Die Nachwirkungen der zweitägigen israelischen Operation in Dschenin offenbaren auch die zunehmende Kluft zwischen der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen.
Baruch Yedid
Bewohner des Flüchtlingslagers Dschenin machen die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas für den zweitägigen israelischen Militäreinsatz in dieser Woche verantwortlich und führen damit die Spaltungen innerhalb der palästinensischen Terrorgruppen vor. Eine beträchtliche Anzahl von Hamas-Aktivisten fühlt sich von ihren Führern in Gaza betrogen und ist aus Wut aus der Organisation ausgetreten. Die Nachwirkungen offenbaren auch die zunehmende Kluft zwischen der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen.
Am Mittwochmorgen, nachdem die israelischen Soldaten das Lager verlassen hatten, wurde das enorme Ausmaß der Schäden deutlich sichtbar. Dutzende umgestürzte Fahrzeuge lagen am Straßenrand, an Fenstern und Wänden waren Rußspuren zu sehen. Häuser in der Nähe der al-Ansar-Moschee, in der sich Terroristen verbarrikadiert hatten und die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) Tunnel und Waffen fanden, waren allerdings deutlich stärker beschädigt worden. Die auf den Straßen deutlich sichtbaren Zerstörungen gehen auf die von Terroristen platzierten Sprengladungen unter dem Asphalt zurück, weswegen die IDF gepanzerte Bulldozer einsetzen mussten, um die improvisierten Sprengsätze zu räumen.
Die Beerdigungen der zwölf Terroristen, die während der zweitägigen Kämpfe getötet wurden, waren bereits im Gang, während die Terrorgruppen selbst zugaben, dass von den IDF keine Nichtkombattanten getötet worden waren.
Proteste
Nachdem sich die IDF aus dem Lager zurückgezogen hatten, kamen Hunderte von Bewohnern auf die Straßen und riefen Parolen, in denen sie den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmoud Abbas, als »Verräter« verurteilten. Anwohner beschuldigten die PA, die Militäroperation nicht verhindert und sogar mit Israel zu kooperiert zu haben. Als Reaktion seitens der Bevölkerung wurde eine Polizeistation der PA in der Nähe von Dschenin in Brand gesetzt.
Der Zorn richtete sich auch gegen die Hamas, da sie dem Lager nicht zu Hilfe gekommen war. Während der zweitägigen Kämpfe verhinderte die Hamas, dass Terrorgruppen aus Gaza Raketen auf Israel abfeuerten. Mindestens einen der vereitelten Starts wollte der Islamischen Dschihad durchführen. Während die israelischen Soldaten am Dienstagabend das Lager verließen, wurden doch noch fünf Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert, was zu israelischen Vergeltungsangriffen auf zwei Waffenfabriken der Hamas führte.
Eine große Anzahl von Hamas-Aktivisten im Lager verließ mittlerweile die Organisation, da sie sich von der Gaza-Führung betrogen fühlt. Die Aktivisten übermittelten den Gaza-Führern eine wütende Botschaft mit dem Inhalt, nicht länger als Teil der Hamas gesehen werden zu wollen.
»Benutzt uns nicht nur für eure Propagandazwecke und prahlt nicht mit den grünen [der Farbe der Organisation; Anm. Mena-Watch] Bändern, die wir uns um die Stirn binden, denn seit Monaten arbeitet die israelische Armee gegen uns, insbesondere in den letzten Tagen, und ihr schweigt weiterhin, um die Ruhe im Gazastreifen aufrechtzuerhalten und uns falsche Versprechungen zu machen«, heißt es laut Quellen in dem Brief.
Der prominente Vertreter der Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden der Hamas in Dschenin, Muhammad Jalamna, warf den Führern im Gazastreifen »Korruption und Handel mit dem Leben der Aktivisten« vor.
Spannung zwischen Terrorgruppen
Auch die Spannungen, die seit Mai zwischen der Hamas und dem Islamischen Dschihad bestehen, wurden nach der israelischen Militäroperation sichtbar. Im Mai griffen die IDF während einer fünftägigen Militäroperation (Operation Shield and Arrow) Ziele des Islamischen Dschihads im Gazastreifen an und töteten sechs hochrangige Kommandeure der Terrorgruppe, während sich die Hamas schon damals nicht an den Kämpfen beteiligte.
Der Generalsekretär des Islamischen Dschihads, Ziad al-Nakhala, fordert nun, dass die Hamas ihrem Volk Handlungsfreiheit im Gazastreifen gewähren soll. »Die Hamas ist sich darüber im Klaren, dass sie den Abschuss von Raketen aus Gaza auf Israel nicht mehr lange verhindern kann«, sagte ein palästinensischer Beamter, »vor allem, weil beide Organisationen auf dieselbe iranische Hilfe angewiesen sind«. Im von den Vereinten Nationen verwalteten Lager Dschenin leben etwa 18.000 Palästinenser.
(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)
Palestinian terror groups have stated that all 12 of the casualties in the IDF’s Jenin operation were in fact combatants (terrorists).
I look forward to the international media correcting their ridiculous accusations against Israel “killing children” and “innocent Palestinians” pic.twitter.com/ENBcRhe6Gy
— Emily Schrader – אמילי שריידר امیلی شریدر (@emilykschrader) July 6, 2023
To operate in a dense, hostile urban environment like Jenin for two days while under fire and kill only 15-20 people – males of military age – points at precision and restrictive IDF rules of engagement unheard of even among Israel’s Western allies. https://t.co/XNOWMRipIq
— Lazar Berman (@Lazar_Berman) July 5, 2023