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Israel zeigt sich solidarisch mit dem 16-jährigen Vergewaltigungsopfer von Eilat

Als Reaktion lässt Tel Aviv das „Peeping Tom“-Graffito übermalen
Als Reaktion lässt Tel Aviv das „Peeping Tom“-Graffito an der Damenumkleide übermalen (Quelle: Twitter)

Die sexuelle Gewalttat, die sich Anfang des Monats in Eilat ereignete, zieht weite Kreise der Solidarität und des Aufruhrs. Landesweite Proteste, Kundgebungen und Streiks sind die Antwort der israelischen Bevölkerung.

Letzte Woche meldete ein 16-jähriges Mädchen der Polizei, Opfer einer Gruppenvergewaltigung von 30 Männern geworden zu sein. Sie befand sich mit einer Freundin in Eilat, einem touristischen Erholungsort an der Grenze zu Ägypten, wo die beiden Mädchen mit einer Gruppe von Bekannten der Freundin ausgingen. Der Abend endete in einem Hotelzimmer, wo dann die Gewalttat stattfand. Hier soll das Mädchen von 30 Männern vergewaltigt worden sein. Seit Mittwoch vergangener Woche sind die laufen Untersuchungen gegen die mutmaßlichen Täter.

„Nein heißt nein“

„Nein, heißt nein“ und „Schweigen heißt nicht Zustimmung“, riefen etwa 1,500 Demonstrierende, die sich am Samstag- und Sonntagabend am Rabin Square in Tel Aviv versammelten. Sie setzten ein Zeichen der Solidarität mit dem 16-jährigen Opfer von Eilat und forderten tiefgehende Veränderung. „Die Teilnahmslosigkeit des Systems zerstörte das Leben eines jungen Mädchens. Wir müssen alles verändern – die Sprache, die Schulbücher und die Geschichtsbücher“, so Tzipi Brand, die Vizebürgermeisterin von Tel Aviv.

Außerdem forderten die Protestierenden eine Erhöhung der staatlichen Mittel zur Förderung von Programmen, die gegen Gewalt an Frauen einstehen, sowie Veränderungen im Rechtssystem und bessere medizinische Unterstützung für sexuelle Gewaltopfer. Neben Tel Aviv fanden auch in Haifa, Beerscheba und Kiryat Ono und anderen Städten Demonstrationen statt.

Breite Solidarität

Außerdem erklärten sich namhafte Firmen solidarisch mit dem Mädchen und ihren Unterstützern. So ließen beispielsweise Microsoft, Pelephone, Yes, Bezeq International, Delek Automotive Systems Ltd. und Super-Pharm am Sonntag ihre Arbeit für einen Zeitraum von zehn Minuten bis hin zu einer Stunde ruhen. 5000 Mitarbeiter der Firmen Bezeq International, Yes und Pelephone streikten für 15 Minuten und standen mit Ballons vor ihren Bürogebäuden, um sich solidarisch mit den Protestierenden zu zeigen.

„Als Firmen, die als Teil der israelischen Gesellschaft agieren und Menschenwürde und Geschlechtergleichheit als zentrale Werte vertreten, halten wir den Kampf gegen Gewalt gegen Frauen für äußerst wichtig“, erklärte Deganit Kremer, CEO der drei genannten Firmen.

Auch Mitarbeiter und Vertreter der WZO (World Zionist Organisation) schickten Fotos von Slogans wie „Du bist nicht allein“ in der Sprache ihres jeweiligen Herkunftslandes.

Umstrittenes Wandgemälde wird entfernt

Als Reaktion auf die Gewalttat von Eilat entfernte die Tel Aviver Stadtgemeinde am Sonntagmorgen ein stark umstrittenes Graffito, das seit 2002 für Diskussionen und Aufruhr unter Feministinnen sorgt. Das Gemälde stammt vom Street-Art Künstler Rami Meiri und zeigt zwei Männer, die in die Frauenumkleide am Strand spähen – als eine Hommage an den in den 1970er Jahren gedrehten Film „Peeping Toms“ oder auf Hebräisch „Metzitzim“. Während der Dreharbeiten, die zum Großteil auf dem „Metzitzim Beach“ in Tel Aviv stattfanden, soll es zu sexuellen Belästigungen durch den Schauspieler Uri Zohar gekommen sein.

In der Vergangenheit übermalte die feministische Organisation LOTEM das Graffito mehrmals. „Wir leben in einer Zeit, die sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen normalisiert“, so eine der Aktivistinnen, die die Namen von Vergewaltigern über das Graffiti geschrieben oder es mit einem X übermal hatten. Doch die Stadtregierung beschloss in der Vergangenheit jedes Mal, das Graffito wiederherzustellen.

Sonntagmorgen entfernte sie es jedoch endgültig. Wobei sich auch der Künstler einverstanden zeigte. „Künstlerische Freiheit ist ein wichtiger Wert unserer Stadt, da das Bild jedoch einen inakzeptablen und kriminellen Akt zeigt, haben wir uns entschlossen, es zu beseitigen“, so der Bürgermeister von Tel Aviv Ron Huldai.

Untersuchungen laufen

Während sich Wellen des Schocks in Israel breit machen, laufen die Untersuchungen zur Vergewaltigung in Eilat weiter. Bisher wurden elf Verdächtige festgenommen, die meisten davon sind minderjährig. Außerdem wurde am Sonntag auch der Hotelmanager in Untersuchungshaft genommen, da er beschuldigt wird, nicht eingegriffen zu haben. Das Mädchen befindet sich in sozialarbeiterischer Betreuung und unter polizeilichem Schutz.

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