Die USA verstärken ihre Luftangriffe gegen die Huthi-Miliz im Jemen, doch mehrere Faktoren erschweren die Lage, wodurch die Angriffe über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden müssen.
Vor wenigen Tagen gab das von den Huthi geführte Gesundheitsministerium im Jemen bekannt, dass die Zahl der Todesopfer durch US-Angriffe auf den Ölhafen Ras Isa auf achtzig gestiegen sei, womit der Luftschlag den bislang tödlichsten Einzelangriff der USA im Jemen darstellt.
Das US-Zentralkommando (CENTCOM) erklärte, die am späten Donnerstagabend durchgeführten Angriffe hätten darauf abgezielt, eine wichtige Einnahmequelle der Huthi zu zerstören, die zur Finanzierung ihrer militärischen Operationen beiträgt. Laut CENTCOM bestehe »das Ziel dieser Angriffe darin, die wirtschaftliche Stärke der Huthi zu untergraben, die ihre Bevölkerung weiterhin ausbeuten und ihr großes Leid zufügen«.
Die Vereinigten Staaten und Israel hatten den Hafen bereits zuvor ins Visier genommen, da sie ihn als Startrampe für Drohnen, Raketen und Angriffe auf die Schifffahrt betrachten. Im vergangenen Monat ordnete US-Präsident Donald Trump verstärkte Angriffe auf die mit dem Iran verbündeten Milizen an, was die größte amerikanische Militäroperation im Nahen Osten seit seinem Amtsantritt war.
Laut dem Egyptian Center for Strategic Studies ist das erklärte Ziel der Luftschläge die Sicherung der Freiheit der Schifffahrt im Roten Meer, einer wichtigen Wasserstraße für den globalen Handel und Öl- und Gastransporte. Darüber hinaus stehen diese Angriffe auch im Einklang mit den umfassenderen strategischen Zielen der USA im Nahen Osten, zu denen die Verhinderung des Erwerbs von Atomwaffen durch den Iran, die Sicherung der Stabilität der Energiemärkte, die Begrenzung des wachsenden Einflusses Chinas und Russlands in dieser strategisch wichtigen Region, die Aufrechterhaltung der regionalen Stabilität und die Gewährleistung der Sicherheit der Verbündeten Washingtons gehören.
Komplizierte Lage
Diese Ziele zu erreichen, wird jedoch viel Zeit in Anspruch nehmen. Der ehemalige Brigadegeneral der jemenitischen Armee, Thabet Hussein Saleh, begründet dies mit dem gewaltigen Vorrat an Drohnen und ballistischen Raketen: »Die Huthi sind nicht nur eine Gruppe wie der Islamische Staat, sondern eine Miliz, die seit Jahren die Ressourcen eines ganzen Landes kontrolliert. Daher gehen wir davon aus, dass die amerikanische Operation noch länger andauern wird.«
Die amerikanische Operation sehe sich noch weiteren Komplikationen gegenüber wie das unsichere Gelände, die Befestigungsanlagen und militärischen Stellungen der Huthi sowie das große Gebiet, das von den Milizen kontrolliert wird.
Allerdings äußerte der Senior Fellow am Washington Institute Michael Knights die Vermutung, dass die Huthi bereits einen Großteil ihrer Kapazitäten zur Herstellung von Drohnen verloren hat und die auf dem Seeweg und über den Oman erfolgende Nachschubversorgung offenbar wirksamer abgefangen wird als früher. Die Huthi seien es jedoch gewohnt, warnte er vor verfrühtem Optimismus, »gegen eine Weltklasse-Armee zu kämpfen. Sie sind ideologisch motiviert, aber auch wilde Stammeskämpfer. Der beste Weg, sie ein für alle Mal zu eliminieren, ist, sie zu stürzen und aus der Hauptstadt und der Küste am Roten Meer zu vertreiben.«
Alternative Bodenoperation
Der jemenitische Militärexperte Jamil al-Maamari geht davon aus, ein Jahr andauernder US-Luftangriffe würde ausreichen, um die Kapazitäten der Huthi zu zerschlagen, ihre militärische Niederlage herbeizuführen und ihren Einfluss zu beenden. Eine Bodenoperation wiederum, schätzt al-Maamari, könnte diese Mission innerhalb weniger Monate ausführen.
Gegenüber der saudischen Zeitung Asharq Al-Awsat, erklärte al-Maamari, das derzeitige Untertauchen der hochrangigen Huthi-Führer an unbekannten Orten erschwere die Möglichkeit, sie gezielt anzugreifen. Im Fall einer Bodenoperation würden Kämpfe vor Ort sie jedoch zwingen, ihre Verstecke und Bewegungen preiszugeben, wodurch sie leichter ins Visier genommen werden könnten. Erst kürzlich wurde berichtet, die jemenitische Regierung bereite eine solche Operation vor, um den von den Huthi gehaltenen wichtigen Hafen Hodeidah zurückzugewinnen.