem angeblich 700.000 arglose „Palästinenser“ vertrieben wurden. In Wahrheit war das Ereignis dieses Tages – neben der israelischen Unabhängigkeitserklärung – natürlich der Angriff Syriens, Jordaniens, Ägyptens und weiterer arabischer Truppen auf den neugegründeten Staat Israel, was das ZDF aber verschweigt.

 

Ankündigung eines „Ausrottungskriegs“

Israel-Berichterstattung des ZDF: die pure Nakba
Azzam Pasha mit dem Mufti von Jerusalem Haj Amin El-Husseini

Azzam Pasha, der Generalsekretär der Arabischen Liga, hatte am Vorabend des Krieges gesagt, dieser werde „ein Ausrottungskrieg und ein weitreichendes Massaker, von dem man sprechen wird wie von den Massakern der Mongolen und der Kreuzfahrer“. Viele Araber verließen Israel, weil sie über das arabische Radio dazu aufgefordert worden waren; es war ihnen versichert worden, es werde „höchstens zwei Wochen“ dauern, bis die Juden besiegt wären und sie in ihr nunmehr judenreines Land zurückkehren könnten. Die Araber, die sich entschlossen, in Israel zu bleiben, machen heute zusammen mit ihren Nachkommen 20 Prozent der israelischen Bevölkerung aus.

An der „jüdischen Mehrheit im Land“ würde sich auch dann nichts ändern, wenn die vielleicht 50.000 noch lebenden arabischen Flüchtlinge des Kriegs von 1948 sich im Rahmen eines Friedensvertrags in Israel niederlassen würden. Auf die Idee, dass eine Rückkehr der Flüchtlinge die „jüdische Mehrheit im Land“ gefährden würde, kann man nur kommen, wenn man sämtliche Nachfahren der Flüchtlinge ebenfalls zu Flüchtlingen erklärt, so, wie die PLO und die UNRWA es tun – und das ZDF offenbar auch. Wie hoch die Zahl der „palästinensischen Flüchtlinge“ von 1948 heute ist, sagt das ZDF nämlich nicht. Aus gutem Grund. Die Wahrheit – eine Zahl im fünfstelligen Bereich –  kann es nicht verbreiten, weil dies gegen die PLO-Ideologie verstieße. Doch zu sagen, dass es fünf Millionen, wenn nicht sogar acht Millionen sind, die ihrer „Rückkehr“ harren, könnte den Zuschauer zu sehr ins Nachdenken bringen. Gäbe es dann nicht auch 20 Millionen Ostvertriebene, die darauf warten, nach Schlesien oder Ostpreußen „zurückzukehren“? Und was ist eigentlich mit den 850.000 Juden, die seit 1945 aus muslimischen Ländern vertrieben wurden (und deren drei Millionen Nachfahren)? Haben die auch einen Gedenktag? Ja, den haben sie – aber auf den Tweet des ZDF dazu wird man vergeblich warten.

ZDF-Tivi: Propaganda für Kinder

Israel-Berichterstattung des ZDF: die pure NakbaIn seiner Nachrichtensendung für Kinder (deren pädagogischer Duktus den Sendungen für Erwachsene sehr ähnelt –  bzw. umgekehrt) erklärt das ZDF, dass die Juden – allesamt aus Europa kommend – Israel erst kürzlich für sich entdeckt hätten:

„Wir machen eine Zeitreise, 70 Jahre zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Juden wurden verfolgt und eingesperrt, viele von ihnen sogar getötet.“

Kein Holocaustleugner würde dies leugnen.

„Um sich in Sicherheit zu bringen, flohen viele Juden in das Gebiet Palästina, in dem früher ihre Vorfahren gelebt haben sollen.“

Sicher sei dies aber nicht, will das ZDF die Kinder glauben machen.

„Dort waren die Juden natürlich nicht alleine, sie mussten sich das Gebiet mit den Palästinensern teilen, deren Familien dort schon seit Hunderten von Jahren lebten.“ 

Und die gar nicht wussten, dass sie Palästinenser waren – oder vielleicht sogar noch in anderen Teilen des Nahen Ostens lebten und auf die arabische Einwanderungswelle nach Palästina warteten, die im 20. Jahrhundert stattfand.

„Die Palästinenser und auch viele ihrer Nachbarn waren irgendwann nicht mehr damit einverstanden, dass immer mehr Juden in das Gebiet kamen.“

So kann man es sagen. Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem, schrieb sogar Briefe an Himmler und Hitler, in denen er darum bat, die „wissenschaftlichen Methoden, die Deutschland bei der Behandlung der Juden entwickelt hatte, auch in Palästina anwenden zu dürfen“.

„Es musste eine Lösung her. Deshalb entschied die UNO, die Vereinigung der meisten Länder der Welt: Das Gebiet wird geteilt und beide können ihren eigenen Staat gründen. Daraufhin haben die Juden ihren Staat gegründet: Israel. Aber die Palästinenser und die Nachbarländer wollten, dass die Palästinenser einen größeren Anteil an dem Gebiet bekämen. Die Palästinenser gründeten aus Protest keinen eigenen Staat, und der Streit zwischen den Israelis, den Nachbarländern und den Palästinensern wurde immer schlimmer. Seitdem gab es mehrere Kriege.“

Es macht auf der ZDF-Karte piff, paff puff, dann heißt es:

„Die Israelis besetzten dabei einige Gebiete, vor allem welche, die den Palästinensern gehören sollten, …“

Unter lautem Knirschen dehnt sich Israel auf der Karte aus.

„… wie den Gazastreifen und das Westjordanland. Der Streit besteht seitdem fort. Die Palästinenser wollen mittlerweile auch einen eigenen Staat, können sich mit Israel aber nicht einigen, wem welche Gebiete gehören sollen.“

Israel-Berichterstattung des ZDF: die pure NakbaVon keinem dieser „mehreren Kriege“ erfahren die Kinder, wer ihn begonnen hat. Auch nicht, dass Israel am 19. Juni 1967, acht Tage nach Ende des Sechs-Tage-Kriegs, seinen arabischen Nachbarn signalisiert hat, dass es im Gegenzug für einen Friedensvertrag bereit sei, so gut wie alle eroberten Gebiete zurückzugeben. Die arabischen Führer antworteten zwei Monate später mit dem „dreifachen Nein von Khartum“: „Kein Frieden mit Israel. Keine Anerkennung Israels. Keine Verhandlungen mit Israel.“ Wäre das zu viel Information für die Kinder? Zumindest eine, die aus Sicht des ZDF zu gefährlich ist, als dass man sie Zuschauern – gleich, ob groß oder klein – anvertrauen könnte.

Zum Schluss müssen wir uns noch der vom ZDF verbreiteten These widmen, Juden wären erst „zur Zeit des Zweiten Weltkriegs“ aus Europa nach Palästina gekommen und eine durchgehende Präsenz der Juden in ihrem Land sei – anders als bei den „Palästinensern, deren Familien dort schon seit Hunderten von Jahren lebten“ – unbewiesen und Glaubenssache. Hier ein paar Quellen, ausgewählt aufgrund ihrer Verfügbarkeit bei Google Books (weil das ZDF es sonst nicht glauben würde).

  • Karl Theodor Rückert schreibt 1881 in seinem Buch Reise durch Palästina und über den Libanon: „Frère Lievin gibt die Gesammtzahl Jerusalems auf 25.000 an. Darunter ist die Hälfte Juden … Mohammedaner sind es 7.500 …“
  • In einem Handbuch für Volksschullehrer aus dem Jahr 1874 (Dr. Lauckhard: Bilder aus dem Schulleben) steht: „Jerusalem hat 17.000 Einwohner, darunter sind über die Hälfte Juden; von der anderen Hälfte sind der größere Theil Muhamedaner, der kleinere Christen.“
  • Und in einem Almanach aus dem Jahr 1826 heißt es: „Heute ist Jerusalem eine kaum mittelmäßige Stadt, von einer Stunde Umfang, und 20.000 Einwohnern, von denen die Hälfte Juden, die übrigen mancherlei Arten von Christen, und der kleinere Theil Türken sind.“

Zur wahrscheinlich großen Enttäuschung des ZDF wird man übrigens in keinem vor 1967 geschriebenen Reisebericht von einem Volk der „Palästinenser“ lesen. Inständig ergeht darum die Bitte ans ZDF: Nicht jeden Unsinn wiederholen, den Mahmud Abbas redet. Sonst müssen wir an Weihnachten noch hören, Jesus Christus sei „palästinensischer Botschafter“ gewesen.

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