Von der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah gesammelte Informationen deuten auf laufende iranische Versuche hin, Sprengstoff, Geld und Know-how ins Westjordanland zu schmuggeln.
Palästinensische Terrorgruppen könnten innerhalb eines Jahres in der Lage sein, von dem auch als Samaria bekannten nördlichen Westjordanland aus moderne Raketen auf das Zentrum Israels abzufeuern, erklärten Sicherheitsbeamte der Palästinensischen Autonomiebehörde am Donnerstag gegenüber dem israelischen Rundfunksender Kan News. Nach Angaben des Kan-Korrespondenten für arabische Angelegenheiten, Elior Levy, wären diese Raketen fortschrittlicher als die primitiven Geschosse, die im vergangenen Jahr von der Region aus auf die israelischen Gemeinden Afula und Bat Hefer abgefeuert wurden, und hätten ähnliche Fähigkeiten wie jene, welche die Hamas vom Gazastreifen aus abgefeuert hat.
Die von Ramallah gesammelten Informationen deuten darauf hin, dass der Iran immer wieder versucht, Sprengstoff, Geldmittel und Know-how aus dem Libanon über Jordanien in das Westjordanland zu schmuggeln, heißt es in dem Bericht. Zellen der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads in der Region Dschenin haben in den vergangenen Monaten mindestens acht Raketen über den Sicherheitszaun in Richtung Israel geschossen. Bei keinem dieser Angriffe gab es Opfer oder Schäden.
Nachdem Israel am 9. Mai 2023 drei Kommandeure des Islamischen Dschihads ausgeschaltet hatte, sagte IDF-Sprecher Daniel Hagari, dass einer der drei, Tariq Muhammad Ezzedine, an der Beschaffung improvisierter Raketen beteiligt gewesen sei, die vom nördlichen Westjordanland aus auf israelische Bevölkerungszentren abgefeuert werden sollten.
Iranische Fingerabdrücke
In der vergangenen Woche führten jordanische Streitkräfte eine Razzia in zwei Lagerhäusern durch, in denen Sprengstoff im Auftrag der Islamischen Republik Iran gelagert wurde, wie arabische Medien berichteten. Die Lager befanden sich Berichten zufolge in einem Vorort von Amman in der Nähe eines von der US-Luftwaffe genutzten Flughafens. Kan News zitierte eine mit dem Fall vertraute Quelle mit den Worten, es werde angenommen, dass Teheran und seine Stellvertreter mit den Depots in Verbindung stünden, da die Fingerabdrücke des Irans überall auf den entdeckten Sprengkörpern zu finden seien.
Während die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) die Hamas im Gazastreifen bekämpfen, schürt Teheran weiterhin den Terror im Westjordanland, indem es das Gebiet mit Waffen überschwemmt, berichtete die New York Times vor zwei Monaten unter Berufung auf amerikanische, israelische und iranische Beamte. Bei den meisten der ins Westjordanland geschmuggelten Waffen handle es sich um Handfeuerwaffen und Sturmgewehre, so Analysten. Die Vereinigten Staaten und israelische Beamte erklärten jedoch, dass der Iran auch fortschrittliche Waffen einschmuggelt, darunter Panzerabwehrraketen und Panzerfäuste.
Im Westjordanland kam es im letzten Jahr zu einem dramatischen Anstieg der Terroranschläge im Vergleich zum Vorjahr, wobei die Zahl der Schusswaffenangriffe nach Angaben der IDF den höchsten Stand seit dem Zweite Intifada genannten Terrorkrieg in den Jahren 2000 bis 2005 erreichte.
Bei einem Besuch in der Region Binyamin im nördlichen Westjordanland im April schwor der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant, die iranischen Versuche, die Gewalt zu schüren, zu bekämpfen. »Auch hier in Judäa und Samaria versuchen die Tentakel des Irans, Terroranschläge zu verüben. Waffenschmuggel, Sprengstoff, Kader, Geld, Geheimdienst – alles, um israelischen Bürgern zu schaden«, so der Verteidigungsminister. »Es beginnt in Teheran und erreicht Beirut, Damaskus, Judäa und Samaria und Gaza. Die böse Hand des Irans ist überall zu sehen«, fuhr er fort und versprach, »diese grausamen Hände abzuschneiden, wo immer sie sind«.