„Oft höre ich den Satz: Der Islam braucht einen Martin Luther, um den Weg in die Zukunft zu finden. Ich finde, der Islam braucht keinen Luther, sondern einen Erasmus von Rotterdam und einen Moses Mendelsohn, die eine Bildungsrevolution in ihm herbeiführen. Er braucht eine Coco Chanel, die Muslime vom Korsett der eigenen Tradition befreit. Und er braucht eine Monthy-Python-Gruppe, die ihn durch Satire auflockern könnte. Wer einen neuen Luther brauchen kann, ist das Christentum …
Wir müssen unsere Beziehung zu den heiligen Büchern verändern. Ihre Inhalte sind die Projektionen vormoderner Menschen auf Gott. Wir aber müssen danach fragen, was wir Menschen voneinander erwarten, wie wir jenseits von Religion und Rasse miteinander friedlich leben können. Wir müssen Abschied davon nehmen, den heiligen Büchern angebliche Pläne Gottes zu entnehme. Denn selbst wenn wir nur die friedlichen Passagen dieser Bücher betonen, können wir andere nicht daran hindern, das Gewaltpotenzial derselben Bücher abzurufen.“ (Hamed Abdel-Samad: „Führen heilige Bücher in die Zukunft?“)