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Wie geht es mit der Krise im Sudan weiter?

Sudanesen feiern die Wiedereroberung der Stadt Wad Madani durch Regierungstruppen
Sudanesen feiern die Wiedereroberung der Stadt Wad Madani durch Regierungstruppen (Imago Images / Xinhua)

Im Sudan vollziehen sich rasante Entwicklungen, während man darauf wartet, was US-Präsident Trump tun könnte, um eine politische Lösung durchzusetzen.

Vor etwa einem Jahr wurde der Kommandeur der sudanischen Schnellen Eingreiftruppen (RSF), Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti, in mehreren afrikanischen Ländern willkommen geheißen, wo er als potenzieller Präsident gesehen wurde, nachdem einige Städte im Sudan in die Hände seiner Truppen gefallen waren. Dazu gehörte etwa Wad Madani, die Hauptstadt des Bundesstaats Al-Jazeera, die Ende 2023 von den RSF eingenommen wurde.

Die Situation vor Ort hat sich jedoch in den letzten Wochen stark geändert. So erlangte die Armee die Kontrolle über Wad Madani zurück und führte damit einen Gegenangriff erfolgreich zu Ende, der im vergangenen Oktober begonnen hatte. Vor einigen Tagen, etwa zwei Wochen nach der Rückeroberung von Wad Madani, gab die Armee die siegreiche Beendigung der Belagerung bekannt, welche die RSF über das Hauptquartier des Generalkommandos in Khartum verhängt hatten, was in der gesamten Hauptstadt zu Feierlichkeiten führte.

Diese Kämpfe vor Ort ereigneten sich parallel zu Versuchen der Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden, die Konfliktparteien unter Druck zu setzen, bevor er sein Amt an seinen Nachfolger Donald Trump übergab. 

Am 7. Januar beschuldigte die Biden-Regierung die RSF, »Völkermord in der Region Darfur« im Westen des Sudans begangen zu haben und verhängte finanzielle Sanktionen gegen die Führung der RSF. Nur wenige Tage später, am 16. Januar, verhängten die USA auch Sanktionen gegen General Abdel Fattah al-Burhan, den Befehlshaber der sudanesischen Armee und de-facto-Herrscher des Landes. Die USA warfen ihm vor, den demokratischen Übergang im Sudan zu destabilisieren und zu behindern und froren alle Vermögenswerte ein, die Burhan in den Vereinigten Staaten besitzt.

Engagement unwahrscheinlich

Angesichts dieser widersprüchlichen Entwicklungen warten einige Beobachter gespannt auf die Position des neuen US-Präsidenten Donald Trump zur Lage im Sudan und darauf, inwieweit die verhängten und mögliche weitere Sanktionen den Verlauf des Konflikts beeinflussen werden.

In diesem Zusammenhang meinte der an der University of Washington tätige Experte für Nordostafrika Yasser Zidan, der anhaltende Vormarsch der Armee auf Kosten der RSF werfe die Berechnungen hinter den US-Sanktionen über den Haufen: »Es gibt eine große Veränderung vor Ort. Die Armee hat die Initiative zurückgewonnen. Der Staat ist jetzt stabiler und ausgeglichener. Selbst in den Einflussbereichen der Schnellen Eingreiftruppen gibt es Spaltungen innerhalb der arabischen Kräfte, die diese Truppen früher unterstützt haben.«

Angesichts dieses sich beschleunigenden Zusammenbruchs ihres Einflussbereiches werden die RSF mit einem großen Legitimitätsproblem konfrontiert sein, was ihr Beharren auf einem Friedensabkommen, das sie wieder auf die politische Bühne bringen würde, erkläre. Zidan hält die Möglichkeit einer Intervention Trumps in den Konflikt für wenig wahrscheinlich und wies drauf hin, dass die afrikanische Akte im Allgemeinen in letzter Zeit keine Priorität in der US-Außenpolitik gewesen sei und die neue Regierung diesen Ansatz fortsetzen werde.

Der sudanesische Politologe Othman Fadlallah meint, dass die Sanktionen die Rolle der Vereinigten Staaten in der sudanesischen Krise negativ beeinflussen würden. »Die Sanktionen gegen Burhan und Hemedti werden den Krieg verlängern und ihr Beharren verstärken, sich einer Rückkehr an den Verhandlungstisch zu verweigern.«

Die Sanktionen würden auch die Rolle der USA bei der Vermittlung zur Beendigung des Kriegs einschränken, fuhr Fadlallah fort, da Washington damit »die beiden Männer, die Einfluss auf die Entscheidung haben, den Krieg fortzusetzen oder zu beenden, aus seinem direkten Kontaktkreis ausgeschlossen hat und sich mit ihnen auf einer niedrigeren diplomatischen Ebene befassen muss«.

Darüber hinaus habe der von der sudanesischen Armee erzielte Fortschritt auf dem Schlachtfeld ihr Interesse an einer militärischen Lösung des Kriegs verringert und die Chancen auf eine Verhandlungslösung zusätzlich geschwächt. Da Donald Trumps Handlungen jedoch nicht vorhersehbar sind, seien letztlich alle Szenarien möglich, auch wenn der Sudan derzeit keine Priorität für die USA habe.

Die Armee und die Schnellen Eingreiftruppen führen seit April 2023 einen Krieg, der nach Angaben der Vereinten Nationen und Khartums mehr als 20.000 Tote und etwa vierzehn Millionen Vertriebene und Flüchtlinge gefordert hat.

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