„Wenn fundamentalistische Muslimführer nicht begreifen, wie fehlerhaft diese Ideologie dem Westen erscheint, könnte ihr Unverständnis einer fundamental anderen Sicht der Menschenrechte entspringen: Für den Westen sind diese Werte – individuelle Freiheiten, Gedankenfreiheit, selbstloses Prüfen – in der Aufklärung und der Universalen Erklärung der Menschenrechte verkörpert: dass alle Menschen, ungeachtet von Rasse, Religion oder Geschlecht, das Recht auf Leben, Freiheit, persönliche Sicherheit und Freiheit von Sklaverei, Folter und entwürdigender Behandlung haben. Für die 57 Mitglieder der Organisation der Islamischen Kooperation (OIC) jedoch müssen alle Menschenrechte erst einmal im islamischen Religionsrecht gründen, der Scharia: Was immer in der Scharia steht, ist ein Menschenrecht, was immer außerhalb der Scharia ist, ist kein Menschenrecht. (…)
Die meisten der 1,6 Milliarden Muslime der Welt dürften Gewalt und Menschenrechtsverletzungen nicht billigen, aber die Tatsache bleibt, dass Fundamentalisten oft keine Randgruppe sind; sie besetzen ranghohe Positionen in der klerikalen muslimischen Hierarchie. Es gibt Dutzende Millionen (oder mehr) davon und jeder einzelne von ihnen scheint zu glauben, dass seine Interpretation des Islam die einzig richtige ist. Es wird geschätzt, dass Hunderttausende dieser Gruppe Jihadisten und bereit sind aktiv gewalttätig zu sein. Viele Reformmuslime behaupten, sie würden unfair mit dieser Extremistenbande in einen Topf geworfen, aber wenn sie auch eine Spaltung behaupten, reden viele von ihnen keinen Klartext.“ (Janet Tavakoli : „Die ‚Menschenrechte‘ des Islam“)