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Klein gegen Mbembe: Die Parteilichkeit des Deutschlandfunk

Chefkorrespondent des Deutschlandfunk Stephan Detjen und Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung Felix Klein
Chefkorrespondent des Deutschlandfunk Stephan Detjen und Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung Felix Klein(© Imago Images / Metodi Popow, IPON)

Mena-Watch dokumentiert einen offenen Brief der deutschen Publizistin und Frauenrechtsaktivistin Halina Bendkowski anlässlich des DLF-Kommentars von Stephan Detjen.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
Sehr geehrte Damen und Herren im Hörfunkrat im Deutschlandradio,
sehr geehrter Herr Detjen, sehr geehrter Herr Klein,
sehr geehrte Mitlesende – to whom it may concern …

Es ist der Chefkorrespondent des Deutschlandfunk in Berlin, Stephan Detjen, früher Chefredakteur des Deutschlandfunk in Köln, der in seinem Kommentar vom 23.5.2020 alle Richtlinien der Berichterstattung, die in den Programmgrundsätzen des Deutschlandfunk festgelegt sind, bewusst missachtet hat.

In der laufenden Debatte zwischen Felix Klein, dem Antisemitismusbeauftragten, und Achille Mbeme, geht es den Kritikern nicht nur im Deutschlandradio darum, Herrn Klein in seiner Aufgabe, den Antisemitismus zu bekämpfen, zu schwächen oder gar, wie gefordert, seines Amtes zu entheben. Dagegen hat u.a. die internationale Vereinigung SPME (Scholars for the Peace in the Middle East) protestiert. [Ebenso der Zentralrat der Juden in Deutschland und andere jüdische und zivilgesellschaftliche Organisationen; Anm. Mena-Watch] Aber es fällt auf, dass fast überall immer nur die Solidaritätsbekundungen für Herrn Mbeme zitiert werden, so auch von Stephan Detjen praktiziert.

Schon öfter habe ich mich an den Deutschlandfunk gewandt, um z.B. die parteiliche Einseitigkeit der Israelberichterstattung zu kritisieren. Das Gut der „Meinungsfreiheit“ braucht mir niemand zu erklären. Er oder sie möge sich bitte nur selber daran halten, vor allem was die Minima der fairen Berichterstattung zu Israel betrifft. Man kann sich allerdings gut vorstellen, wie ein Chef, wie Herr Detjen auf die Meinungsbildung im Deutschlandfunk einwirkt. Entsprechend hörbar ist auch das Ergebnis.

Immer werden die ewig gleichen KritikerInnen, wie Moshe Zimmermann oder Zuckermann, Eva Illouz und zuletzt Susan Neiman angefragt, um den Fragenden immer wieder die ewig gleichen erwünschten Antworten zu liefern.

Herr Detjen, der den Anti BDS Beschluss 2019 im Bundestag, scharf als falsch kritisiert hat, ist – wenig überraschend – auch gegen den Antisemitismusbeauftragten Felix Klein aktiv. Dessen Kritik soll ihn sein Amt kosten, wenn es nach Detjen geht. Wir in unserer Solidarität mit Felix Klein Ungehörten aber hoffen, dass er seiner Aufgabe gerecht wird, den Kampf gegen den Antisemitismus in diesem Land so ernst zu nehmen, wie es sich gehört. Er möge sich bitte nicht, von schrankenlosen Kritikern, wie Stephan Detjen einer ist, durch Beschimpfungen wie „diskursiver Schrankenwärter“ in eine falsche Richtung, abdrängen lassen.

Nicht Felix Klein sollte gehen, sondern Stephan Detjen in seinem Amt als Chefkorrespondent vom Hörfunkrat hinterfragt werden.

Inhaltlich ist auffällig, dass alle, die sich – zurecht – generell postkolonial orientieren, im Antizionismus ihrem, wie auch immer gebildeten Antisemitismus, ohne Schranken und ohne Nachdenken frönen können. Trotz der erklärten deutschen Staatsräson, wird insbesondere in öffentlich-rechtlichen Institutionen, wie dem Deutschlandfunk, der Bundeszentrale für Politische Bildung und den diversen Akademien das Missverständnis gepflegt, Antizionismus sei nicht antisemitisch begründet. Diese Spur zu verfolgen wäre u.a. zuvörderst die Aufgabe öffentlich-rechtlichen Nachdenkens.

Ich bitte hiermit alle RepräsentantInnen im Hörfunkrat um Antwort und alle Mitlesenden um eine öffentlich-verantwortliche Debatte, die auch die zahlreichen Kritikerinnen der jetzigen Situation bewusst mit einbezieht.

Freundlichst,
Halina Bendkowski

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